Anton, Teil 71 (Der Beutedackel)
Am 3. September 1998 hatten wir Besuch von einer Bekannten, und die hatte ihren Dackel mitgenommen. Die beiden hatten einen weiten Spaziergang hinter sich, der ohnehin extrem ruhige Dackel wirkte fast ein wenig abgekämpft, nicht besonders unternehmungsfreudig.
Anton hatte gehört, dass jemand gekommen war, spazierte vor zur Einfahrt, als er plötzlich den Dackel entdeckte! Er stoppte, stellte sich auf die Zehenspitzen, bildete einen Katzenbuckel, fluffte seinen Schwanz und fauchte kurz. Ohne seine Körpersprache zu ändern, kam er näher.
Der Dackel passte genau in sein Beuteschema, wie er gleich darauf erkannte und schneller wurde, seine Jagdhaltung einnahm. Als er nur noch wenige Meter von seiner sicher geglaubten „Beute“ entfernt war, gelang es mir, ihn zu stoppen, indem ich mich ihm in den Weg stellte, die Arme ausbreitete und „Nein! Anton!“ rief.
Unsere Bekannte hatte den Dackel inzwischen auf den Arm genommen, der von der Gefahr, in der er schwebte, offensichtlich wenig mitbekommen hatte. Zumindest machte er keine Anstalten, zu fliehen. Anton dagegen war in Jagdlaune, und vermutlich sauer auf mich, weil ich ihn daran hinderte, loszuschlagen.
Da Dackel und Frauchen ohnehin gerade am Aufbrechen waren, gingen sie auf die Straße, gefolgt von Antons giftigen Blicken, der immer noch versuchte, an mir vorbei zu kommen, es schließlich in den Vorgarten schaffte.
Als die beiden schon fast das Ende unserer Straße erreicht hatten, ich war inzwischen auch auf dem Gehweg, um notfalls Anton abzufangen, falls er über den Zaun sprang, kletterte der auf die Gartensäule, wollte gerade zum Sprung ansetzen, um seinem “Opfer” zu folgen.
Das konnte ich gerade noch verhindern. Aber Anton war so stinkesauer, dass er mich in die Hand biss. Sehr schmerzhaft. Mein lautes „AUA!“ verstand er aber, begriff, dass er da wohl doch ein klein wenig überreagiert hatte, und sprang wieder zurück in den Garten.
Dort blieb er einige Zeit, untersuchte dann die Einfahrt auf Spuren, immer noch deutlich vom Jagdfieber gepackt. Als meine Mutter dann zwei Stunden später zu einer anderen Bekannten ging, dazu in die Richtung musste, in der Antons „Beute“ verschwunden war, ging Anton hocherfreut mit ihr mit.
War ein Superanblick, die beiden nebeneinander auf dem Gehweg zu sehen. Ich bin überzeugt davon, dass Anton davon ausging, dass sie jetzt zusammen den Dackel jagen und fangen würden…
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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