Anton, Teil 4 (Der Duft der Blüten)
Im April 1998 blühten im Vorgarten neben der Blutbuche mehrere Lungenkraut Pflanzen. Mir war zwar schon aufgefallen, dass Anton gelegentlich an Blüten schnuppert, aber das Lungenkraut schien es ihm besonders angetan zu haben. Wenn er nicht gerade etwas Wichtigeres vor hatte, blieb er gerne vor einer der Pflanzen stehen und genoss sichtlich deren Geruch.
Auf Menschen wirkt der Duft von Lungenkraut nicht besonders intensiv, ist aber wahrnehmbar. Man muss jedoch mit der Nase sehr nahe an die Blüten herangehen. Der Geruchssinn von Katzen scheint zwar dem des Menschen überlegen zu sein, aber nicht in dem extremen Ausmaß wie bei Hunden. Dennoch vermute ich, dass Katzen andere Anteile von Gerüchen aufnehmen, als wir.
Bei den Streifzügen mit Anton und der Beobachtung seiner ‘Schnuppererlebnisse’ wurde mir bewusst, dass sich Gerüche nicht kugelförmig um ihre Quelle herum ausbreiten, sondern in Form von Duftspuren. Mit etwas Übung kann man das ausprobieren: Wenn man einen Geruch wahrnimmt, kann es sein, dass man ihn bereits einen Meter neben dem Kernstrom verliert. Geht man zurück zu der Stelle, an der man den Geruch aufgenommen hat, kann man der Spur folgen, indem man links und rechts daneben schnuppert, und entscheidet, wo der Duft intensiver wird.
Anton zeigte gelegentlich ein sehr auffälliges Verhalten, wenn er die Markierung einer fremden Katze roch. Er lief an der Duftmarke vorbei, stutze kurz, schnupperte dann in die Luft und suchte die Umgebung mit den Augen und nach vorne gespitzten Ohren ab. Bei Markierungen von Katzen, mit denen er nicht befreundet war, sträubte er sogar ganz leicht die Nackenhaare. Allerdings konnte ich das nur in ‚seinem Territorium’ beobachten. Außerhalb mag das anders sein, aber dort war ich nie zusammen mit ihm unterwegs.
Das erstaunliche an Katzenmarkierungen ist: Man kann auch als Mensch lernen, verschiedene Katzen anhand des Geruchs ihrer Markierungen zu unterscheiden. Ist nicht ganz einfach, aber wenn es nur 4 oder 5 Katzen sind, durchaus zu schaffen.
Interessante Katzenbeobachtung!