Anton, Teil 32 (Kletterübungen)
Im Frühsommer 1998 hatte Anton die Weide in meinem Garten für sich entdeckt. Anfangs kletterte er noch vorsichtig hinauf, und genauso vorsichtig rückwärts wieder herunter. Nach ein oder zwei Versuchen fand er dann in 6 Meter Höhe einen Ast, auf dem er öfters lange saß und die Gegend beobachtete. Einmal wurde er dabei aufgeschreckt, als sich Nachbarn plötzlich laut unterhielten, womit er offensichtlich nicht gerechnet hatte, und er rutschte vom Ast!
Ich dachte: Jetzt fällt er, aber Irrtum! Anton klinkte sich blitzschnell mit den Krallen der Vorderpfoten am Ast ein, rollte irgendwie unter dem Ast durch und landete wieder auf ihm. Sah erstaunlich elegant aus. Fast wie beabsichtigt. (Und erinnerte mich fatal an eine Übung aus dem Turnunterricht, 30 Jahre zuvor: Den gefürchteten “Feldumschwung”, vor dem ich mich aber fast immer drücken konnte.)
Im Lauf der Zeit wurde ihm der ‚niedrige’ Ast dann zu langweilig, und er stieg höher hinauf. In 12 bis 15 Metern, ich kann das nicht so genau schätzen, gab es eine Astgabel. Und die wurde für einige Zeit sein Stammplatz auf der Weide. Wenn er hochrannte, ja, rannte, nicht kletterte – keine 10 Sekunden für 15 Meter – saß er oft bis zu einer Stunde in dieser Astgabel. Was tierisch unbequem aussah. Ich vermute, die Aussicht von dort oben muss grandios gewesen sein. Das war deutlich höher als die meisten Häuser in der Gegend.
Anton verbesserte auch seine Technik, um wieder herunter zu kommen: Kopf voraus. Kein Witz. Anton rannte den senkrechten Baum kopfvoraus herunter! In 3 bis 6 Meter über dem Boden sprang er dann ab, landete in der Wiese, wo er nur wenige Meter “Landebahn” benötigte, um zum Stehen zu kommen.
Und das erstaunliche daran war: Diesen Stunt führte er nur vor, wenn er Zuschauer hatte. Alleine, oder wenn er sich unbeobachtet fühlte, kletterte er ganz normal herunter. Imponiergehabe unter Halbstarken? Manchmal hatte ich fast den Eindruck. Andererseits hat Anton sich nie überschätzt. Keine Abstürze, keine Verletzungen.
Die Weide steht übrigens immer noch, ist noch ein paar Meter höher gewachsen, und der Efeu, hier im Bild als ganz kleine Schlingpflanze zu erkennen, überwuchert inzwischen den ganzen Baum. Ich hoffe nur, dass sich Efeu nicht wie eine Würgfeige verhält, und ich in ein paar Jahren anstelle einer Weide eine Hohlstruktur aus Efeu habe…
Bürgerreporter:in:B Göpfert aus München |
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