Anton, Teil 20 (Das Glockenspiel)

Anton vor dem Sprung

An einem Samstag Nachmittag im Sommer 1999 ließen sich Anton und ich hinten im Garten die Sonne auf den Pelz brennen. Einmal gar nichts machen, eine Stunde lang faul herumlungern. Musste auch mal sein.

Irgendwann hörte ich eine Katzenglocke, etwas weiter weg zwar, aber sehr deutlich. Anton schnellte hoch, spitzte die Ohren. Eine unbekannte Katze? Eher ein ganzes Rudel! Wenn ich schon mindestens 10 verschiedene Glöckchen hörte, wieviele zählte dann Anton? Na gut, maximal 8. Weiter können Katzen nämlich gar nicht zählen. Anton stand auf, schlich ganz vorsichtig in Richtung Zaun, um nur ja nicht gesehen oder gehört zu werden. Aber er musste schließlich wissen, was hier los war! In seinem Revier!

Ich ihm nach, ebenfalls im „Schleichgang“, genau wie Anton es mir bei unseren nächtlichen Exkursionen beigebracht hatte. Ohne ein Geräusch zu verursachen, was bei meinen 100 Kilo Lebendgewicht gar nicht so einfach ist, erreichten wir den Zaun. Das fremde Katzenrudel war deutlich zu hören, bewegte sich also immer noch. Wir hatten Sichtschutz durch das Nachbarhaus, hinter dem der oder die Fremden offensichtlich spazieren gingen.

Anton sprang auf das Klettergerüst unserer Brombeersträucher – die eine Jahresration Brombeerkuchen und Marmelade für 3 bis 4 Leute produzieren – und starrte über den Zaun. Und das, ohne auch nur das kleinste Geräusch mit seiner eigenen Glocke zu machen.

Das Foto stammt übrigens nicht von diesem Tag, – ich hatte leider keine Kamera dabei - sondern entstand etwa zwei Wochen später, als Anton Erich besuchen wollte. Da Anton von hier aus nicht sehen konnte, was drüben geschah, sprang er in den Nachbargarten. Wieder ohne ein Geräusch zu machen. Ich konnte es kaum fassen, wie perfekt er seine eigene Glocke beherrschte. Die klingelte wirklich nur, wenn er das wollte. (Soviel zu: Katzen müssen Glöckchen tragen, damit die armen Vögel gewarnt werden…)

Geschickt jede Deckung ausnützend schlich Anton vor bis zur Ecke des Nachbarhauses. Ich folgte ihm geduckt im eigenen Garten, immer bemüht, keinen Lärm zu machen. Von der Hausecke aus war immer noch nichts zu erkennen, die Nachbarsterrasse mit ihrer Thujenhecke war im Weg. Anton schlich – fast auf dem Bauch – weiter, bis er an den Thujen vorbei sehen konnte. Ich war auf meiner Seite des Zauns inzwischen auch so weit.

Und dann sahen wir das fremde „Katzenrudel“! Ein Freund des Nachbarsohns war zu Besuch gekommen, und der trug ein auffälliges Kostüm, vielleicht das eines Moriskentänzers oder von Till Eulenspiegel, da war ich mir nicht so sicher. Das Kostüm war voll mit kleinen Glöckchen, und die klingelten bei jeder Bewegung. So im nachhinein bedauere ich es, nicht gefragt zu haben, ob er in einer Theatergruppe spielt oder wozu das Kostüm gedacht sei. Wollte aber auch nicht zu neugierig sein.

Anton war immer noch fasziniert, konnte nicht fassen, was er da sah. Also schlich er sich weiter an. Schließlich schaffte er es, sich ungesehen in einem Gebüsch zu verstecken, nicht einmal einen Meter von den Beiden Freunden entfernt. Dort blieb er sitzen, beobachtete, ohne selbst gesehen zu werden und warte ab, was noch geschehen würde.

Nach einer halben Stunde gingen die beiden dann zusammen aus dem Nachbargarten, gefolgt von Antons Blicken. Erst als sie außer Hörweite waren, und bei Katzen ist das wirklich ziemlich weit, verließ Anton sein Versteck und kam zurück. Mit in der Sonne liegen war jetzt natürlich nichts mehr. Dazu waren wir nach diesem „Abenteuer“ beide zu aufgedreht.

Bürgerreporter:in:

B Göpfert aus München

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