München, Deine Straßen!
Die digitale Kunstinitiative "Memory Gaps" mahnt erneut die überfällige Umbenennung der Münchner Hilblestraße ein.
Friedrich Hilble war einer von vielen "überaus pflichtgetreuen" städtischen Beamten in München, der sich in den 1930er-Jahren durch nahezu "uneingeschränkte Loyalität" zum NS-Regime "überaus verdient" gemacht hatte. Er agierte offen antisemitisch, indem er als Leiter des städtischen Wohlfahrtsamtes bis 1937 unter anderem die Sozialhilfe für zahlreiche Juden verweigerte und darüber hinaus, aufgrund penibelster Befolgung und Auslegung der NS-Gesetzgebung, direkt und indirekt an der Deportation jüdischer Mitbürger und sogenannter "Asozialer" in Konzentrationslager beteiligt war.
Seit 2015 erinnert Memory Gaps an Henriette Rothkirch (* 09. Dez. 1900 in München; † 31. März 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg a. d. Saale). Henriette Rothkirch wurde am 24. Februar 1939 in Wien verhaftet, zunächst in das KZ-Lichtenburg, wenige Monate später in das KZ-Ravensbrück deportiert und zwei Jahre später in der NS-Tötungsanstalt Bernburg ermordet. Die Haftgründe lauteten: "Jüdin" und "politischer Widerstand".
Anstelle von Friedrich Hilble sollte künftig in Neuhausen-Nymphenburg an Henriette Rothkirch erinnert werden. Bis zum heutigen Tag existiert in München keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Hilble heute noch eine Straße im Münchner Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg benannt.
Ein Blick auf die Straßenkarte Münchens zeigt, dass die Hilblestraße direkt auf die Dachauer Straße stößt. Memory Gaps regt auch deshalb erneut an, die nach Friedrich Hilble benannte Straße umzubenennen, da man sich kulturell nicht ohne Weiteres an der Ecke Hilble- und Dachauer Straße verabreden kann. Solche Straßen sollten verkehrsplanerisch keinesfalls auf einander treffen, denn derart harte und zudem nicht kontextualisierte Berührungspunkte können niemals zu Brücken für die Zukunft werden.
Zur aktuellen Ausstellung von Memory Gaps ::: Erinnerungslücken
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