Helmut Kohl: «Am Arsch des Propheten» - Was die Geheimprotokolle mitteilen
Das Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" veröffentlichte am Montag dieser Woche brisante Enthüllungen rund um die Geheimprotokolle, die der Journalist und Ghostwriters Heribert Schwan in den Jahren 2001 und 2002 aufzeichnete (Medien hatten berichtet).
In einem der Gespräche kritisierte Kohl zudem auch die vorherrschende Meinung, die Bürgerrechtsbewegung hätte den Zusammenbruch in der DDR herbeigeführt. Dem sei "in erster Linie" nicht so gewesen, so Kohl.
Vielmehr sei Gorbatschow "die Bücher durchgegangen" und habe festgestellt, dass er "am Arsch des Propheten" sei, zitiert das Nachrichtenmagazin den Altbundeskanzler. Den ehemaligen niedersächsischen CDU-Chef Wulff bezeichnete Kohl zudem als "Verräter" und als "Null".
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/helmut-k...
(VL) Welchen "Propheten" der Altkanzler meinte, sei mal dahingestellt. Viel interessanter ist vielleicht ein ganz anderer Aspekt. So geht aus dem Bericht ja auch hervor, dass Kohl über die damals noch CDU-Vorsitzende Merkel gesagt haben soll, sie habe "keine Ahnung" und könne sich beim Essen nicht "benehmen", was doch sehr erstaunt, hatte Kohl sie in früheren, öffentlichen Verlautbarungen doch eher gelobt und sich sogar gewünscht, dass sie mal Bundeskanzlerin wird. War es nicht auch Helmut Kohl, der Merkel früher mal als sein "Mädchen" bezeichnete? Wie passt das zusammen? Heute Lob, morgen Tadel? Es wäre doch eine einzige große Heuchelei, wenn man öffentlich anders spricht als intern denkt, oder hat der Altkanzler seine Meinung zu Merkel einfach nur geändert? Vielleicht, weil sie sich abwandte von ihm?
Ende 1990 taucht Merkel wie aus dem Nichts in der Bundespolitik auf. Knapp zehn Jahre später - und seit dem 10. April 2000 - ist sie Bundesvorsitzende der CDU und seit dem 22. November 2005 auch deutsche Bundeskanzlerin. Die Kohl-Protokolle datieren mit 2001 und 2002 also in eine Zeit, in der Merkel rasant aufstieg und vielleicht war Kohl ja einfach nur enttäuscht darüber, dass Merkel sich im Rahmen der CDU-Spendenaffäre dann gegen ihn stellte. Damals bestätigte sie, dass bei der Überprüfung der CDU-Kassenbücher weitere Millionen „unbekannter Herkunft“ aus der Amtszeit Kohls entdeckt worden seien.