Starnberg am See - eine reiche Gemeinde. Aber nur für Reiche.
Wenn Sie diese Bilder sehen, befinden Sie sich unter dem Bahnhof einer der reichsten Gemeinden Deutschlands. Sie müssen unter dieser Unterführung hindurch, wenn Sie auf die Gleise wollen. Und Sie müssen durch, um für die Seerundfahrt in das Schiff zu steigen, oder auch nur, um zum anderen Ufer zu kommen oder wenn Sie sommers zum Essen oder Tanzen via Undosa schlendern - der Anblick dieser Unterführung wird Ihnen nicht erspart bleiben. Ich schreibe von Starnberg, Starnberg am Starnberger See. Hier wohnen reiche Leute, viele. Und Millionäre, sehr viele. Aber Millionäre und Menschen, die es sich leisten können, kommen nicht auf Bahnhöfen an, fahren nicht mit dem Zug und unternehmen auch keine Seerundfahrt auf dem Schiff. Sie haben ihre eigenen Boote, mit denen sie den See befahren und genießen können. Und die wohnen auch nicht in der Nähe vom Bahnhof, sondern haben möglicherweise ein Grundstück am See oder mit Zugang zum See, mindestens aber mit Blick auf den See.
Als ich zum letzten Mal in Starnberg war, sind mir viele „Menschen mit Alkoholproblemen“ aufgefallen, die ihren Durst lautstark auf der Promenade gestillt haben. Auf der Seepromenade. Dieses Mal waren es zwei Frauen, die einen über den Durst getrunken hatten.
Wo bleibt das Geld der Starnberger Millionäre? Kriegt die Gemeinde davon nichts ab? Oder gibt sie es nur nicht weiter? Und das Geld, was die Besucher nach Starnberg tragen, wenn sie im Sommer in Scharen zum Schiffchenfahren kommen? Kommt davon auch nichts in die Kasse für Ortsverschönerung oder Ortsaufbereitung?
Ach, ein bisserl was wird schon eingegangen sein bei der Gemeinde, denn ich muss fairerweise mitteilen, dass nun die Dächer des Bahnhofs repariert werden. Das steht auf einem Zettel, den ich zufällig in einer glaslosen Vitrine an der Wand in der Unterführung entdeckte. Zur Zeit steht man jedenfalls ganz schön im Regen auf dem Starnberger Bahnhof. Dann bleibt aber immer noch diese hässliche Unterführung… - da hilft auch das schönste neue Starnberger-See-Schiff nichts, denn nach genossener Rundfahrt muss man wieder durch die Unterführung nach Hause gehen. Der letzte bleibende Eindruck eines schönen Tages könnte doch wahrlich ein anderer sein.