Ablenkungsmanöver der Lebensversicherer
Schädigt die EZB uns Sparer wirklich?
www. vorsorgeluege.de Newsletter 15/2013
Seltsame Einigkeit herrscht in diesen Tagen: EZB-Chef Draghi schädigt mit der Zinssenkung auf 0,25 Prozent die Vorsorgesparer, während sich die Aktionäre über eine neues Kursfeuerwerk freuen können. Doch stimmt das überhaupt?
So scheren sich die Zinssätze am Bankschalter vielfach erstaunlich wenig um den EZB-Zins. Die betragen für Konsumentenkredite in der Regel 5 bis 7 Prozent und oder für das Kontoüberziehen glatt das Doppelte! Und was ist mit des Deutschen liebster Altersvorsorge: Der Lebensversicherung? Weshalb soll die inklusive der staatlich verordneten Riester-Rente am Ende sein, nur weil der Zentralbankzins von 0,5 auf 0,25 Prozent fällt? Fakt ist: Schon in der Vergangenheit waren die Zuteilungen an die Kunden mehr als mickrig. Und das obwohl die Versicherer mit ihren Kapitalanlagen im vergangenen Jahr noch eine Nettoverzinsung von stolzen 4,6 Prozent erwirtschafteten. Wenn sich private Lebens- und Rentenversicherungen für Kunden nicht mehr lohnen, dann liegt das an hausgemachten Problemen: Hohe Kosten, eine intransparente Zuteilung von Überschüssen und das Abzweigen von milliardenschweren „Sterblichkeitsgewinnen“. Wenn nun der Niedrigzinspolitik der schwarze Peter zugeschoben wird, ist das ein billiges Ablenkungsmanöver. Lebensversicherer könnten mehr zuteilen, wenn sie wirklich wollten. Außerdem: Wer verbietet es eigentlich den deutschen Lebensversicherungen in Aktien und Immobilien zu investieren? Diese beiden Anlagegruppen gehören nach allgemeiner Lesart zu den großen Gewinnern der EZB-Billigzinsen. Und spielen in den Anlagen der Versicherer aktuell nahezu keine Rolle.
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Na ja, ganz so einfach ist das wohl nicht.
Wie die Lebensversicherer die Kundengelder anlegen dürfen, regelt ein Gesetz, das Versicherungsaufsichtsgesetz. Das Handelsblatt hat hier mal genau aufgeführt, was möglich ist - und was nicht.
Unabhängig davon: Geld heckt von alleine kein Geld. Das ist doch klar, oder? Menschen müssen etwas tun, um "mehr Wert" (marxistisch Mehrwert) zu produzieren.
Und jetzt kommt der Casus Cnacktus: In unserem Geld- und Wirtschaftssystem kann "mehr Wert" nur in Sachanlagen realisiert werden . Nie in Geldvermögen. Weil die Summe der Geldvermögen weltweit genau N U L L ist. Oder anders ausgedrückt: Jeder Forderung auf Geld steht in derselben Höhe eine Verbinlichkeit gegenüber. Und das ist für den Geldsparer, egal ob Riesterrente, Lebensversicherung, Sparbuch oder was auch immer, ein erhebliches Problem.
Denn: Es gibt keine guten Schuldner mehr - jedenfalls nicht bei den derzeitigen Bedingungen. Oder wie ist das sonst zu verstehen, wenn überall auf der Welt Schuldenbremsen eingeführt werden. In Hessen war eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung dafür, die Schuldenbremse in die Verfassung zu schreiben. Leider haben damals Herr Koch, die SPD, Grüne und FDP vergessen, den Menschen zu erklären, dass mit der Schuldenbremse auch eine Guthabenbremse eingeführt wird. Das eine ist ohne das andere nämlich nicht zu haben.