Brazilian Jiu Jitsu: Meisterschaften und Mattenpädagogik

Pädagoge Michael Schey gibt den kleinen Kampfsportlern Tipps.
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Meitingen Grund zum Feiern bei den Kampfsportlern der Roll`n Flow Academy: Bei den Süddeutschen Meisterschaften in Brazilian Jiu Jitsu in Ulm konnten mehrere Medaillen mit nach Hause gebracht werden. Benedikt Böck aus Westendorf sicherte sich in der Blaugurtklasse den dritten Platz, Paulina Mazurowska (Weißgurt) aus Wertingen erkämpfte sich in ihrem ersten Wettkampf ebenfalls Bronze. Trainer Michael Matzner (Braungurt) aus Ehingen holte sich als frischgraduierter Braungurtträger den zweifachen Titel als Süddeutscher Meister in Gi und NOGI (mit und ohne Kampfanzug). Er ging in der höchsten Klasse braun-schwarz an den Start. Für Michael Matzner reiht sich der Titel in ein erfolgreiches Wettkampfjahr ein. Im Mai ging er bereits in Regensburg als Sieger im „German Kumite“ hervor – ein nationales Turnier, bei dem ohne Zeitlimit und ohne Gewichtsklassen gekämpft und nach Submission (Aufgabe) entschieden wird.
Für den 26 jährigen Ehinger ist Brazilian Jiu Jitsu längst mehr als ein Hobby. Er hat die sportliche Leidenschaft nach dem Studium in Pädagogik und Sportdidaktik zum Beruf gemacht. Schon während des Studiums an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg unterrichtete er Brazilian Jiu Jitsu im Rahmen des Hochschulsports. In der Heimatgemeinde ermöglichte es der Ehinger Sportverein, dass die Sparte Kampfsport angeboten wurde. Nach dem Abschluss des Studiums eröffnete er nicht nur eine Kampfsportschule, sondern hat zusammen mit Studien- und Sportkamerad Michael Schey (Nordendorf) das Konzept „Mattenpädagogik“ entwickelt. Unter dem Aspekt „Stark auf der Matte, stark im Leben“ bringt das Team Schey/Matzner seit eineinhalb Jahren Kindern und Jugendlichen „gewaltfreien Kampfsport“ nahe. In Schulen und pädagogischen Einrichtungen sind sie in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Augsburg und sozialen Einrichtungen unterwegs – im engen Austausch mit Lehrern und Erziehern - um auf der Basis von Brazilian Jiu Jitsu friedliches Rangeln und Raufen mit klaren Regeln und in abgestecktem Rahmen zu unterrichtet. „Vor allem Jungs profitieren von dieser Entwicklung. Sie fördert Schlüsselkompetenzen und befriedigt den völlig natürlichen Drang von Kindern, sich zu balgen und Kräfte zu messen“ sind die beiden Pädagogen überzeugt. „Brazilian Jiu Jitsu, das sich auf den Bodenkampf konzentriert, eignet sich hierfür besonders gut. Denn es werden keine Schläge und Tritte ausgeteilt, sondern nur mit Hebelgesetzen und eigener Körperkraft gearbeitet. Die gegenseitige Achtsamkeit und Wahrnehmung beim friedlichen Kämpfen schafft ein gelungenes Sozialverhalten.“ beschreiben die beiden Pädagogen einige Vorzüge. Zudem sei bei den Kindern strategisches Denken und Durchhaltevermögen gefragt, wenn sie sich in einer Kampfsituation in der schlechteren Position befinden. „Punkte, die sich auf jede Alltagssituation übertragen lässt und Ruhe und einen klaren Kopf erfordern“ so die Kampfsportler.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer sportpädagogischen Arbeit ist es, Kinder durch Sport Werte zu vermitteln und zum regelmäßigen Sporttreiben zu motivieren. Und auch die Mobbingprävention gehört zum Konzept der Mattenpädagogik. „Einfache, effektive Griffe im Falle eines Angriffs sind äußerst wirkungsvoll als Selbstverteidigung, verbunden mit verbalen Strategien und einem selbstbewussten Auftreten im Vorfeld. Wenn ein Kind weiß, dass es sich im Notfall verteidigen kann, werden Mobbingattacken und mögliche Angriffe im Alltag meist im Kern erstickt“ sind sich die beiden Matten-Pädagogen einig. Schey und Matzner freuen sich natürlich, dass auch im neuen Schuljahr wieder an zahlreichen Schulen und pädagogischen Einrichtungen des Landkreises (und darüber hinaus) ihr Konzept gefragt ist. „Die pädagogische Ausbildung verbunden mit der Begeisterung und Erfahrung im Kampfsport ist eine ideale Verknüpfung“ sind sich die beiden einig. Erst einmal steht jetzt aber in den Ferien eine Trainingsreise zum 8- fachen Weltmeister Andre Galvao an – zur eigenen sportlichen Weiterentwicklung. Für die beiden Pädagogen und Kampfsportler sie ist es „ein Traum“, dass sie ihre Sportbegeisterung und Erfahrung im Beruf umsetzen können und Kinder davon auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden profitieren. Ihr nächstes Ziel ist es, pädagogische Fachkräfte in „Mattenpädagogik“ zu schulen.

Bürgerreporter:in:

Monika Matzner aus Ehingen

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