Ausbildungsstart
Julia Lindenmayr wurde mit 30 Jahren Hospizbegleiterin

Julia Lindenmayr ist ein Fan von Polen. Dieses Bild ist auf dem Kosciuszko-Hügel in Krakau entstanden. Nun ist die jüngste Absolventin der Hospizbegleiter-Ausbildung in Meitingen zurück im Lechtal. | Foto: privat
  • Julia Lindenmayr ist ein Fan von Polen. Dieses Bild ist auf dem Kosciuszko-Hügel in Krakau entstanden. Nun ist die jüngste Absolventin der Hospizbegleiter-Ausbildung in Meitingen zurück im Lechtal.
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Im September 2021 schlossen acht Hospizbegleiterinnen ihre Ausbildung für dieses ganz spezielle Ehrenamt beim Hospizdienst Meitingen Augsburg-Land Nord ab – und das nach zahlreichen pandemiebedingten Hindernissen. Nun soll – fernab von Einschränkungen und Vorgaben – die nächste Ausbildungsrunde starten. Am 29. September startet die Ausbildung für die neue Generation der Hospizbegleiter und Hospizbegleiterinnen. Doch wer ist eigentlich für die Ausbildung gemacht? Die jüngste Teilnehmerin, die beim Hospizdienst Meitingen Augsburg-Land Nord die Ausbildung absolviert hat, stellte sich bereits mit 30 Jahren dieser ungewöhnlichen Herausforderung.

Gerade ist Julia Lindenmayr aus Polen ins Lechtal zurückgekehrt. Nach ihrer Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie absolvierte sie eine Logotherapie-Ausbildung in Tübingen und tingelte regelmäßig nach Stettin (Polen), um mitunter aus Liebe zum Land ihre polnischen Sprachkenntnisse aufzubessern. Nun ist Julia Lindenmayr zurück in der Heimat und möchte dort anknüpfen, wo sie einst eine ganz ungewöhnliche Ausbildung absolviert hat: Vor einigen Jahren war sie die jüngste Teilnehmerin der Hospizbegleiter-Ausbildung, die sie im Herbst 2018 begonnen und im Februar 2019 abgeschlossen hat. Mit gerade mal 30 Jahre wagte sie es, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, Schwerstkranke und Sterbende sowie deren Angehörige auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Doch warum eigentlich?

„Wir hatten in der Familie bereits Pflegefälle, außerdem war ich nebenberuflich über ein Jahr bei einem Bestattungsdienst tätig“, berichtet Julia Lindenmayr und ergänzt: „Damit war mir das Thema nicht komplett fremd.“ Als die Annonce in der Zeitung erschien – dass ein neuer Kurs starten sollte – machte sie ihre Familie darauf aufmerksam mit dem Hinweis, dass das vielleicht etwas für sie wäre – und so war es dann auch. Ohne eine genaue Vorstellung, wie die Ausbildung aussehen könnte, meldete sie sich für weitere Informationen und letztlich auch für die Ausbildung an und erklärt rückblickend: „Was ich sehr bemerkenswert fand, war die Organisation rund um den Kurs, die vielen Themenbereiche die berührt wurden, und vor allem die professionellen Dozenten.“

Das gesamte Portfolio an Inhalten bezeichnet Julia Lindenmayr als Bereicherung und erklärt: „Sicher spricht einen so manches Thema eher an als andere – das hängt auch von der individuellen Erfahrung ab.“ Sie selbst konnte an jedem Kurswochenende etwas für sich mitnehmen – „manchmal ein kleines Zitat, manchmal einen größeren Aha-Effekt“, verrät sie. Eine Herausforderung sei es dennoch gewesen, sich über ein halbes Jahr hinweg tiefergehend mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Beim Ausfüllen einer Patientenverfügung, bei der Grabpflege oder beim Aufsetzen eines Testaments könne man noch Distanz halten, erklärt die zertifizierte Hospizbegleiterin. Doch die Inhalte während der Ausbildung gehen deutlich tiefer.

„Was für mich sehr bereichernd war, war der Austausch mit den anderen Mitgliedern“, erinnert sich Julia Lindenmayr und spricht sowohl von einer fachlichen als auch von einer privaten Bereicherung. „Wir waren eine bunt gemischte Gruppe an Personen jeglichen Alters und aus verschiedensten Berufsfeldern. Und obwohl man zwischen den Kurswochenenden keinen Kontakt hatte, konnte man einfach dort anknüpfen, wo man letztes Mal stehen geblieben war.“ Zur Ausbildung rät sie eigentlich jedem, der gewillt ist, sich eine Weile mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Eine Beschränkung auf ein Alter oder eine Berufsgruppe sieht Julia Lindenmayr nicht.

Die jüngste Hospizbegleiterin des Meitinger Hospizdienstes, die kurz nach ihrem Ausbildungsende ins Ausland reiste, hatte im Lechtal noch keine Möglichkeit, einen Schwerstkranken, einen Sterbenden oder dessen Angehörige zu begleiten. Die Einsätze und Begleitungen richten sich immer auch nach der aktuellen, privaten Situation der Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter, erklärt Mandy Regis-Lebender, die Koordinatorin des Hospizdienstes Meitingen Augsburg-Land Nord. Doch auch ohne Einsatz als Hospizbegleiterin war Julia Lindenmayr ein Stück weit beratend tätig – für Menschen, die derzeit Pflegefälle in der Familie haben, berichtet sie. Zudem helfe ihre Ausbildung dabei, ein Tabu-Thema anzusprechen. Viele Menschen möchten sich gern mit den Themen Tod und Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen, aber es werde allgemein nicht sehr viel darüber gesprochen. „Da reichte es manchmal schon zu erwähnen, dass ich so einen Kurs besucht habe und schon entstehen die schönsten Gespräche“, erinnert sich Julia Lindenmayr, die nun – zurück in der Heimat – auch wieder aktiv beim Meitinger Hospizdienst einsteigen möchte.

Die nächste Ausbildungsrunde startet Ende September

Am 29. September 2023 startet die Ausbildung für angehende Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter. Welche Voraussetzungen Interessierte erfüllen sollten und welche Ausbildungsinhalte zu erlernen sind, kann unter hospizdienst-meitingen.de nachgelesen werden. Für Rückfragen und um sich anzumelden, wenden sich Interessierte telefonisch oder per Mail direkt an den Hospizdienst: Telefonnummer 08271-8120222, E-Mail: hospiz@sozialstation-meitingen.de.

Bürgerreporter:in:

Steffi Brand aus Meitingen

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