Tödlich verunglückt

Liebe Leserin, lieber Leser,

er ist am Arbeitsplatz tödlich verunglückt. Ein Unfall.

Sofort tauchen Fragen auf:
Muss das jetzt wirklich sein? Wie kam es dazu? Wer ist schuld? Der Verunglückte oder seine Arbeitskollegen? Warum nur musste das passieren?

Der Chef ruft mich als Pfarrer.
Wir setzen uns zusammen. Zunächst ist es still. Dann stehe ich im Mittelpunkt. Sie sagen mir, was sie so ratlos, so hilflos macht. Einiges wird klarer.

Doch am Ende immer derselbe Punkt:
Was passiert ist, macht keinen Sinn.

Auch ich als Pfarrer weiß nicht, warum Gott so etwas zulässt. Lieber frage ich ihn, warum er es nicht verhindert hat. Auch ich habe meine Zweifel, meinen Schwierigkeiten mit Gott.

Am Ende wollen sie noch beten. Und es hilft.
Wir finden zwar keine Antworten, aber doch ein wenig Trost. Wir können all unsere Not, all unsere Angst und all unsere Zweifel vor Gott legen. Wir können loslassen und in Gottes Hände legen, was wir nicht ändern können. Wir sagen Gott alles, was uns bedrückt und belastet.
Und das erleichert.

Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, immer ein Zeichen der Hoffnung an Ihrem Horizont Machen Sie es gut!

Ihr Pfarrer Markus Maiwald aus Meitingen

PS: An Karfreitag und Karsamstag - Jesus Christus ist tot - legen wir all unsere Dunkelheiten hin vor das Kreuz Jesu Christi, vor sein Grab. Wir sehnen uns nach dem Licht.
Herzliche Einladung zum Jugendgottesdienst an Karsamstag um 17 Uhr 30, zum Ostermorgengottesdienst um 5 Uhr 30 und zum Osterfestgottesdienst um 9 Uhr 30!
Möge Jesus Christus mit seinem Licht
Ihre Dunkelheiten erhellen.

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12 Kommentare

Lieber Markus,
Deine lange Antwort zeugt von tiefer Gewissensnot und dem Versuch, das Unfassbare zu verstehen. Natürlich musst Du als Priester am Grab immer wieder Anghörige trösten, für die man im Grunde genommen keinen Trost hat. Aber der Trost ist Gott. Er lässt die Hinterbliebenen nicht im Stich, wenn sie auf ihn vertrauen - und ihm nicht die Schuld geben für das, was geschehen ist.
Das Wissen, dass vieles (wenn nicht sogar alles) an Negativem, was einem im Leben widerfahren ist, irgendwann einen Sinn macht, ist eine persönliche Erfahrung (und zeigt sich oft auch in der Geschichte).

Rein theologisch hat Gott diese Welt nach den bestmöglichen Gesichtspunkten geschaffen, als "die beste aller Welten" (Leibniz). Das größte - aber auch gefährlichste! - Geschenk, das er uns Menschen dabei gegeben hat, ist die Freiheit, sich für das Gute oder gegen das Gute zu entscheiden. Daher greift er auch nicht ein, wenn sich Menschen gegen das Gute entscheiden (ich sage bewusst nicht, für "das Böse", weil der Begriff kulturell sehr vorbelastet ist).

Vor allem aber greift Gott nicht in Naturgesetze ein. Als der Tsunami Ende 2004 ca. 300.000 Menschenleben forderte, war dies ein Naturgesetz, denn Plattenverschiebungen lösen Erd- oder Seebeben aus (so auch L'Aquila in der verg. Woche). Es ist nicht Gott, der diese Katastrophen auslöst oder gar will, um die Menschen zu bestrafen!
(Diese These, die Pfarrer Gerhard Maria Wagner aus Windischgarsten, der Weibischof von Linz werden sollte, für San Francisco aufstellte - die Zerstörung der Stadt als Strafe Gottes für einen sündhaften Lebenswandel - ist für mich eine extrem unchristliche Sichtweise.)

Rache und Strafe, das sind Kriterien des Gottes aus dem Alten Testament, der ein Privatgott des Volkes Israel war, dem damals einzigen monotheistischen Volk der Erde. Aber es sind nicht die Kennzeichen des liebenden Gottes aus dem Neuen Testament.

Auch der Gedanke der Theodizee ist irreführend: Gott hat nicht die Welt und den Menschen geschaffen, lehnt sich dann genüsslich zurück und schaut zu, was so passiert.
Aber Gott nimmt uns die Verantwortung für unser Handeln nicht ab. Wenn wir folgenreiche Fehler machen, können wir nicht Gott dafür zur Rechenschaft ziehen. Und nochmals:

Gott greift nicht in Naturgesetze ein. Und wenn es Todesfälle durch Unglücke gibt (z.B. auch das Massaker von Winnenden), dann kann ich als betroffener Angehöriger Gott um Trost bitten, aber bitte nicht ihm die Verantwortung oder gar Schuld dafür zuschieben. Die liegt einzig und allein in der unbegreiflichen Tat des Tim K. - der vielleicht vor Gott auch noch Gnade findet, wenn er sich in innerer Verzweiflung an ihn gewandt hat.

Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob Gott so ein grauenhaftes Geschehen in seiner Allmacht nicht verhindert hat - oder ob er es (bewusst) zugelassen hat! Darum geht es mir.

naja, da rührst du an die theodizee-frage. die antwortmöglichkeiten der theologen darauf ist vielspältig. markus orientiert sich an Klaus Bergers neutestamentlich-exegetischer antwort in dessen buch "Wie kann Gott Leid und Katastrophen zulassen?". sie ist ihm am verständlichsten. er schließt sich nicht so gerne holistischen weltbildern an, die seiner meinung nach nicht dem glauben und der bibel entsprechen.

Liebe Beate,
seit über Gott diskutiert wird, werden die wesentlichen Fragen kontrovers diskutiert. Sonst gäbe es weder unterschiedliche Religionen noch unterschiedliche theologische Ansätze.
Die Grundsatzfrage ist doch: Wie / als was sehen wir Gott oder die "richtige" Religion?
Für mich ist hier Gotthold Ephraim Lessing eine der wichtigsten Quellen, wenn er seinen Nathan verkünden lässt, dass derjenige die richtige Religion habe, der durch sein (gutes! mitmenschliches!) Handeln beweist, dass er die richtige - also eine gute, mitmenschliche - Religion habe.
Wie sollte eine gute, mitmenschliche Religion einen weniger guten, von Rachegedanken geleiteten Gott haben können?

Ist dieses Denken unbiblisch? Und wenn es nicht "dem Glauben" entspricht: Welchem Glauben entspricht es nicht? Zumindest kann das dann nicht mein Glaube sein und der der meisten meiner Freunde.

Gott ist nur gut und will nur das Gute. Das Negative kommt nicht von Gott. Es widerspricht seiner Wesensart. Ob dieses Denken "holistisch" oder "esoterisch" ist, spielt für mich keine Rolle. Und was die Bibel angeht:
Ich trenne bewusst zwischen AT und NT. Im NT begegnet uns der liebende Gott, der uns sogar die Feinde lieben lehrt.

Daran messe ich den "Wert" eine Religion: Sie stiftet Frieden - und die Versöhnung der Menschen mit sich selbst. Durch einen liebenden Gott - und durch meine Taten, die sich dieser Liebe als würdig erweisen oder ihr entsprechen.

Aber das wäre vielleicht eine ganz andere Diskussion. Das Buch von Klaus Berger interessiert mich dennoch. Wie ist seine Antwort auf die Themafrage?

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