"Niemand muß am Rande stehen bleiben."
Liebe Christin, lieber Christ,
sich ausgestoßen zu fühlen, ein Fremdkörper zu sein, keine Geborgenheit spüren, nicht hier geboren zu sein, sich als Fremdling in einer Gemeinschaft zu fühlen, sich einsam und verlassen zu fühlen - das ist schrecklich.
Jeder von uns wird das schon erlebt haben.
Ich denke an mein vierzehntes Lebensjahr zurück. Meine Eltern waren mit uns umgezogen. Im alten Jahr war wir noch mit dem Bus in die alte Schule gefahren, doch mit dem neuen Jahr fingen wir in der neuen Schule an. Alle Freunde hatte ich verloren. Niemanden kannte ich in der neuen Schule. Und unsere neue Klasse war riesig - 42 Schüler.
Für mich ziemlich unübersichtlich.
Viele beachteten mich gar nicht. Sie wollten nichts mit mir zu tun haben. Gut, dass mein Schwester mit mir in derselben Klasse war, doch das machte es für die Jungs meiner neuen Klasse auch nicht besser. Andere schätzten mich skeptisch ab. Wieder andere lachten. Der ein oder andere versuchte, zaghaft mit mir das Gespräch aufzunehmen. Meine Sprache verriet mich sofort. Das war kein Dialekt aus dieser Region. Sofort gingen sie auf Distanz. Andere wollten mich bloß aushorchen, aber wollten nicht meine Freunde werden. So verloren wie damals habe ich mich in meinem Leben nie wieder gefühlt.
Das fiel mir ein, als ich das Wort des Jesajas las.
"Gott spricht: Wendet Euch mir zu, und laßt Euch erretten, ihr Menschen aus den fenstern Ländern der Erde." (Jes. 45, 22)
Für uns Christen ist das alte Testament ganz selbstverständlich ein Teil der Bibel - vor allem weil es auch für Jesus und seine Jünger die Heilige Schrift war. Wenn ich aber das alte Testament intensiver lese, stelle ich fest, dass es an vielen Stellen kalt über die Nachbarvölker des Volkes Israel redet. Erst recht redet es über die ganz fernen Völker kalt. Es ist eine Kluft zwischen Israel und den Rest der Welt. Im Gegensatz zu den anderen Völkern ist Israel das von Gott erwählte Volk. Und wenn die Prophten des alten Testaments vom Kommen des Messias reden, dann geht es um das Heil, das dem erwählten Volk, Israel nämlich, ankündigt wird. Israel soll gerettet werden. Die Propheten gehen davon aus, dass das neue und unzerstörbare Jerusalem kommen wird. Sie beschreiben das in wunderbaren Bildern, wie am Ende der Tage die Söhne und Töchter des Volkes Israels aus allen Ecken und Ende der Welt zusammenlaufen nach Jerusalem. Dort werden sie dann unter der Herrschaft Gottes eine sichere Zukunft haben.
Und doch weisen die Verheißungen an einigen wenigen Stellen über diese Vorhersagen hinaus.
Die Prophezeiungen umschließen alle Völker dieser Erde. Es kommt das Heil, das allen Menschen gilt.
Es kommt das Heil der Welt.
Dann werden die Menschen aus allen Ecken und Ende der Erde kommen, um den einen Gott und Herr in Jerusalem zu loben und zu preisen. Dann werden aus Fremden Freund werden. Dann werden Feinde sich versöhnen. Da wird Frieden auf Erden herrschen. Wir blicken auf den, der diese Vorhersagen des alten Testaments erfüllt hat.
Wir blicken auf das Kind in der Krippe.
Er ist das Heil der Welt. Es kommt das Heil, das für uns alle da ist. Diese Botschaft dürfen wir Christen weitersagen. Niemand muß uns fremd bleiben. Niemand muß in der Ferne stehen bleiben.
Kein Mensch muß am Rande stehen bleiben.
Jeder darf dazugehören. Hört, was der Engel der Weihnacht spricht: “Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet fnden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.” Also laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.”
Trotzdem sind viele Menschen einsam
- an Weihnachten und darüber hinaus.
Ich hoffe, es finden sich ganz viele Brückenbauer und Mauernsprenger, die diese Isolation durchbrechen können, die mit ihrer Freude auch die Einsamen anstecken und ihnen Heimat schenken. Mögen die Einsamen eine Gemeinschaft finden, die ihnen die Freude und Zuversicht wieder schenkt.
Und, liebe Freundin, lieber Freund,
spring über die Mauer der Einsamkeit. Eine große Freude erwartet den anderen und Dich. Weiterhin behütete Tage und eine gesegnete Zeit: Mach es gut!
Und denk daran: Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Liebe Grüße aus Meitingen
Dein Pfarrer Markus C. Maiwald
(Lieber Lars Kl********, leider ging es nicht schneller, denn auch an Weihnachten hat der Tag nur 24 Stunden - vor Weihnachten erst recht. Liebe Grüße aus Meitingen!)
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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