Auch ich war´s, auch wir waren es in Sachen Fukuchima
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich war´s nicht, sagt Adam und zeigt auf Eva.
Du bist schuld. Du hättest den Apfel ja nicht nehmen müssen.
Ich war´s nicht, sagt Eva.
Ich habe ihn doch nur hingehalten.
Du hättest ja sagen können, ich esse diese Frucht nicht.
Gott hat es verboten.
Eva lege sie einfach hin.
Ich hätte sie doch gar nicht genommen,
wenn Du sie nicht genommen hättest,
verteidigt sich Adam.
Schließlich fällt ihr Blick auf die Schlange.
Fast gleichzeitig blicken die beiden,
das „erste“ Paar der Menschheitsgeschichte,
zur Schlange hin und sagen, sie ist schuld.
Wenn sie es mir nicht ins Ohr geflüstert hätte,
dann wäre ich gar nicht in Versuchung gekommen.
Ich habe ja nur mal gemeint, sagt die Schlange.
Die hättest die Frucht ja nicht abpflücken müssen,
bloß weil ich es gesagt.
Du wolltest halt doch so schlau sein wie Gott,
wolltest wissen, was gut und böse ist.
So weisen sie jeweils dem anderen die Schuld zu.
Es ist etwas schlimmes passiert
und am Ende will es niemand gewesen sein.
Jeder wälzt die Schuld auf jemanden anderen ab.
Er soll Urheber des Bösen sein.
Typisch Mensch, oder?
Schwierigen Lebenslagen wird das selten gerecht.
Wie ist das in Japan?
Jetzt ist in Fukuchima ein Super-Gau passiert,
passiert immer noch, scheint unbeherrschbar,
denn es wird immer schlimmer.
Wer ist schuld?
Ist der Technik schuld, d.h. Techniker?
Es gibt wirklich sicherere AKWs,
aber es war ja auch schon 40 Jahre alt.
Andererseits hat die Regierung ja
die Betriebserlaubnis erteilt und immer wieder erteilt.
Ist sie also schuld?
Doch ohne die Energiehunger der modernen Zeiten
bräuchte es die AKWs nicht.
Ist also die Bevölkerung selber schuld,
weil sie aufgrund ihres Lebensstil so viel Energie braucht?
Sind wir schuld,
die wir eine Menge Produkte aus Japan erwerben?
Mit billiger Moral kommen wir also nicht weiter.
Der Mensch hat eine Grundregel des Lebens gebrochen.
Hat er sich von einer Technologie abhängig gemacht,
die er im Falle des eintretenden Restrisikos
nicht mehr beherrschen kann?
Er will sein wie Gott.
Er will alles beherrschen,
aber er kann es nicht.
Der Mensch hat seinen Horizont überschritten
und das ist gefährlich.
Sehr gefährlich im Falle von Fukuchima.
Am Scheitern kann ich wachsen,
kann die Menschheit wachsen.
Ich kann von meinem Fehlern lernen.
Wir als Menschheit auch.
Das bedeutet Verantwortung zu übernehmen.
Natürlich kann ich von mir ablenken,
doch besser ist es, wenn ich meine Schuld eingestehe.
Spontan reagieren wir oft anders, sagen:
„Der andere ist schuld.“ „Er hat es ausgelöst.“
„Es liegt an den Umständen.“
Das ist sehr menschlich.
Ich weiß mich ertappt, entlarvt,
bei falschem Verhalten erwischt.
Klar kann es auch sein,
dass sie wirklich den falschen erwischt und beschuldigt haben.
Eins ist aber klar:
Ich trage Verantwortung für mein Leben,
für das, was ich denke, rede, tue,
ob ich zuversichtlich oder mutlos,
traurig oder lustig bin.
Verantwortung ist ein Zeichen von Würde und Freiheit,
die uns Gott geschenkt hat.
Wir sind seine Ebenbilder.
Deswegen: Ich war´s!
Sollten wir in Gottes Namen und für das Wohl unser Kinder und Kindeskinder
nicht möglichst schnell versuchen,
ohne Atomkraft auskommen zu können?
Sollten wir möglichst alle AKWs abschalten?
Ist das nicht das Gebot der Stunde?
Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser,
eine erholsame Nacht, einen gesegneten Sonntag
und eine behütete Woche: Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus Maiwald
Warum muss erst eine Katastrophe kommen damit wirklich ernsthaft über die Zukunft der AKWs nachgedacht und dann entschieden wird?
Warum müssen wir für alles Gute demonstrieren?