9. Türchen: Himmelfahrtskommando
Liebe Leserin, lieber Leser,
lange ist es her - 25 Jahre.
Ich war Rekrut.
Ich hatte mich freiwillig gemeldet
für Hilfslieferungen in die Sahelzone.
Wir flogen los und
konnten dann nicht landen
in der Dürrezone.
Wir wollten direkt helfen,
doch es waren
zu viele Hilfsbedürftige am Boden.
Immer warfen wir Hilfsgüter
über dem Hungergebiet ab,
aber wären wir gelandet - nicht auszudenken.
Die Menschen hätten die Maschine
mit den Hilfsgütern gestürmt und zerlegt.
Jeder wollte der erste sein
und etwas für sich ergattern.
Nicht zu landen
war die richtige Entscheidung.
So konnten am Boden
die Hilfsgüter effektiv verteilt werden,
um die ärgste Not zu lindern.
Noch viel länger ist es her,
als Weihnachten geschah
- über 2000 Jahre.
Doch wie ist das damals mit Jesus gewesen?
Er ist gelandet, doch:
Warum ist er nicht oben geblieben?
Warum sein Himmelfahrtskommando?
Warum landet er mitten
unter den nach Erlösung
dürstenden und hungernden Menschen?
Warum also Weihnachten?
Gott wird Mensch mit allem, was dazugehört.
Das Licht der Welt erblickt die Dunkelheit
und alles kann besser werden - und zwar
nicht in einer Herberge,
sondern in einem Stall,
nicht im prächtigen Jerusalem,
sondern im kleinen unscheinbaren Bethlehem
nicht von Königen verehrt,
sondern von einfachen Hirten begrüßt.
Die heiligen drei Könige der kirchlichen Tradition
kennt die Bibel.
Dort sind es Sterndeuter,
die den Messias, den Gesalbten Gottes,
den Erlöser besuchen.
Ein Katastropheneinsatz,
ein Himmelfahrtskommando
im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch er landet wirklich,
kommt wirklich zu uns.
Ist es nicht im Widerspruch
zu einem vernünftigen Hilfseinsatz?
Hätte er nicht wissen müssen,
dass die Menschen in ihrer Sehnsucht,
immer mehr aus ihm herausholen wollten,
dass die Menschen
ihn in ihrer Sucht zerreißen würden?
Was wollten sie nicht alles?
Mehr Freiheit -
nicht nur von Steuern
(Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist),
sondern auch von den römischen Besatzern.
Mehr religiöse Erfüllung
für all die Frommen und Schriftgelehrten.
Mehr Wunder und mehr Brot
für die sensationsgeifernde Masse.
Trotzdem: Er kommt -
trotz aller Bedenken,
trotz aller Befürchtungen
- und zwar nicht hart und mächtig,
sondern sanft und zärtlich.
Er öffnet uns den Himmel.
Er ist da
und die Pforte des Himmels steht offen.
Gottes gute Mächte steigen herab
und schenken Geborgenheit.
Und zwar auch heute noch.
Dann wird Weihnachten.
Also: Gott kommt.
Advent - unser Erlöser naht.
Ihnen weiterhin besinnliche Adventstage:
Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus Maiwald
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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