Jahresinterview mit Bürgermeister Dr. Michael Higl
Wir treiben die Modernisierung Meitingens weiter voran

Bürgermeister Dr. Michael Higl | Foto: Marktgemeinde Meitingen
  • Bürgermeister Dr. Michael Higl
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Das Jahrbuch ist wie immer eine wunderbare Gelegenheit mit Meitingens Bürgermeister Dr. Michael Higl über das Jahr 2024 zu sprechen. Die Themen waren die Modernisierung des Rathauses, die vorgezogene Bundestagswahl und die finanzielle Lage der Marktgemeinde Meitingen.

myheimat:Die nächsten drei Jahre befindet sich das Rathaus Meitingen in einem Provisorium auf dem Gelände der SGL, da das eigentliche Rathaus saniert und modernisiert wird. Was konkret ist geplant und wann rechnen Sie mit einer Rückkehr ins Rathaus?
Bürgermeister Dr. Michael Higl: Geplant ist eine energetische Sanierung sowie der barrierefreie Umbau des Gebäudes, das – was viele angesichts der modernen Optik mit viel Glas vergessen – bereits in den 1978 bis 1981 gebaut wurde. Damals galten noch ganz andere Standards in puncto Wärmedämmung, Heizung, elektrische Versorgung. Die energetische Sanierung umfasst daher das Dach und die Fassade, eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage wird einbaut. Entsprechend werden die Leitungen für die Heizung erneuert, außerdem für die Lüftung und die Elektroversorgung. In mehreren Bereichen ist eine Schadstoffsanierung erforderlich. Äußerlich wird sich das Gebäude nicht wesentlich verändern – mit Ausnahme der Photovoltaikanlagen auf den Dächern in West- und Südrichtung bleibt die bisherige Optik weitgehend erhalten. Im Inneren ist die wohl größte Veränderung, dass die bisherigen Büchereiräume zum Bürgerbüro umgebaut werden.

myheimat:Mit welchen Kosten rechnet die Gemeinde für das Projekt?
Bürgermeister Dr. Higl: Nach aktuellen Schätzungen belaufen sich die Kosten der Maßnahme auf 15 Millionen Euro: Sieben Millionen davon werden von der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und vom Freistaat Bayern im Rahmen von mehreren Förderprogrammen zur energetischen Sanierung beigesteuert. Diese außergewöhnlich gute Förderkulisse ist der Grund, dass wir die für die nächsten Jahre ohnehin zu erwartenden Sanierungsmaßnahmen zu diesem Großprojekt zusammenfassen.

myheimat:Staatliche Bauprojekte werden immer um ein Vielfaches teurer als geplant, so die landläufige Meinung. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie sicherstellen, dass das auf die Rathaussanierung nicht zutrifft?
Bürgermeister Dr. Higl: Für Kostensteigerungen gibt es viele Risiken, die nicht vorausgesehen werden können, beispielsweise unerwartet hohe Materiealpreissteigerungen, hohe Ausschreibungsergebnisse aufgrund einer schwierigen Marktlage und vieles mehr.
Viele Kostensteigerungen resultieren allerdings auch durch Umplanungen im Bauablauf. Wir haben daher mit unseren Architekten Wert auf eine sehr detaillierte Planungsphase gelegt und auch die Risiken und auch Risikopuffer eingebaut. Ich hoffe daher, dass wir von unliebsamen Überraschungen verschont bleiben. Nach meinem Eindruck arbeitet ein sehr gutes Planerteam zusammen und ich bin zuversichtlich, dass keine wesentlichen Aspekte in der Planung übersehen werden.

myheimat:Wie wirkt sich die Sanierung auf die Meitinger Bürger aus?
Bürgermeister Dr. Higl: Die Bürgerinnen und Bürger werden sich zunächst an den Standort des „Übergangsrathauses“ in der Werner-von-Siemens-Straße 18a gewöhnen müssen. Ich habe aber bereits jetzt den Eindruck, dass das sehr gut funktioniert. Auch stellen wir fest, dass immer mehr Bürger auch die digitalen Angebote nutzen und Wege ins Rathaus wegfallen – allerdings wird auf jeden Fall die Bücherei weiterhin ein Anziehungspunkt für viele sein.
Einige Veranstaltungen bleiben übrigens auch in der Umgebung des Rathauses: Die Sitzungen der gemeindlichen Gremien finden nun im Bürgersaal statt. Wochenmarkt, Jahrmarkt, Sommerfest und Weihnachtsmarkt haben weiterhin ihren Platz in der Schloßstraße.

myheimat:Das Bauen nimmt nie ein Ende. Welche weiteren Bauprojekte in Meitingen laufen bereits oder befinden sich in Planung? Wird es jemals einen Punkt geben, an dem man sagt, so jetzt ist es gut so wie es ist.
Bürgermeister Dr. Higl:  Im Bau ist Stillstand Rückschritt, Gebäude und Straßen müssen beständig instandgehalten werden. Daher haben wir auch für das kommende Jahr wieder hohe Beträge beispielsweise für Dachsanierungen, Fenstererneuerungen, Heizungserneuerungen, Kanalsanierungen und vieles mehr eingeplant. Angesichts von rund 80 Kilometern Gemeindestraßen und Versorgungsnetzen und -einrichtungen in ähnlicher Größe müssen wir auch trotz der äußerst angespannten Haushaltslage beständig erneuern.
Darüber hinaus beschäftigen uns die Anforderungen, die von der großen Politik mit Rechtsansprüchen gestellt werden ebenso wie Herausforderungen einer wachsenden Gemeinde: Wir brauchen beispielsweise weitere Gebäude für Kinderbetreuung, und die Schulen sind in absehbarer Zeit zu klein.

Es besorgt mich allerdings in diesen Tagen sehr, dass die Finanzierung der vielen Maßnahmen sehr schwierig ist: Nach der Planung zum Zeitpunkt dieses Interviews Ende November, besteht für die nächsten vier Jahre eine Finanzierungslücke von 40 Millionen Euro für aus unserer Sicht allesamt dringend notwendige Maßnahmen. Hier stehen wir vor schweren Entscheidungen und vermutlich auch Einschnitten.

myheimat:Im Juni dieses Jahres standen weite Teile Bayerns unter Wasser. Wie stark waren die Marktgemeinde Meitingen und die Ortsteile betroffen?
Bürgermeister Dr. Higl: Hart getroffen hat es vier Höfe und Anwesen an der Schmutter. Der Großteil des Gemeindegebiets war durch die Lärmschutzwälle entlang der B2 gut abgeschirmt, die Durchlässe wurden von unseren Feuerwehren rechtzeitig verschlossen. So konnten unsere Einsatzkräfte der Feuerwehren, Wasserwacht, Rotem Kreuz und auch vielen weiteren freiwilligen Helfern in den Nachbarkommunen und darüber hinaus tatkräftig mithelfen. Wir haben den Nachbarn auch einiges an unserem Equipment zur Verfügung gestellt. Es war sehr beeindruckend, wie in diesen Notsitationen einerseits die Organisationsstrukturen des Katastrophenschutzes funktionierten, aber auch mit welcher Motivation sich so viele Menschen einbrachten.

myheimat:Haben sich die neuen Hochwasserschutzmaßnahmen bewährt und zu welchen Ergebnissen kommt die Analyse des Hochwassers, besteht für Meitingen Nachbesserungsbedarf?
Bürgermeister Dr. Higl: Wir haben nach dem Pfingsthochwasser 1999 einen runden Tisch mit allen im Katastrophenfall in Meitingen geforderten Organisationen eingerichtet und treffen uns regelmäßig in diesem Rahmen. Viele unserer Vorsorgemaßnahmen und Materialbeschaffungen, die aus diesen Runden entstanden, haben sich sehr bewährt.
Im Großen und Ganzen sind wir daher nach meiner Überzeugung gut gerüstet, doch Nachbesserungsbedarf gibt es immer, auch weil die Gefährdungseinschätzungen und auch die Produktwelt sich fortentwickelt. Beispielsweise gibt es jetzt mobile Hochwasserschutzbausteine, die wir nächstes Jahr beschaffen. Aber auch über das Hochwasser hinaus stehen Themen wie die Bewältigung von Stromausfällen oder die Gefahr von Waldbränden zwischenzeitlich mehr im Mittelpunkt unserer Überlegungen.

myheimat:Geben Sie uns einen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Lage der Gemeinde und mit welcher Entwicklung rechnen Sie?
Bürgermeister Dr. Higl: Die Lage ist besorgniserregend. Insbesondere die Kosten für die vielen staatlichen Pflichtaufgaben im sozialen Bereich sowie die Lohn- und Energiepreisentwicklungen führen gerade nahezu alle Kommunen an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ hat mein Vorgänger Alfred Sartor immer gemahnt – nur durch diese weitergeführte Leitlinie können wir im Moment noch dank Rücklagen den Haushalt ausgleichen. Die Zukunftsprognosen sind aber düster: Wir können nicht jedes Jahr unsere Ausgaben mit Rücklagen und Schulden zu einem großen Teil finanzieren; in den nächsten vier Jahren fehlen uns wohl 40 Millionen Euro. Die nächsten Jahre werden nicht einfach...

myheimat:Im Sommer kam die Delegation aus Pouzauges zum Gegenbesuch anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft nach Meitingen. Es wurde groß gefeiert. Was bleibt von diesem Fest hängen?
Bürgermeister Dr. Higl: Die Festtage waren für alle Teilnehmer eine Bereicherung. Für viele Gastgeber war es der Gegenbesuch zu unserem Besuch im Jahr 2023 und so erlebten wir von der ersten Minute an die persönliche Verbundenheit und Freundschaft.
Es bleiben aber nicht nur die guten Erinnerungen, wir sind vielmehr schon an der Planung der nächsten Aktivitäten.

myheimat:Welche Bedeutung hat eine Städtepartnerschaft in der heutigen Zeit?
Bürgermeister Dr. Higl: Der gerade selig gesprochene Priester Dr. Max Josef Metzger, der in Meitingen gewirkt hat, hat in seinem Memorandum 1943 ein Bild eines Deutschlands nach dem Krieg entworfen. Dabei hat er insbesondere in der europäischen Völkerverständigung den Schlüssel zu einem dauerhaften Frieden gesehen. Damals bedeuteten die Aussagen für ihn das Todesurteil; heute nehmen wir es als selbstverständlich wahr.
Tragende Säule für ein friedliches Europa sind die persönlichen Begegnungen der Menschen, die durch die vielen Städtepartnerschaften getragen werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der uns anhand vieler Konflikte in der Welt, auch in Europa deutlich wird, wie fragil der Frieden ist, müssen wir auch weiterhin Menschen zusammenbringen: Über Grenzen und Generationen hinweg müssen wir weiter diese gemeinsamen Werte wachhalten. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit dem Spaß, den man gemeinsamen Freunden erlebt.

myheimat:Der Herbst begann „mega“. War die meitinger Gewerbeausstellung ein Erfolg?
Bürgermeister Dr. Higl: Die MEGA war wieder ein großer Anziehungspunkt für die Besucher. Die Aussteller und auch das Rahmenprogramm brachten sowohl Menschen mit konkretem Informationsbedarf, aber auch die, die einfach unterhaltsame Stunden verbringen möchten, auf das Ausstellungsgelände. Ich habe mich mit vielen interessierten, gut gelaunten Menschen unterhalten können. Dabei waren die Themen und die Eindrücke vielfältig – genauso wie das Angebot auf der MEGA.

myheimat:In ganz Bayern gibt es immer weniger Gewerbeausstellungen. Was macht die mega so besonders?
Bürgermeister Dr. Michael: Sicherlich die Mischung, dass nicht nur Fachpublikum, sondern die ganze Bevölkerung angesprochen wird. Es präsentieren sich nicht nur die überwiegend regionalen Unternehmen von der fachlichen Seite, es wird vielmehr auch mit dem Rahmenprogramm eine entspannte Atmosphäre geschaffen, die den Besuch zu einem Erlebnis werden lässt. Dabei merkt man auch, dass die Federführung bei unserer Meitinger Wirtschaftsgemeinschaft in guten Händen ist.

myheimat:Auch in diesem Jahr haben die Vereine mit Ihren Aktivitäten das Gemeindeleben bereichert. Welchen Stellenwert haben diese für die Gemeinschaft?
Bürgermeister Dr. Michael Higl: Unsere Vereine sind unbezahlbar! Ob Sport, Kultur, Soziales … für unsere Gemeinschaft ist die Arbeit der Vereine, deren Angebote und Aktivitäten unverzichtbar und das ehrenamtliche Engagement von unschätzbarem Wert, ein ganz wesentlicher Bestandteil für unser Zusammenleben.

myheimat:Im Februar soll es vorgezogene Bundestagswahlen geben. Welche Herausforderungen kommen auf Meitingen zu in der Kürze der Zeit die Wahl zu organisieren und welche unmittelbaren Auswirkungen hat der Bruch der Ampelregierung beispielsweise auf die Haushaltsplanung der Marktgemeinde Meitingen?
Bürgermeister Dr. Higl: Unsere Verwaltung steht durchaus aufgrund der kurzen Fristen vor besonderen Herausforderungen. Beispielsweise müssen wir in kürzester Zeit 4000 bis 4500 Briefwahlunterlagen erstellen und zu den Bürgern bringen. In diesem Zusammenhang übrigens auch ein Tipp: Wer die Unterlagen persönlich abholt, kann in einer Wahlkabine vor Ort gleich die Briefwahl ausfüllen und in den Briefkasten werfen.
Ansonsten bin ich zuversichtlich, dass wir auf ein eingespieltes Team an Wahlhelfern zurückgreifen können, dass wieder mit einigen neuen Kräften ergänzt wird. Wer sich für den Dienst als Wahlhelfer interessiert: Bewerbungen sind herzlich willkommen!
Welche Auswirkungen die Situation auf die Kommunalpolitik hat, ist noch schwer abzuschätzen. Zum Zeitpunkt dieses Interviews werden noch eilig Gesetze durch den Bundestag gebracht, die für uns grundlegende Verwaltungsvorschriften regeln; beispielsweise im Hinblick auf die Umsatzsteuerpflicht der Kommune. In der konkreten Haushaltsplanung ist die Entwicklung im Bund derzeit nicht abgebildet mangels Informationen.

myheimat:Können Sie uns abschließend noch einen Ausblick auf 2025 geben. Worauf können wir uns freuen?
Bürgermeister Dr. Higl: Ich freue mich auf viele schöne Begegnungen mit den Menschen, sei es im Alltag oder beispielsweise auch bei den Feiern und Festen unserer Vereine: Das gute Zusammenleben macht den Wert unsere Gemeinschaft aus.

Danke für Ihre Zeit!
Das Interview für myheimat führte Florian Handl

Bürgerreporter:in:

Florian Handl aus Augsburg

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