„Wir sind gemeinsam auf einem guten Weg.“
Dr. Michael Higl ist seit März 2008 der neue Bürgermeister der Stadt Meitingen. Im Interview spricht er über die Lechstahlwerke, den Lärmschutz in Meitingen und den Ausbau der Kinderbetreuung.
myheimat: Herr Dr. Higl, können Sie uns einen kurzen persönlichen Überblick über die Entwicklungen seit Ihrem Amtsantritt geben? Fühlen Sie sich jetzt anders als noch Anfang des Jahres?
Dr. Higl: Die erste Hälfte des Jahres war mein Hauptberuf in der Universität noch bestimmend, das „Hobby“ Kommunalpolitik nahm aber schon nahezu die gesamte Freizeit in Beschlag. Die Anspannung im Wahlkampf, die anschließende Anfechtung der Wahl und besonders die sehr persönlichen Angriffe waren für mich und vor allem mein Umfeld sehr belastend. Seit Mai bin ich gemeinsam mit dem neuen Marktgemeinderat im Amt. Die Fülle der Sachthemen bestimmt nun das Denken und Handeln und wir sind gemeinsam auf einem guten Weg.
myheimat: Schon im letzten Interview erwähnten Sie die problematische Situation der Lech-Stahlwerke. Wie weit steht es mit der Lösung des Konflikts? Wieviel Zeit haben Sie schon in das Problem investiert?
Dr. Higl: Wir stehen hier in einer besonderen Verantwortung, da wir zwischen einer Vielzahl berechtigter Interessen abwägen müssen: Den Interessen der Anwohner, der Umwelt, aber auch der Unternehmensseite, insbesondere der Beschäftigten im Werk. Nach dem Filter 4 haben wir nun den lange von uns geforderten Parkplatz ermöglicht. Die Lärmsituation des Werkes beschäftigt uns in einem laufenden Verfahren. Von Seiten des Werkes fordern wir hier größere Anstrengungen. Während wir für die planungsrechtlichen Vorgaben zuständig sind, befasst sich das Landratsamt mit den Themen der Überwachung und des Immissionsschutzes. Wir sind hier „nur“ als Beteiligte gefragt. Mit den Erweiterungsplänen befassen wir uns wieder, sobald konkrete Unterlagen auf dem Tisch liegen.
myheimat: Die Probleme mit der Lärmbelästigung beschäftigten Meitingen 2008. Was für Maßnahmen wird man gegen Verkehrslärm für Meitingens Bürger einleiten?
Dr. Higl: Wir haben eine Lärmkartierung über unser gesamtes Marktgebiet anfertigen lassen. Es zeigt sich als dominierender Aspekt der Bahnlärm. Für die nächsten Wochen erwarten wir Ergebnisse aus einem Lärmminderungsprogramm des Bundes, in dem unsere Bahnstrecke enthalten ist. Die darin enthaltenen Maßnahmen, wollen wir, soweit es Sinn macht, auch mit zusätzlichen eigenen Mitteln optimieren. Zu diesem Zweck –Lärmschutz - sind in den kommenden Jahren 800.000 € im Haushalt und in der Finanzplanung eingestellt. Die Lärmminderungsplanung führen wir dafür weiter und setzen mit Hilfe der Kartierung weitere Schwerpunkte.
myheimat: Welche grundlegenden Probleme gilt es in Meitingen im nächsten Jahr zu lösen?
Dr. Higl: Hier kann ich nicht auf Einzelprojekte verweisen, vielmehr nehmen wir mit vielen Maßnahmen die aktuellen Herausforderungen an. Beispielsweise treiben wir die Sanierung unserer gemeindlichen Bauten und Straßen voran, entwickeln unser Betreuungsangebot weiter oder passen unser Netzwerk der Familien- und Jugendhilfe an die sich ändernden Gegebenheiten an.
myheimat: In ganz Deutschland ist der Ausbau der Kinderbetreuung in vollem Gange. Das letzte Mal sagten Sie, auch Meitingen stünde vor dem Problem mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder alleinerziehender Eltern zu schaffen. Gibt es dafür schon konkrete Pläne?
Dr. Higl: Die Nachfrage rechtfertigt eine eigene Kinderkrippe, die das Angebot des Montessori-Kinderhäuschens ergänzt. Bisher integrieren wir Kinder unter drei Jahren in den Kindergarten. Dadurch erstreckt sich die Spanne innerhalb einer Gruppe auf Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Um individuell auf die Kinder einzugehen zu können, halten wir es für sinnvoller, mit der Krippe ein eigenes, besser auf deren Bedürfnisse abgestimmtes Angebot für die Jüngsten vorzuhalten.
myheimat: Zur Rettung der Erlinger Grundschule wurden ab diesem Schuljahr jahrgangskombinierte Klassen eingeführt. Wie hat sich dieses Konzept bis jetzt bewährt?
Dr. Higl: Ich bekomme nahezu ausnahmslos positive Rückmeldungen.
myheimat: Wie wichtig ist für Meitingen die Freundschaft nach Frankreich? Erläutern Sie bitte kurz die Beziehung Meitingens zur Partnerstadt Pouzauges.
Dr. Higl: Die Partnerschaft ist einerseits eine historische Leistung, eine Lehre aus den schrecklichen Erfahrungen des zweiten Weltkriegs. Menschen, die sich kennen, führen keine Kriege. Unsere mehr als 30 Jahre dauernde Freundschaft mit Pouzauges verbindet bereits eine ganze Generation. Freundschaften zwischen Vereinen, Schulen und Einzelpersonen halten sie lebendig. Dieses Jahr waren beispielsweise deutsche Jugendliche im Sommer bei einem gemeinsamen Feriencamp in Frankreich, nächstes Jahr erwarten wir den Gegenbesuch. Besonders freute mich, dass mein französischer Amtskollege Michel Roy zur Verabschiedung von Alfred Sartor zu uns kam. Die Tage nutzten wir zu einem intensiven Kennenlernen. Viele Themen, die unsere Arbeit bewegen, sind bei uns beiden aktuell. Wir streben einen Erfahrungsaustausch an, um auch voneinander zu lernen, aber auch gemeinsame Projekte und Kooperationen anzugehen. Hier kann die Partnerschaft auch neue Früchte tragen.
myheimat: 2008 war sicher ein ereignisreiches Jahr für Sie. Was war die interessanteste Erfahrung oder das beste Erlebnis als neuer Bürgermeister?
Dr. Higl: Dankbar bin ich für die Unterstützung, die ich von Seiten meiner Mitarbeiter bekomme. Ein gutes Team, auf das man sich verlassen kann, ist Gold wert.
myheimat: Was wünschen Sie zu guter Letzt den Meitinger Bürgern für das kommende Jahr?
Dr. Higl: Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.
Bürgerreporter:in:Anna Riemann aus Augsburg |
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