Peking 2008 - T wie Terror des Staates oder Terrorismus: Hoffentlich nicht!
Sport ist ganz unvermeidlich politisch. Regierungen nutzen ja selbst den Sport für die Politik. Es war ja sogar ein sportliches Ereignis, das den Prager Frühling ausgelöst hat und eine Regierung infrage gestellt hat. Jetzt kommt die chinesische Regierung in der Fokus in der internationale Presse und Öffentlichkeit. Dazu jetzt meine Überlegungen:
Das chinesische Wort "Kongbuzhuyi" heisst Bedrohung und rückt immer mehr in den Vordergrund, je näher es an die Eröffnung der olympischen Spiele geht. Bei mir ist das gegenwärtig wie bei der Frage von Henne und Ei: Was war zuerst - die Henne oder das Ei. Ich frage mich, was zuerst da war - der Terror des Staates oder Terrorismus der unterdrückten Minderheiten.
Es ist für mich die Frage nach Ursache und Wirkung. Ich kann so lange den Deckel draufhalten auf nationale und religiöse Minderheiten, bis der Topf überkocht. Tagtäglich haben wir das jetzt gelesen bei den Tibetern und den Uiguren. Es gehe um separatistischen Terroristen unter den turkstämmigen Muslimen in der westlichen Provinz Xinjiang. Sie werden für Pläne von Entführungen und Bombenattentate verantwortlich gemacht, was natürlich auch dem Generalsekretär von Interpol und dem amerikanischen State Depertement gefällt. Sie haben eine Reisewarnung für Chinareisende ausgesprochen - und zwar für die Zeit der Olympischen Spiele. Die Muslime sind gerade die Bösen. Im Gegensatz dazu tun sich die Tibeter hinsichtlich ihrer Religion schwerer mit der Gewaltaussübung. Da sieht man nur blutenden, geknebelte und unterdrückte Mönche.
Aber es war von bis zu 1.000 unterdrückten Bauernaufständen in China die Rede und wir regen uns auf, wenn die Bauern für einen gerechten Milchpreis streiken. Und gehabt haben unsere Bauern davon gar nichts. Die chinesischen Bauern begehren auf, weil sie immer mehr verarmen und regelmässig sogar auf dem Land Menschen in China verhungern. Willkürlich wird ihnen von den Parteioberen das Land und die Häuser genommen. Wer sich wehrt ist nicht selten anschließend ein Terrorist gewesen, der zum Schutze der Bevölkerung eleminiert werden mußte. Fragt sich nur zum Schutze welcher Bevölkerung. Hauptsache es dient der Partei und ihrer Spitze. Den Minderheiten geht es auch nicht gut. Deren nationale Sonderrechte wurde immer weiter heruntergefahren. Es wurden Nationalchinesen mit Sondergratifikationen zur befristeten Umsiedlung in diese Gebiete gezwungen, die militärische und politische Macht liegt in der Hand von Nationalchinesen. Die Eingeborenen werden wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt oder werden übersiedelt. Bald werden die eigentlichen Tibeter die Minderheit im Land darstellen, so war es erst jüngst zu lesen.
Andererseits ist die Rede von hunderttausend speziell ausgebildeten Sicherheitskräften die Peking sicherer machen. Dann sind überall in der chinesischen Hauptstadt dreihunderttausend Überwachungskameras installiert, deren Videoflut konstant durch Gesichtserkennungssoftware gefiltert wird. Mit Hilfe einer Technik kann auch der Standort eines jeden Handynutzers in sekundenschnelle ermittelt werden. Und dann gibt es noch fünfhunderttausend olympische Freiwillige, die in Peking für Sicherheit sorgen. Der Sicherheitschefs Ma Zhenchuan sagt dazu, was sich subversiv anhört: "Die Macht der Polizei ist begrenzt, die Macht des Volkes aber ist unbegrenzt."
Ich denke, für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ist klar, wie ich die Frage nach Henne und Ei beantwortet. Hoffentlich hat mal das Volk das Sagen und nicht die Partei, die Funktionäre oder die Wirschaftsbosse.
Dazu sollte Kirche nicht schweigen.
Und trotzdem wünsche ich mir faire Wettkämpfe.
Daran glaube ich aber erst, wenn der erste gedopte Chinese von den Spielen ausgeschlossen wird - traurig, aber wahr. Nicht dass auch dort eine bestimmte Parteilinie durchgedrückt wird. Und ich wünsche dem chinesischen Volk und der Weltgemeinschaft, dass es friedlich Spiele werden und dass am Ende der Spiele sich der aufgeblasene Sicherheitsapparat auflöst, sich nicht als Bumerang der Unterdrückung erweist und nach den Spielen in China wieder mehr Freiheit und Sicherheit herrscht.
Es wird jedenfalls spannend im sportlichen wie im politischen Sinne: Die Welt schaut nach China. Die Nationen wollen faire Wettkämpfe und ihre sportlichen Idole siegen sehen - möge der Bessere gewinnen.
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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