"Meitingen ist kein besonderer Gefahrenpunkt": Interview mit Meitingens Bürgermeister Dr. Michael Higl
mh-bayern-Team: Beim Neujahrsempfang fragten Sie: „Was denken wir in den ersten Wochen des neuen Jahres?“. Nun fragen wir Sie: Was denken Sie in den letzten Wochen dieses Jahres?
Dr. Michael Higl: Das Jahr 2010 ist sehr schnell vergangen. Vieles hat sich in diesem Jahr ereignet. Doch wir schauen nur kurz zurück, wir sind schon mitten in den Planungen fürs kommende Jahr.
mh-bayern-Team: Auch erwähnten Sie beim Neujahresempfang, dass zum einen Sanierungen für 2010 anstehen sowie vielfältige Investitionen in verschiedenen Bereichen.
Dr. Michael Higl: Die Liste der großen und kleinen Maßnahmen ist lang, ich möchte nur einige Punkte erwähnen: An erster Stelle stehen unsere Schulen und Kindergärten: Hier wurden in Meitingen und Herbertshofen Toiletten, zwei Klassenzimmer in Meitingen, Kindergartenräume in Herbertshofen, die Turnhalle und Wandelgang in Herbertshofen, Spielplätze in mehreren Kindergärten und die öffentlichen Spielplätze in der Brachfeldstraße und der Ratiborer Straße erneuert. Die Realschule wird derzeit vom Landkreis Augsburg saniert im Rahmen des Konjunkturpakets II. Allein für diese Maßnahme werden 9 Millionen Euro investiert.
Im Straßenbau waren die Pfarreistraße und die Ludwig-Thoma-Straße die Schwerpunkte; der Landkreis sanierte darüber hinaus die Werner-von-Siemens-Straße. In diesen Tagen ist DSL in Langenreichen in Betrieb gegangen und die Aufträge für schnelles Internet in Waltershofen und Ostendorf vergeben.
Nach dem Kauf der ehemaligen Bezirksmeisterstelle schaffen wir derzeit einen neuen Standort für den gemeindlichen Bauhof, das Rote Kreuz und die Rettungswache.
Ich möchte betonen, dass gerade die Sanierungen der Gebäude sehr positive Umweltwirkungen haben: In den letzten fünf Jahren konnte allein durch die Sanierung von 90 Wohnungen (durch die Wohnungsbau GmbH), der Hauptschule und der Turnhalle Herbertshofen der jährliche Energiebedarf halbiert werden, d.h. Einsparungen in Höhe von 1,5 Mio kWh.
mh-bayern-Team: Viele Kommunen befürchten, dass die hausärztliche Versorgung in Zukunft nicht mehr ausreicht. Wie sieht die Lage in Meitingen aus?
Dr. Michael Higl: Wir haben sehr gute Hausärzte vor Ort, die hohes Ansehen und Vertrauen genießen. Die Ärzte bemühen sich nicht nur um die Patienten, sondern nehmen auch Anteil an den politischen Entwicklungen. Die Diskussionen um die Zukunft der Hausärzteversorgung verfolge ich sehr aufmerksam. Die ärztliche Versorgung vor Ort ist ein elementarer Bestandteil unserer Kommune und wird in Zukunft bei einer alternden Bevölkerung noch wichtiger werden.
mh-bayern-Team: Ende März zogen Sie nach 100 Tagen erstmals zum neu eingeführten Rufbus Bilanz. Damals hieß es, dass zwar wenige Bürger den Rufbus nutzen, jedoch die Rückmeldungen sehr positiv seien. Auch sollte der Rufbus flexibler werden zugunsten der Fahrtwünsche der Kunden. Wie ist momentan der Stand der Dinge?
Dr. Michael Higl: Das Angebot spricht sich herum, die Fahrgastzahlen steigen, das innovative Konzept zeigt seine Stärken. Im nächsten Jahr möchten wir das Angebot auf die Nachmittagsstunden ausweiten. Wir sind gerade in Gesprächen mit den beteiligten Kommunen, mit dem AVV und dem Landkreis Augsburg, der 60 Prozent der Kosten trägt. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den ersten Monaten 2011 diese Verbesserung präsentieren können.
mh-bayern-Team: Die Sicherheitswacht in Meitingen wird ab Januar ihren Dienst aufnehmen. Welche Hoffnungen setzen Sie in den Dienst der Ehrenamtlichen?
Dr. Michael Higl: Viele Menschen fühlen sich an verschiedenen Plätzen nicht sicher. Wir haben in zunehmendem Maße mit Vandalismus zu tun. Das sind nur zwei Argumente, warum die Polizei mit dem Vorschlag der Sicherheitswacht auf uns zugekommen ist. Von der Statistik her ist Meitingen kein besonderer Gefahrenpunkt, eher im Gegenteil. Doch gerade in unserem Umfeld kann durch die bloße Präsenz von Ordnungshütern ein großer Effekt erzielt werden, wie bereits existierende Projekte zeigen.
mh-bayern-Team: In Sachen Haushalt hat Meitingen aufgrund der soliden Lage allen Grund sich auf die Schulter zu klopfen. Am 15. Dezember wird der Haushalt für 2011 verabschiedet. Einige Investitionen sind bereits geplant, z.B. Zuschüsse für Feuerwehrfahrzeuge und für die evangelische Gemeinde. Verraten Sie uns, welche Punkte noch auf Ihrer Liste stehen und wo Sie eventuell den Rotstift ansetzen müssen?
Dr. Michael Higl: Die Rücklagen ermöglichen uns, auch im finanziell eher schwierigen Jahr 2011 das Wichtige und Notwendige tun zu können und keinen Investitionsstau verursachen zu müssen. Aus dem umfangreichen Investitionsprogramm erwähne ich nur, dass wir die Sanierungen im Straßenbau und bei den öffentlichen Gebäuden weiterverfolgen. Die Schulen sind davon besonders betroffen, die Sporthalle in Meitingen wird ein weiterer Schwerpunkt sein. Auch im Bereich der Kläranlage stehen wichtige Investitionen zur Modernisierung an.
mh-bayern-Team: Eine Umfrage der Jungen Bürger Union (JBU) hat ergeben, dass es um die Attraktivität der Schloßstraße im Herzen Meitingens nicht sonderlich gut bestellt ist. Wurden zwischenzeitlich Maßnahmen ergriffen, um dem entgegenzuwirken bzw. welche Pläne gibt es für 2011?
Dr. Michael Higl: Eine so negative Bewertung kann ich aus der Umfrage nicht herauslesen. Vielmehr hat die Umfrage eine gute Gesamtnote ergeben, aber auch Herausforderungen für die Zukunft aufgezeigt. Wir haben ein mehr als gut laufendes Gewerbegebiet an der Via Claudia. Im Vergleich dazu ist unser zweiter Handelsschwerpunkt, die Schloßstraße, nicht im gleichen Maße ein „Selbstläufer“. Die Unternehmen, auch die Wirtschaftsgemeinschaft, zeigen aber, dass auch die Innenlage attraktiv ist. Das breite Angebot ist ein Anziehungspunkt für die Region, ein sehr breites Angebot an Dienstleistungen und Handel findet man hier, den gut frequentieren Wochenmarkt kann man hier auch erwähnen. Die hohen Verkehrszahlen sind hier ein Indiz, gute Erreichbarkeit und Parkplätze stehen in allen Analysen an oberster Stelle. Übrigens wird auch die Haltestelle Schloßstraße vom Rufbus am häufigsten nachgefragt.
Es ist gut, dass die Unternehmen, die Wirtschaftsgemeinschaft und auch der Markt beständig an der Attraktivität arbeiten. Viele pfiffige Aktionen der Unternehmen laufen derzeit. Große Events wie der Jahrmarkt, die Fackelnacht oder vor allem die mega stellen das Angebot immer wieder heraus.
mh-bayern-Team: Zu schnelles Autofahren in der Erlinger Straße und eine chaotische Parkplatzsituation vor dem Meitinger Kindergarten in der Gartenstraße sind zwei aktuelle Verkehrsprobleme. Was soll getan werden, um an das Verantwortungsbewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu appellieren?
Dr. Michael Higl: Die beiden Beispiele stehen stellvertretend für eine Vielzahl an Einzelthemen. Gemeinsam ist nahezu allen Problemen, dass sich einige Autofahrer nicht so verhalten, wie es von anderen Betroffenen erwartet wird. Verbote, Gebote, Schilder, bauliche Maßnahmen - die Liste der möglichen Lösungen ist lang, die Effekte allerdings oftmals gering, wenn sich einige nicht daran halten. Leider bleibt uns oftmals neben unseren Appellen nur das Ordnungsgeld.
mh-bayern-Team: Um beim Thema Verkehrsproblem zu bleiben: Gibt es bereits Pläne, um den Lärm an der Peter-Dörfler-Straße einzudämmen?
Dr. Michael Higl: Ein Lärmproblem besteht in sehr weiten Teilen des Marktes Meitingen, wie auch eine Lärmkartierung zeigt. Es dominiert der Verkehrslärm, der insbesondere durch Autos und Züge erzeugt wird. Vom Lärmminderungsprogramm der Bahn erwarten wir uns große Verbesserungen für sehr große Bereiche des Marktes, darunter auch für die Peter-Dörfler-Straße. Derzeit werden in diesem Rahmen Lärmschutzwände für Herbertshofen und Meitingen geplant, die nächstes Jahr im Genehmigungsverfahren behandelt werden. Darüber hinaus berücksichtigen wir bei vielen Maßnahmen in zunehmendem Maße das Thema Lärm, beispielsweise werden wir unsere Beschilderung verbessern, um Fehlfahrten zu vermeiden, und verzichten auf den Einbau von Pflaster im Straßenbau.
mh-bayern-Team: Topaktuell ist das Thema Windkraftanlage in Langenreichen, das nach Willen der beiden Ideengeber, die Landwirte Georg Roth und Anton Stiglmair, am besten als Bürgerprojekt umgesetzt werden soll. Das Interesse in der Bevölkerung, insbesondere in Langenreichen, ist groß, doch auch die Bedenken. Gibt es zwischenzeitlich neue Erkenntnisse?
Dr. Michael Higl: Die Initiatoren sind in einer sehr frühen Projektphase auf uns zugekommen und konkretisieren derzeit die Planungen. In diesem Rahmen wurde ein erster Standort bereits verworfen, das Vorhaben bezieht sich derzeit auf zwei Anlagen zwischen Langenreichen, Hirschbach und Fertingen. Für ein Windrad wurde bereits eine Voranfrage beim Landratsamt Dillingen gestellt. Im Rahmen des Verfahrens sind zahlreiche Fragen zu beantworten, beispielsweise zu Lärm, Schattenwurf, Natur- und Artenschutz. Die Fachbehörden werden dabei ebenso einbezogen wie die betroffenen Kommunen. Zusammengefasst stehen wir am Anfang eines komplizierten Verfahrens. Mir ist es wichtig, die Bürger frühzeitig zu informieren und so weit als möglich in die Entscheidungen mit einzubinden. Eine Informationsveranstaltung und eine Informationsfahrt haben bereits stattgefunden. Das Thema wird uns vermutlich über das Jahr 2011 hinaus beschäftigen.
mh-bayern-Team: Herzlichen Dank für das Interview!
myheimat-Team:Tanja Wurster aus Augsburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.