„Als wir noch Götter waren im Mai“ - Ein Seminar mit Johano Strasser

Prof. Dr. Johano Strasser | Foto: http://www.antiquariat-am-ballplatz.de/images/johano_strasser.jpg

Liebe Leser!
Heute hat mein Tag schon wieder sehr früh begonnen. Für mich, völlig ungewohnt (normalerweise kann ich doch länger schlafen) schon um dreiviertel sieben. Normalerweise wäre ich heute (ausnahmsweise mal) pünktlich zum Seminar gekommen. Allerdings musste unser Zug wegen „unbefugten Personen in den Gleisen“ eine Pause irgendwo zwischen Augsburg und München machen. So kam ich also um kurz vor elf (eigentlich beginnen die Seminare um zehn) in der Evangelischen Jugend München (EJM) an.
Im Stuhlkreis sitzen 24 FSLer und unser heutiger Referent Prof. Dr. Johano Strasser. Schriftsteller, und Präsident des PET-Clubs. Er war schon immer politisch sehr engagiert, findet es aber sehr wichtig „immer mit einem Bein draußen zu sein“. Das heißt nicht Das Thema des Seminars lautet: Prozent für das politische Engagement zu geben, sondern immer noch woanders ein Standbein zu haben, da man so seine Interessen viel besser vertreten kann. Unser Thema: „Verantwortung leben- politisch handeln“ Strasser, der früher unter Anderem Vorsitzender der Jungsozialisten war erzählte uns, dass es enorm wichtig seine Meinung zu sagen und seinen Standpunkt zu vertreten. Sich zu äußern, wenn einem etwas nicht passt. Und denen die (angeblich) das Sagen haben (z.B. den Politikern) zu zeigen, dass man gegen die Sache ist, das ist das Wichtige. Gewalt ist auf diesem Weg jedoch die völlig falsche Lösung. Viele Jugendliche sprachen sich deshalb zu Strassers Zeiten bewusst für einen friedlichen Protest aus. Zeigen, dass einem etwas nicht passt, sich Regeln widersetzen aber dann auch die Konsequenzen dafür tragen. Denn wenn man „einen Stein gegen das „System“ wirft, kann es sein, dass es einen Menschen trifft.“ Auf die Frage von Marina (eine unserer Ansprechpartnerinnen bei den freiwilligen sozialen Diensten) ob es nicht leichter sei mit Gewalt die Aufmerksamkeit auf die Sache zu lenken und etwas zu bewegen, meinte der Philosophie Professor:„Vor allem die Widerstrandsbewegungen von Gandhi oder Martin Luther King gingen doch in die Geschichte ein. Nur die friedlichen waren am Ende doch erfolgreich. Menschen wie Gandhi und Martin Luther King sollten Orientierungspunkte sein.“
Zum Mittagessen wurden wir von der EJM zum Inder eingeladen. Da allerdings anscheinend niemand bei Marinas Wegbeschreibung richtig hingehört hat dauerte die Suche nach dem kleinen Lokal ein wenig länger. Am All-You-Can-Eat-Buffett konnten wir uns so richtig satt essen. Johano Strasser, der gegenüber von mir saß war sehr interessiert an unseren FSJts und unseren Zukunftsplänen. Gemeinsam planten wir die berufliche Zukunft unserer Sitzpartnerin, da diese sich selbst noch nicht weiß, was sie nach ihrem FSJ studieren möchte.
Im Anschluss daran waren wir selbst gefordert. Wir wurden in sechs „Zwangsgruppen“ aufgeteilt. Jede Gruppe bekam den selben Fall vorgelegt. Der Asylantrag einer kurdischen Familie wurde abgelehnt. Die Kinder sollen, laut Landgericht, in Abschiebehaft. Mutter und die beiden Kinder bekamen Kirchenasyl. Die Familie möchte nicht zurück in die Türkei, weil der Vater dort von den Behörden gefoltert wurde. Nun „steckten“ die verschiedenen Gruppen in verschiedenen Situationen. Es gab beispielsweise eine Gruppe, die sich vorstellen sollten, dass sie Polizisten sind, deren Aufgabe es ist das Versteck von Mutter und den Kindern ausfindig zu machen und (wenn das noch ausstehende Urteil des zuständigen Gerichts positiv gegenüber der Abschiebung ausfällt) die Kinder in Abschiebehaft nehmen. Diese Gruppe, die sich einig war, das die Familie nicht abgeschoben werden sollte, musste sich nun entscheiden, ob sie ihren Job aufs Spiel setzen sollten und den „Befehl verweigern“ sollte oder, ob sie lieber still sein sollten. Die anschließende Diskussion war sehr erregt und vor allem Tobias machte sehr häufig Gebrauch von seinem Recht Stellung zu beziehen.
Das Seminar endete mit einer Lesung aus Johano Strassers neuem Buch „Als wir noch Götter waren im Mai“ einem autobiografischen Werk. Der Autor berichtet in seinem Buch aus seiner Kindheit und seinem Leben als Juso-Vorsitzender. Beim Schreiben dieses Werkes war Strasser selbst überrascht an wie viele Details er sich noch erinnern kann. Schon in seiner frühen Kindheit wurde er geprägt. „das man auf den Putz hauen muss, wenn Ungerechtigkeit passiert, das habe ich von meiner Mutter. Von meinem Vater habe ich gelernt würdevoll zu scheitern. Er war ein eher mittelmäßiger Geschäftsmann.“
Inzwischen ist es ist 20.59 Uhr und ich sitze gerade im völlig überfüllten Zug von Pasing nach Augsburg auf der Treppe und schreibe diesen Artikel. So sieht mein Nach-Hause-Weg vom heutigen Seminartag aus. Freue mich schon auf zu Hause. Morgen fahren wir auf Konfifreizeit.

Liebe Grüße Ihr/Euer Felix Henkelmann

Das Buch:
Als wir noch Götter waren im Mai -Johano Strasser
Preis: 19.90 EUR
360 Seiten
ISBN 978-3-86612-111-9
Erschienen: 02|2007

Bürgerreporter:in:

MEVJ Meitingens Evangelische Jugend aus Meitingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

6 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.