Segnungs-Andacht der Gedenkstätte für GROSSE und kleine Verstorbene sowie Sternenkinder-Sammel-Grabfeld am Friedhof in Meitingen

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Am Sonntag, 11.12.22, fand auf dem Friedhof in Meitingen die Segnungs-Andacht der Gedenkstätte für GROSSE und kleine Verstorbene sowie des neuen Sternenkinder-Sammel-Grabfeldes statt. Das Datum wurde bewusst ausgewählt, da der zweite Sonntag im Dezember der internationale Gedenktag für verstorbene Kinder (= Worldwide Candle Lighting Day) ist.
Bereits am Morgen hat sich die Sonne gezeigt und gleichzeitig segelten schon die ersten winterlichen Boten - kleine Schneeflocken - vom Himmel. Trotz der Kälte und der allgemeinen Krankheitswelle fanden sich am Nachmittag einige Teilnehmer der Andacht am Friedhof in Meitingen ein. Der Kirchenchor trug mit modernen als auch klassischen Liedern zum Gelingen der Segnungs-Andacht bei, ebenso war die Sternenkinder-Initiative sehr dankbar darüber, dass Frau Gudrun Schilling-Wirkner und Frau Regina Brown zusammen mit Herrn Pfarrer Gerhard Krammer die Andachtstexte vortrugen und Herr Pfarrer Gerhard Krammer im Anschluss die Gedenkstätte und das Sternenkinder-Sammel-Grabfeld segnete. Herr Pfarrer Pickart musste leider kurzfristig absagen.

Nachfolgend ein Auszug aus dem Andachtstext:
„Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines, dies eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines“, so lautet eine Zeile aus der Feder des Dichters Rainer Maria Rilke.
Ein Blatt kann vom Baum geweht werden, wenn es schlichtweg Zeit ist, ein langes Leben gelebt wurde und der letzte Herbst des Lebens sozusagen vorbei ist.
Leider weht der Wind auch Blätter vom Baum, für die es eigentlich noch viel zu früh ist. Das Blatt bzw. der Mensch wird aus dem Leben gerissen oder das Leben endet bevor es richtig begonnen hat.
Durch Krankheit, Unfall, Suizid oder unerklärlich durch plötzlichen Kindstod.
Das ist schrecklich und kommt tagtäglich vor. Nicht nur dort, wo das Gesundheitssystem schlecht ist oder die allgemeinen Lebensumstände schwierig sind sondern auch bei uns im schönen Bayern.
Man braucht nur einmal über den Dorffriedhof gehen und die Grabinschriften lesen.
Es sind nicht ausschließlich lange Lebensgeschichten, die dahinter stecken.
Dramen und schwere Schicksalsschläge lassen sich vermuten bei Kindergräbern und jung verstorbenen Erwachsenen, bei Erwachsenen, die eigentlich vor hatten, irgendwann als betagter Rentner aus dieser Welt zu scheiden, aber bei denen der Tod der Rente zuvorkam.
Manch ein Verstorbener war über die Landesgrenzen hinaus eine sehr berühmte Persönlichkeit, wie z.B. Max Josef Metzger. Andere waren für das Dorfleben wichtig - Handwerker, Lehrer, Pfarrer, Apotheker, Bürgermeister zum Beispiel.
Nicht zu vergessen aber sind die Menschen, deren Dasein man nicht aus der Presse oder anhand alter Inhaberschilder von Handwerksläden oder dergleichen entnehmen kann, deren Dasein jedoch überlebensnotwendig für andere Menschen war. Mütter zum Beispiel, die für ihre Kinder und ihre pflegebedürftigen Verwandten aufopferungsvoll da waren.
Sowohl die kleinen als auch die großen Verstorbenen hinterlassen Angehörige.
Manch ein Angehöriger wird die letzte Ruhestätte seiner Verstorbenen oft aufsuchen, andere gedenken in irgendeiner anderen Art oder an einem anderen Ort ihren Verstorbenen. Manches Grab wurde bereits aufgelöst oder ist fern des Angehörigen. Auch wurden früher die kleinsten der Sternenkinder nicht auf dem Friedhof beerdigt sondern vielmehr mit Klinikmüll zusammen verbrannt.
Nachdem der Markt Meitingen ein lebens- und liebenswürdiger Ort ist mit vielen Generationen, Nationen und Glaubensrichtungen, eine Gemeinde, in der sowohl die Kleinsten als auch die Mittleren und erst recht die Älteren wunderbar leben können, mit Kindergärten, Schulen, Arbeitsstätten, Einkaufsmöglichkeiten usw., verwunderte es nicht, dass die Idee der Errichtung einer Gedenkstätte für GROSSE und kleine Verstorbene rasch umgesetzt wurde sowie es ermöglicht wurde, dass Sternenkinder künftig auch in Meitingen eine letzte Ruhestätte bekommen können. Mit der Gedenkstätte und dem Sternenkinder-Sammelgrab hat die Gemeinde Meitingen den GROSSEN und kleinen Verstorbenen einen Platz im Leben gelassen und den Angehörigen einen Ort gegeben, an denen sie ihrer Trauer Ausdruck verleihen können. Dies kann eine wertvolle Stütze für Trauernde sein.
Als Symbol des Lebens wurde ein Baum gewählt. Ein Baum, der verwurzelt ist, Heimat bedeutet, der durch manchem Sturm und Unwetter zwar schwankt, aber ansonsten fest im Leben steht. Ein Baum mit bunten Blättern, die die unterschiedlichen Zeiten darstellen. Ein Baum, der sich in die Höhe streckt und somit eine Verbindung zwischen Himmel und Erde ist, der Blätter nährt, aber auch verliert. Statt eines echten Baumes wurde ein Metallbaum gewählt, um nicht nur die Kosten der Errichtung und Pflege der Gedenkstätte geringer zu halten sondern auch um die Gedenkstätte sehr lange erhalten zu können.
Dieser Gedenkbaum steht als Zeichen dafür, dass Menschen, die tot sind, nicht vergessen sind und in der Erinnerung weiterleben.
Den Grundstein für diese Gedenkstätte hat der Meitinger Jakob Valentin Wanner gelegt, der am 16. Mai 2021, dem Tag seiner Geburt, unerwartet verstorben ist.
Nun will ich mit Rainer Maria Rilkes Worten abschließen:
Dieses Blatt allein, war Teil von unserem Leben, drum wird dies Blatt allein, uns immer wieder fehlen.“

An der Ermöglichung und Umsetzung der Gedenkstätte und dem Sternenkinder-Sammelgrab haben so einige Personen und Firmen tatkräftig mitgewirkt. An diese sowie an alle, die an der Andacht teilgenommen haben, ein herzliches Dankeschön!

Text/Fotos: Sternenkinder-Initiative Meitingen

Bürgerreporter:in:

Nicole Kessler aus Meitingen

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