Sternenkinder-Initiative Meitingen
Rückblick 2024
Rückblick 2024
Eigentlich mag ich keine Rückblicke in Bezug auf Arbeit oder Ehrenamt.
Schließlich strebe ich eher danach, jetzt und in Zukunft kleine Dinge im Rahmen meiner Möglichkeiten aktiv mitzugestalten, etwas zu verändern, bestenfalls zu verbessern, und auf die Bahn zu bringen und dafür Sorge zu tragen, etwas unverändert anbieten zu können. Was ich gestern oder in diesem Jahr im Namen der Sternenkinder-Initiative zusammen mit meiner Mitinitiatorin Sarah Wanner und mit Hilfe von lieben Menschen und aktiven Netzwerkpartnern getan habe, das hätte ich nun einfach abgehakt... ...wären da nicht Anfragen eingegangen, die konkret nach einem Rückblick gefragt haben.
Den Jahresrückblick 2024 für das Herzensmagazin von Hopes Angels, welches zeitnah erscheint, habe ich meine Mitinitiatorin Sarah Wanner verfassen lassen. Nachdem ich nicht alle Arbeit Sarah Wanner aufhalsen wollte habe ich den Rückblick für myheimat nun selbst übernommen.
Ich bemühe mich, es nicht aus meinem üblichen Blickwinkel, der lautet „unsere Initiative muss den Blick nach vorne und nicht zurück richten.“ zu sehen, sondern eher ein bisschen aus der Mama-Perspektive. Aus diesem Blickwinkel bin ich natürlich im Alltag unterwegs, mache mir auch viele Gedanken um die Zukunft, aber zwischendurch schaut man sich auch mal „alte“ Fotos an, als die Kinder frisch geschlüpft waren, Geburtstagsfotos etc. So versuche ich nun auch für diesen Rückblick unsere Sternenkinder-Initiative Meitingen als „Herzensbaby“ anzusehen und nehme die interessierten LeserInnen mit auf die Reise in die vergangenen Monate des Jahres 2024, in dem unsere Sternenkinder-Initiative Meitingen nun schon drei Jahre besteht.
Ähnlich wie bei meinem Nachwuchs kommt es mir auch hier vor, als wäre es erst vor Kurzem gewesen. Im Falle unserer Initiative gefühlt erst gestern, dass ich die 1. Buchrezension von bisher 24 im Jahr 2024 verfasst und online gestellt habe und dass wir Gäste beim Neujahrsempfang des Marktes Meitingen waren.
Obwohl Sarah Wanner und ich eigentlich nicht gerade politisch sehr engagiert sind, haben wir dennoch erkannt, dass man auch an dieser Stelle Druck machen kann und sollte. Anfang 2024 waren wir deshalb zu Gast im Bayr. Landtag. Mit dabei mein jüngster Nachwuchs, der mindestens genauso große Augen machte vor Staunen wie ich. Es hatten sich mehrere Politiker Zeit für uns genommen und wir bekamen im Anschluss an das Gespräch sogar eine kleine Führung durch den Landtag. Außer, dass wir das Thema Sternenkinder auf dem Tisch gebracht haben, ein paar Politiker sensibilisiert und auf Defizite hingewiesen haben, konnten wir bisher dort noch nicht soviel Sinnvolles für Sternenkind-Familien umsetzen. Aber bekanntlich mahlen die Mühlen eben langsam. Wir bleiben hier auf alle Fälle dran und schweigen das Thema verstorbene Kinder und deren Familien nicht tot!
Im März d.J. fand sodann die Beisetzung eines Sternenkindes auf dem Sternenkinder-Grabfeld in Meitingen statt. Das besondere an dieser Beisetzung war, dass auch die Tante und die zwei kleinen Nichten einen wundervollen Text am Erdenbettchen des kleinen Sternenkindes vorgetragen haben. Dankbar waren wir auch dafür, dass sich sowohl unser katholischer Pfarrer als auch der evangelische Pfarrer Zeit für die Beerdigung genommen haben. Dies zeigt die Wertschätzung der Kirchen auch gegenüber den kleinsten verstorbenen Menschen.
Im März bis Mai d.J. haben wir uns dann im Rahmen unserer Möglichkeiten an der Familienkette in München beteiligt. Hauptanliegen bei der Familienkette war – zumindest für uns – der gestaffelte Mutterschutz, welcher Dank Natascha Sagorski auch hoffentlich bald Einzug in das Gesetz hält.
Ich hatte bis dahin noch nie Angebote für Bühnen samt Technik eingeholt und mir bis dahin keine Gedanken über Dinge wie Ballongas und Füllstützen gemacht. Nun habe ich dank der Familienkette auch einen kleinen Einblick darin bekommen. Leider konnte ich sodann aufgrund Schichtarbeit am Tag der Veranstaltung der Familienkette nicht selbst vor Ort sein. Meine Mitinitiatorin Sarah Wanner hat sich jedoch samt ihrer Familie die Zeit genommen und war für unsere Initiative dort.
Auch hat sich Sarah das ganze Jahr über immer wieder in ihrer Freizeit an den PC gesetzt um Hausarbeiten für ihre Hopes-Angels-Ausbildung zum „Begleiter für Familien beim Frühtod des Kindes und nach pränatal-medizinischer Diagnose“ zu schreiben und an Onlineseminaren teilzunehmen. Zwei von drei Modulen hat sie bereits erfolgreich absolviert. Für das Abschlussseminar ist sie sogar in die Luft gegangen bzw. nach Bonn für ein ganzes Wochenende geflogen.
Aber nicht nur Schreibarbeit gehört zu Sarah´s Ausbildung. - Auch ein Praktikum beim Bestatter und in der Klinikseelsorge ist Teil der Ausbildung und wurde – ich habe nix anderes erwartet – von Sarah gewuppt.
Im Mai d.J. hat uns Frau Becker – Lacrima / Johanniter Augsburg – in Meitingen besucht und viel von sich und ihrer Arbeit erzählt.
Im Juli d.J. waren Sarah und ich dann unter dem Motto „Das haben wir noch nie gemacht, das können wir!“ unterwegs nach Bobingen. Die Pflegefachschule Bobingen hatte uns gebeten über Sternenkinder und deren Familien zu sprechen. Wir waren erstaunt, wie schnell ein paar Unterrichtsstunden vergehen. Schwer beeindruckt haben uns die engagierten Lehrkräfte und die bereits mit viel Lebenserfahrung und Weisheit ausgestatteten PflegeschülerInnen.
Im August d.J. waren wir als Bündnispartner bei einer größeren Veranstaltung des Bündnis für Vielfalt Meitingen dabei.
Im September d.J. hatte ich sodann für die Initiative am Medientag der Diözese teilgenommen und dort neben neuen Leuten auch bis dato nur von E-Mails bekannten Benno Driendl – Kontaktstelle Trauerbegleitung Augsburg – persönlich kennenlernen. KI als Möglichkeit sowie Infos über Urheberrechte und Handwerkszeug wie man Presseberichte schreibt nahm ich von diesem Tag mit. Seither habe ich auch meine Art Buchrezensionen zu schreiben und Fotos davon einzustellen umgestellt. Dies ist zwar etwas aufwändiger, aber zweckmäßig, wenn man keine Lust auf bzw. kein Geld für kostenpflichtige Abmahnungen hat. Auch unsere Gestattungserklärung für die Beisetzung der Sternenkinder haben wir daraufhin sicherheitshalber nochmal angepasst.
Im Spätsommer hat der Bauhof Meitingen auf unsere Bitte hin, das Pflaster bei der Gedenkecke für GROSSE und kleine Verstorbene am Meitinger Friedhof erweitert.
Vor ein paar Wochen haben wir dann eine neue „Mitaktivistin“ näher kennenlernen dürfen. Beate hat in der Vergangenheit bereits fleißig die Werbetrommel für unsere Andachten gerührt und möchte sich künftig noch mehr beteiligen. Das Allerheiligengesteck für dieses Jahr hat sie bereits gezaubert und wir sind dankbar, eine liebenswerte, fleißige und kreative Helferin mehr im Boot zu haben.
Zwischen all den Terminen haben wir einige Gespräche mit Sternenkind-Familien geführt, ihnen zugehört und bei Bedarf auf geeignete Netzwerkpartner verweisen können sowie ganz viel auch von den Sternenkind-Familien gelernt. Wir haben es nicht geschafft, den Familien diesen Teil ihres Lebensweges zu ersparen, aber wir sind den Weg ein paar Zentimeter in Form von Gesprächen, E-Mails und guten Gedanken mitgegangen. Auch hoffe ich, dass Sarah und ihre Art, den Tod ihres Sohnes Jakob anzunehmen und die Liebe zu ihrem verstorbenen Sohn in Energie und Tatkraft für die Initiative umzuwandeln, ein bisschen Zuversicht den Sternenkind-Familien für die eigene Zukunft vermittelt.
Manche „alte“ Ziele haben wir noch nicht als erledigt abhaken können, sind jedoch auf der Zielgeraden unterwegs, aber eben noch nicht so schnell vorangekommen wie gewünscht. Dennoch haben Sarah und ich gemeinsam bereits ein paar neue Ziele für nächstes und sogar schon übernächstes Jahr zu Papier gebracht und freuen uns auf deren teilweise oder ganze Umsetzung.
Dazwischen, nämlich am Samstag, 14.12., 16 Uhr, wird es noch eine Andacht in der St. Wolfgang Kirche in Meitingen für GROSSE und kleine Verstorbene geben, die dieses Mal Sarah Wanner ganz alleine auf die Beine gestellt hat.
Nun habe ich mich aber ganz schön lange in der Vergangenheit aufgehalten - jetzt wird es Zeit sich wieder der Gegenwart bzw. den künftigen Zielen zu widmen.
Abschließend bleibt mir an dieser Stelle nur ein GROSSES Dankeschön an unsere NetzwerkpartnerInnen, an unsere ehrenamtlichen UnterstützerInnen und an all die Familien, die uns ihr Vertrauen schenken.
Meitingen, November 2024
Kessler Nicole Kristin für die Sternenkinder-Initiative Meitingen
Der Verlust eines Kindes ist ein Trauma, dass ein Leben lang besteht, mal ist es tief verborgen, vielleicht sogar für lange Zeit, aber dann ist die Erinnerung plötzlich wieder gegenwärtig. Ich beneide jede/n, die/der das nicht erleben muss. Initiativen, in denen betroffene Mütter/Eltern auf Menschen treffen, die Ähnliches erlebt haben, sind dabei sicher enorm hilfreich. Denn im persönlichen und beruflichen Umfeld ist man oftmals hilflos, wie man mit der Situation umgehen soll und Trost spenden könnte. Oft hört man dann Sätze wie: "Du kannst doch wieder ein Kind haben", die die Seele noch mehr verletzen, denn der kleine Mensch der jetzt nicht mehr da ist, war auf seine Art etwas Besonderes und kann nie durch einen anderen Menschen ersetzt werden.
Insofern ist Ihre Sternenkinder-Initiative in die, so mein Eindruck, von Ihrer Seite sehr viel Engagement eingebracht wird, für Betroffene ein Anker, um sich in der Ausnahmesituation nicht allein und ausgeliefert zu fühlen.