"Ham´Sie vielleicht meine Rente geseh´n"?
Buttenwiesen: Die Vier schauen aus, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Da sind die Musiker Hans Dettendorfer und Bernhard Gruber, die eigentlich "nur eine verlängerte Brotzeit auf der Bühne abhalten wollen". Da ist aber auch noch Jürgen Kirner in seiner Glanzrolle als demenzkranker Rentner mit der dauernden Frage "Haben Sie meine Rente gesehen? Vielleicht sitzen Sie drauf"? Und schließlich Anna Maria (Annamirl) Spies als russische Nobelprostituierte mit internationalen Handelsbeziehungen und dem Hang zu bayerischen Landtagsabgeordneten ("Die brauchen ja so viel Liebe") oder auch als frustrierte Lehrerin, die fordert "Nehmt den Kindern ihre Macht"! Mindestens so turbulent wie die Fülle der Einfälle und der Programmdramaturgie (Regie: Eva Demmelhuber), bei denen die Erzkomödianten die brandaktuellsten Meldungen bereits einbezogen hatten, war die darstellerische Umsetzung.
Während sich Hans Dettendorfer und Bernhard Gruber meist ohne eine Miene zu verziehen auf die musikalische Begleitung per Maultrommel, Diatonischer, Gitarre oder (Karton)-Schlagzeug beschränkten und ihnen als "Umzugspacker" vor allem ihre Brotzeit äußerst wichtig war, wirbelten Annamirl Spies und Jürgen Kirner - immer in neue Rollen schlüpfend - um sie herum. Ob frustrierte Lehrerin, leichtes russisches Mädchen, Wurstverkäuferin auf dem Weg zur CSU-Event-Management-Veranstaltung oder altes Mütterlein, die Komödiantin überzeugte gigantisch. Ihr Partner Jürgen Kirner hatte als polnischer Subunternehmer "Rasso von Inkasso", sächsischer Konkursverwalter (ein sächsisches Naturtalent), der die Reste des Freistaates verscherbelt, um dann in die Karibik zu verschwinden oder als seniler Dr. Kudernack im Bademantel auf der Suche nach seiner Rente stets die Lacher auf seiner Seite.
Gnadenlos hauten die Vier an diesem Abend in der gut besetzten Riedblickhalle (etwa 350 Besucherinnen und Besucher) um sich. Selbstverständlich durfte auch der Fleischskandal von Wertingen nicht fehlen. Sie verteilten allerdings keine intellektuellen Peitschenhiebe von oben herab, sondern kritisierten aus der Sicht des besorgten Bürgers. "Brot für Bayern" ist der Titel des Programms, das die "Brettl-Macher" Helmut Sauter und Josef Caesar nach Buttenwiesen brachten. Die Gewinner des bayerischen Kabarettpreises 2005 liefen bei ihrem Auftritt in der Riedblickhalle zur satirschen Höchstform auf. Immer wieder gab es kräftigen Applaus. Stolz ist die "Couplet-AG" auf über 1000 Auftritte bei renommierten Kleinkunst- und Kabarettbühnen, aber auch auf Fernsehauftritte ("Ottis Schlachthof"). Um die Jahrhundertwende bevölkerten Volkssänger, Komiker, Varieté und Kabarett, Brettl-Lieder und Couplets München, Berlin und Wien. Namen wie Weiß Ferdl oder Karl Valentin gehörten in dieses Genre. Längst vergangen schien viele Jahre dieses Kapitel bayerischer Kulturgeschichte bis, ja bis vier Bayern mit dem Namen "Couplet-AG" die totgesagte Tradítion der Volkssänger wieder aufgriffen und die Liedform des Couplets erfüllten. Das Publikum in der Riedblickhalle feierte die Kabarettisten und ließ sie erst nach zwei weiteren Zugaben von der Bühne gehen. Aus Ehingen reisten 24 Fans an, auch Heinrich Gärtner ("Meierhof") erwies sich als überzeugter Fan der "Couplet-AG". Für das leibliche Wohl sorgten auch diesmal wieder die "Brettl-Frauen".
Bürgerreporter:in:Rosmarie Gumpp aus Ellgau |
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