Engelsbegegnungen in der Meitinger Johanneskirche
Nach einer kurzen Begrüßung durch Pfarrer Markus Maiwald eröffnete der Gitarrist Stefan Barcsay mit der Etüde h-moll op.35,No.22 von Fernando Sor (1778-1839), einem sanften Gitarrenstück, das die frühe Meisterschaft des ersten Gitarristen der Welt Fernando Sor sehr deutlich zeigte.
Er hat mit seiner Entwicklung des Gitarrenspiels die Gitarre in die Königsklasse der Instrumente erhoben. Es war wie ein langsames Anheben der Engelsmächte, das mich ergreift - eine wunderbare Eröffnung für diesen Abend, vor allem in der zarten und behutsamen Weise, wie sie der Solist des Abends präsentiert hat. So sanft war die Etüde selten zu hören.
Ihm schloß sich Luis Walter mit seinen drei Gedichten “Ich glaub an Engel”, “Die Spuren im Sand” und “Am Ende des Tunnels” an, die in einer präzisen und leichten Form seine Engelswelt uns ausmalte, diese guten Mächte, die uns auf unserem Lebensweg begleiten und, wenn es nötig ist, uns auch durchs Leben tragen.
Die sich anschließende, sehr romantische Geschichte “Der einsame Alte” erinnerte an “Der kleine Lord” von Frances Burnett, aber sehr fein gemacht, wie der Himmel einem alten einsamen Mann ein Waisenkind schickt. Der Junge verwandelt den Mann im Auftrag des Himmels, wie es eigentlich nur ein Engel kann.
Ein Auszug aus dem 2000 komponierten Stück des Kubaners Leo Brouwer “Viaje a la semilla - Reise zu den Wurzeln” schloß sich an. Minimalistisch dissonante Teile wechselten sich mit fließenden Teilen ab, eben die Suche nach der Wurzeln, wiederum in unglaublicher Zartheit gespielt, gleichzeitig extrem präzise.
“Wenn man sie braucht”, kommen die Engel - so das nächste Gedicht. In der zweiten Geschichte “Oft trügt der Schein” erzählt der Autor von einem lebensmüden Banker. Ihm wäre es am liebsten, er wäre gar nicht geboren. Und genau das stellt ihm Engel EG 3, der Engelsklasse 3, Dominik vor Augen, denn seine Nicht-Geboren-Sein hat entscheidende, katastrophale Folgen - ein toller Einfall wunderbar umgesetzt.
“La calme” von Fernando Sor präsentierte Stefan Barcsay als eine Ode an die Sanftheit. Die Besucher wurden in die unglaubliche Leichtigkeit des Seins entführt. Dieses Stück war wie ein sanfter Sommerwind über Wiesen mit gerade erblühten Frühlingsblumen. In den verschiedensten Variationen tauchte das kleine Motiv des Stückes immer auf.
Mit dem Gedicht “Adventskranz der Liebe” und der Geschichte“Tim erlebt Weihnachten” wurde es weihnachtlich. Durch die Liebe erwacht ein Adventskranz zur eigentlichen Schönheit. Am Ende waren die Zuhörer froh, dass es für den Jungen Tim nach all der Tragik in seinem jungen Leben doch Weihnachten wie durch ein Wunder wird - vor allem aufgrund ganz vieler Schutzengel.
Dieses Happyend verstärkte die flotte Prelude Nr 1 des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos (1887-1959), in perfekter Eleganz und Ruhe von Stefan Barcsay vorgetragen.
Ein kurzes schwäbisches Engelgedicht, das Luis Walter für den Gastgeber des Abends gedichtet hatte, bildete den dichterischen Abschluss -“Ein Engel an der Hand”.
Stefan Barcsay rundete den Abend mit “Leo Brouwer, Un Dia de Noviembre - Ein Tag im November” ab, ein ergreifend melancholisches Stück, das die Zuhörer in den Bann schlug. Es quittierte den Vortrag mit einem begeisterten Applaus.
Pfarrer Markus Maiwald bedankte sich bei beiden Akteuren mit einem Holzherz, unglaublich gut passend zu einer der Geschichte, wo aus einem Stein in Herzform ein Engel erwächst, als Tränen auf ihn fallen.
Die Vorstellung des Buches “Ich glaub an Engel” von Luis Walter unter musikalischer Umrahmung durch Stefan Barcsay war also eine runde Sache - Geschichten und Gedichten aus dem ganz normalen Leben, in denen auf wundersame Weise die Engel erscheinen.
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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