Sternenkinder-Initiative Meitingen
Buchrezension „Für immer“, Autor: Kai Lüftner
Buchrezension
Für immer
Autor: Kai Lüftner
Illustratorin: Katja Gehrmann
Taschenbuch (Minimax-Buchreihe), 30 Seiten
Erscheinungsjahr: 2018
Beltz & Gelberg, Weinheim
6,50 EUR
Lesealter-Empfehlung: ab 5 Jahren
Inhalt: siehe Foto Buchrückseite
Heute eine Buchempfehlung, die aufgrund der wenigen Sätze/des Formats sowohl die Kleineren als auch größere Kinder und Erwachsene gut lesen/in die Hand nehmen können.
Dieses Bilderbuch ist reine Poesie. Es beschreibt aus Sicht eines Kindergartenkindes, nämlich dem kleinen Egon, wie ihm die Welt nach dem Tod seines Papas so vorkommt und wie ihn die Gesellschaft seitdem behandelt. Klein Egon benutzt für sich die Bezeichnung „Zurückgebliebener“ und erklärt, dass dies nichts mit Dummheit zu tun hat – diese Wortspielerei hat mir sehr gut gefallen. Auch die kindgerechte Erklärung, dass „für immer zwar zwei kurze Worte sind... ...aber länger als zwei Stunden Zimmer aufräumen bedeutet... ...länger als unendlich... ...ungefähr so lang wie ewig... ...und dass es keine Tabletten gegen das Für Immer gibt“, ist wirklich sehr gut.
Dass Autor und Illustratorin in wenigen Sätzen und Zeichnungen das Gefühl „für einen selbst hat sich alles verändert – die eigene Welt steht still, aber die Erde dreht sich weiter“ so treffend und einfühlsam beschreiben finde ich faszinierend, insbes. weil das Thema Tod und Trauer ganz schön schwer kurz und knapp bzw. überhaupt zu beschreiben ist.
Auch wird gezeigt, wie die Erwachsenen in Egons Umfeld unbeholfen und unterschiedlich schräg reagieren. - Außer seine Mama, die ihm ehrlich sagt, dass es nie wieder so sein wird, wie es mal war. Dass es trotzdem weitergeht, dass es schwer wird und dass der Papa immer bei ihm ist.
Besonders schön fand ich den „roten Faden“ im Buch, der an einem roten Drachen hängt. Diesen Drachen hat Klein-Egon zusammen mit seinem Papa am Krankenbett gebastelt und er trägt diesen seitdem bei sich. Verliebt habe ich mich auch in das Eichhörnchen auf dem Friedhof, welches auf einer Zeichnung betroffen in das Grab blickt.
In diesem Buch wird nicht thematisiert, was mit dem Verstorbenen nach seinem Tod sein könnte (also nix von Himmel/Hölle/Wiedergeburt). Lediglich, dass der Tote beerdigt wird wird gezeigt. Daher ist dieses Buch auch für Menschen geeignet, die mit der Idee vom „nach dem Tod in den Himmel kommen“ nix anfangen können. Weil die Gefühle bzw. auch die Reaktionen des Umfelds von Sternenkind-Familien durchaus ähnlich sein können wie in diesem Buch, kann dieses Buch auch durchaus für Sternenkind-Familien geeignet sein, finde ich.
Der Autor Kai Lüftner, geb. 1975, lebt mit seiner Familie in Berlin. Er scheint ein richtiger Allrounder zu sein, zumindest was seine berufliche Laufbahn betrifft. So hat er Sozialpädagogik studiert, als Streetworker, Pizza-Fahrer, Türsteher, Werbe-, Auftrags- und Liedtexter sowie Comedy-Autor und Musiker gearbeitet. Zwischenzeitlich produziert er vor allem Hörbücher und schreibt viele viele Kinderbücher (wobei „Für immer“ eines seiner ernsteren Bücher ist). Auch das Buch „Opapi-Opapa Volle Kraft voraus“, welches aus der Feder des Beatles Paul McCartney stammt, hat er übersetzt. Kai Lüftner hat eine eigene, gut gestaltete Internetseite (www.kailueftner.de). Dort kann man neben seinen Büchern auch Fanartikel (z.B. Spiele zu den Büchern, Tonie-Figuren und Taschen mit den Protagonisten seiner Bücher) bestellen. Sein Rotz´N´Roll Radio bzw. seine Songs sowie die Podcasts konnte ich mir noch nicht anhören. Das steht aber noch auf meiner eigenen „Löffelliste“.
Für das Buch „Für immer“ von Kai Lüftner gibt’s von mir 5 von 5 Sternen.
Kessler Nicole Kristin, Meitingen