Auf klösterlichen Pfaden – ein Spaziergang auf den Spuren des Benediktinerklosters Thierhaupten

Blick vom Kreuzberg auf das Kloster
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Die anläßlich des 30. Jubiläums neu erschienene Broschüre des Freundeskreises Kloster Thierhaupten e.V mit dem Titel „Auf klösterlichen Pfaden“ stellt die geschichtliche Beziehung vieler dörflicher Plätze, Strassen und Häuser zum ehemaligen Benediktinerkloster Thierhaupten dar. Nun kann man Thierhaupten unter ganz neuen Blickwinkeln kennen lernen. Eine Karte in der Broschüre markiert 25 Stationen, die mit vielen Bildern und prägnanten Texten erklären, welche Spuren das Kloster bis heute in und um Thierhaupten hinterlassen hat.

Bedeutung des Klosters

Das Kloster Thierhaupten gehörte zu den bayerischen Urklöstern. Diese spielten für die Kultur und Geschichte des Landes eine wichtige Rolle. Durch ihre Rode- und Siedlungstätigkeiten machten sich die Mönche besonders verdient. In 58 Orten hatte das Benediktinerkloster Thierhaupten Besitzungen. Die Bauernhöfe und Grundstücke um Thierhaupten bildeten eine eigene klostereigene Hofmark. Innerhalb der Hofmark stand dem Kloster die niedere Gerichtsbarkeit zu. Kaiser Ludwig der Bayer bestätigte dem Kloster diese Gerichtsbarkeit im Jahre 1341. Thierhaupten war für die Umgebung ein bedeutender Mittelpunkt. Vieh- und Jahrmärkte wurden hier abgehalten. Durch eigene Betriebe konnte das Kloster sich und sein Umland selbst versorgen. Es unterhielt vier Mühlen, eine Brauerei und für kurze Zeit sogar eine Druckerei. Viele Dorfleute fanden in den Werkstätten, Stallungen sowie auf den Feldern des Klosters Arbeit. 1803 fiel das Kloster der Säkularisation zum Opfer.

Zwei Kirchen und eine Schule

Jahrhunderte lang existierten zwei Kirchen in Thierhaupten. In der Dorfmitte auf dem „Alten Friedhof“ stand bis Anfang des 19. Jahrhunderts die St. Georgskirche, deren Turm eine imposante Höhe von 50 Metern hatte – höher als der Turm der Klosterkirche. Unterhalb des Friedhofes, heute Gaststätte „Abt Caspar“ stand seit 1600 das erste Schulhaus für die Thierhauptener Jugend. Alle Kinder des Dorfes wurden in einem Raum im Obergeschoß unterrichtet. Die überdachte Außentreppe, heute der Friedhofsaufgang, war der Zugang zum Schulzimmer. Der nebenberufliche Lehrer lebte und arbeitete z.B. als Schlosser oder Klosterschreiber im Erdgeschoß. Im Jahr 1816/17 ließ der letzte Abt Edmund Schmid der Thierhauptener Jugend eine neue Schule bauen, die am Klosterberg stand und heute die Gemeindebücherei beherbergt. Edmund Schmid, der nach der Auflösung des Klosters als Pfarrer von Thierhaupten wirkte, kaufte 1812 mit seinem privaten Geld die bei der Säkularisation versteigerte Klosterkirche zurück, bewahrte sie vor dem Abriss und machte sie zur Pfarrkirche. Diese und viele weiteren Geschichten und Anekdoten sind in der Broschüre „Auf klösterlichen Pfaden“ nachzulesen und laden zu einer spannenden Entdeckungsreise durch Thierhaupten ein. Alle Stationen, die in der Broschüre beschrieben sind, wurden durch entsprechende Tafeln an den jeweiligen Gebäuden und Plätzen gekennzeichnet und lassen sich so sehr leicht finden.

Raubritter und Pesttote

Wer es nicht scheut, auch die weiter entfernte Umgebung zu besuchen, kann seinen Ausflug im Eichenweg unterhalb des Klosters beginnen. Mächtige, Jahrhunderte alte Eichen säumen den Hohlweg der nach Süden führt. Etwa 1 km südlich von Thierhaupten liegt auf dem Eselberg die Eselburg. Geheimnisvolle Sagen erzählen von einem furchterregenden Raubritter, der hier einst gehaust haben soll. Tatsächlich handelt es sich um eine Fliehburg aus der Zeit der Ungarneinfälle. Der Wehrgraben und Spuren des Burgfrieds sind teilweise noch erhalten. Die Fliehburg diente im 10. Jahrhundert als Zufluchtsstätte für die Mönche des Klosters und die Dorfbewohner. Wer von der Abzweigung zum Eselberg noch ca. 1 km durch den Wald Richtung Süden geht, gelangt zum Windental. Dort stand bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Windenhof, ein Gutshof der dem Kloster gehörte. Auch im Westen Thierhauptens Richtung Rain am Lech finden sich Spuren der klösterlichen Zeit. Die Pestkapelle „Heilige Säul“ erinnert an über 700 Pesttote, die hier begraben liegen und im 16. und 18. Jahrhundert der Seuche zum Opfer fielen. Das Kloster ließ dort eine Pestsäule und später eine Wegkapelle zur Erinnerung errichten.

Schönster Aussichtspunkt

Als Höhepunkt des klösterlichen Rundweges darf der Aufstieg auf den Kreuzberg nicht fehlen. Der schönste Aussichtspunkt von Thierhaupten hat sowohl geschichtlich wie auch landschaftlich eine ganz besondere Bedeutung. Hier befand sich der Sage nach in vorchristlicher Zeit eine heidnische Kult- und Opferstätte: Dem Wotan geheiligte Tierköpfe waren auf Stangen zur Verehrung aufgestellt. Der Ortsname Thierhaupten lässt sich wohl so erklären. Ein weithin sichtbares Kreuz wurde von den Mönchen des Klosters aufgerichtet, ein Zeichen für den christlichen Glauben und auch dafür, dass die Mönche die Grundherren waren.

Die Broschüre „Auf klösterlichen Pfaden“ ist im Eingangsbereich des Klosters Thierhaupten, im Rathaus und in der Gaststätte „Tassilo Stubn“ im Kloster erhältlich. Der Freundeskreis Kloster Thierhaupten e.V. bietet ganzjährig für Gruppen Klosterführungen an.
Information und Anmeldung: Fritz Hölzl, Tel. 08271-3418

Bürgerreporter:in:

Claudia Drachsler-Praßler aus Thierhaupten

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