Und vergib uns unsere Schuld
Liebe Leserin, lieber Leser,
das sitzt er vor mir. Er ist ganz aufgelöst. Er ist Berufschüler, doch jetzt er bei mir in der Seelsorge. Vor kurzem hatten wir das Thema “Schuld und Vergebung” im Unterricht besprochen. Dabei hatte er noch darüber gelästert. Damals sagte er: “Schuld - was soll das sein? Er wird nie jemand es schuldig. Schulden sei da viel schlimmer. Wenn man die Raten für sein neues Auto oder die neuen Möbel nicht mehr zahlen kann. Schuld - typisches Pfarrersgeschätz halt.”
Jetzt saß er vor mir - ein Häuflein Elend. Ganz lebendig erzählte er von seinem ersten Unfall. Er hatte ihn total übersehen, den Motorradfahrer. Bremsen kreischen, Reifen quietschen und dann krachte es gewaltig. Sein Airbag geht auf. Dann kracht gleich noch einmal. Sein ausbrechendes Fahrzeug knallte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Kurz darauf sieht er all das Blut auf der Windschutz.
Der Motorradfahrer schwebe noch immer in Lebensgefahr und es ist seine Schuld. Immer sagt er: “Ach hätte ich doch besser aufgepaßt in diesem Augenblick.” Das hilft nicht weiter. Ich gehe mit ihm auf Intensivstation. Wir warten die ganze Nacht, bis die Ärzte Entwarnung geben. Er ist über den Berg. Gott sei dank blieben keine Schäden und der Motorradfahrer hat ihm verziehen. Das Thema Schuld und Vergebung ist eben kein frommes Geschwätz. Es hat mit dem wirklichen Leben zu tun.
Ich sag es mit dem Vaterunser: “Vater, vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!” Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, eine behütete Fahrt: Machen Sie es gut!
Ihr Pfarrer Markus Maiwald
Bürgerreporter:in:Markus Christian Maiwald aus Augsburg |
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