Ich entschuldige mich
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit hängendem Kopf steht er vor mir.
Er kam in die Sprechstunde.
Mit gepresster Stimme - er kriegt die Zähne fast nicht auseinander und wird ganz rot - sagt er:
“Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte das nicht! Es soll auch nie wieder vorkommen.”
Und ich spüre:
“Er meint es wirklich ernst. Dieser Mann hat ein Gewissen.” Und ich denke mir:
“Wie oft habe ich das schon gelesen?
Wir bedauern die durch uns verursachten Unannehmlichkeiten.
Es war nicht unsere Absicht.
Wir bedauern es.”
Mit sanften Worten wollen die Firmen ihre Kunden beruhigen.
Und danach wird weitergemacht wie vorher.
Doch der Mann vor mir will sich entschuldigen.
Ich buchstabiere es:
sich ent-schuldigen.
Dazu brauche ich niemand anderen. Niemand kann das für mich tun. Ich muß es selber tun - mich entschuldigen. Trotzdem reicht das nicht aus.
Denn wenn sich mein Gegenüber auf stur stellt, sie nicht annehmen will, diese meine Entschuldigung, dann bleibt mir meine Schuld und mein schlechtes Gewissen.
Dann nützt meine Entschuldigung nichts - mir nicht und meinem Gegenüber nicht.
Es wird nur noch schlimmer.
Denn auf meine Schuld wird noch etwas drauf geladen.
Ich muß sie weitertragen.
Sie wird mir nicht abgenommen.
Vielleicht muß ich sogar mein ganzes Leben lang mit dieser Schuld leben. Der andere will mir einfach nicht vergeben. Zwischen dem anderen und mir wird es dann nie wieder gut werden, wenn es ganz schlecht läuft.
Unser himmlischer Vater macht es uns da leichter:
“Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, gelöscht und hat seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.” (Kolosser 2, 14)
Vor Gott darf ich also meine Schuldscheine zerreißen.
Und ich muß das im Laufe meines Lebens immer wieder tun. Denn ich kann nicht behaupten,
dass ich immer alles richtig mache.
Kein Mensch ist perfekt.
Wer das von sich behauptet,
lädt noch viel mehr Schuld auf sich.
Gott hält es nicht aus,
dass ich mich mit immer mehr Schuld belade.
Auf die Dauer würde meine Last dann zu schwer. So streicht Gott meinen Schuldschein durch. Er hebt alle Forderungen gegen mich auf, wo ich es an Liebe habe fehlen lassen.
Gott sagt es jedem einzelnen:
“Ich ent-schuldige Dich.”
So beruhigt sich mein Gewissen und ich kann auch andere ent-schuldigen. Ich kann ihnen vergeben. So können sie viel leichter durchs Leben gehen.
Diese Ent-Schuldigung des anderen, dass ich ihm vergebe, ist eine Kardinaltugend der Christen.
So habe ich den Mann in meiner Sprechstunde ent-schuldigt.
Und so konnte er vergnügter, erlöster und befreiter in den Tag: Gott sei Dank!
Das wünsche ich Ihnen auch.
Ihr Pfarrer Markus C. Maiwald
wirklich lohnende Zeilen!!! Jeder kann sich entschuldigen oder es auch auf jeden Fall lernen. Dazu stehen steht auf einem höheren Punkt - denn wenn man sich entschuldigen kann und dazu steht und versucht die Situation von verschiedenen Seiten zu sehen - dann hat man in der Tat viel gelernt dabei.
Gruß Fred