Hörtipp für verregnete Tag: Ohrbooten - Babylon by Boot

Ob das natürlich mit diesem Fischkutter geht - ich weiß es nicht: Auf jeden Fall reinhören in "Babylon by Boot"!
  • Ob das natürlich mit diesem Fischkutter geht - ich weiß es nicht: Auf jeden Fall reinhören in "Babylon by Boot"!
  • hochgeladen von Markus Christian Maiwald

Mein Hörtipp 2 - diesmal für den verregneten Herbst:
Zunächst war ich geschockt, als ich den Titel der zweiten Ohrbooten-Scheibe las.
Die traut sich was, diese Berliner Roots-Reggae-Band, die vier Männer von Ohrbooten, Noodt an den Tasten und am Bass, Ben, die Stimme und der Texter, Onkel mit den Beats und Matze an der Gitarre. Ganz unverblümt orientieren sie sich an dem historischen Vorbild "Bob Marley, Babylon By Bus" - eine hohe Meßlatte also.
Beim 2005er-Erstling "Spieltrieb" fand ich den natural sound genial, bei manchen Texten kam ich mir zu alt vor. Sie waren mir zu pubertär, aber meine Jungs fuhren voll drauf ab - also OK.
Die Message der neuen Ohrbooten-Scheibe dahingegen ist revolutionär. Wir sitzen alle in einem Boot, nämlich die Mutter Erde, und ganz viele Menschen fröhnen dem Tanz um das goldene Kalb "Kommerz und Konsum", dabei geht Mutter Erde vor die Hunde. Der gegenwärtige Zeitgeist wird kritisch unter die Lupe genommen, ohne dabei zu verkrampft moralisch zu sein. Es springen positive Vibes rüber und die Musik macht gute Laune.
Denn auch musikalisch und eben nicht nur textlich haben die Ohrbooten die nächste Stufe gezündet. Sie sind vielfältiger geworden: Das Ska-Punk-Stück "Alle gegen alle" regt sofort zum Mitsingen an, zeigt aber auch, wieviel kaputt geht durch die grassierende "Hauptsache Ich"-Haltung. Reggae und Dub dominieren, aber es gibt auch Weltmusikalisches, Rap, Hip-Hop und vieles mehr. Kaffeehausmusik wird mit Speed-Pogo gekreuzt bei dem Lied (ganz klar) "Kaffee". Zwischen den Beats klingt beim Song "Bewegung" ein Sirtaki an. Leise Klaviertöne finden sich auf "Irgendwas ist doch immer" oder "Zeit zu gehen". Synthi-Pop erklingt zu hartem Rap bei "Sexy sein". Daneben gibt es noch super Sitar-"Bewegung" und Akkordeonklänge "Meerchen". Am besten kristallisiert sich die Ohrbooten-Message bei "Zehn kleine Menschlein", ein abermaliges, aber geniales Cover des Liedes "Zehn kleine Negerlein", eine perfekte Moritat, deren Ende nur Gott und die Seelen etwas angeht.
Sag also dem "Kaufrausch" ade, kling Dich aus dem System aus, das diese Welt zerstört, geh Deinen ganz eigenen Weg, denn "man lebt nur einmal"! Und sei herzlich Willkommen auf der Arche a la Ohrbooten, "Babylon bei Boot".

Ich gebe zu, erschienen ist sie schon genau vor einem Jahr, am 21. Septmber 2007, aber trotzdem geht mir bei dieser Scheibe immer und überall die Sonne auf.

Liebe Grüße aus dem verregneten Meitingen!

PS: Wem das alles natürlich zu künstlich ist - Musik aus der Konserve und so-, der kann die Ohrbooten am 24. November 2008 in München in der Tonhalle ganz quicklebendig erleben.

Bürgerreporter:in:

Markus Christian Maiwald aus Augsburg

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