Familienfreundlich und mit reichlich Frauenpower
Die Freiwillige Feuerwehr Meitingen ist in mehrerlei Hinsicht eine große Familie
Bei Familie Beutmiller gibt es eine klare, nicht ganz ernstgemeinte Regel: Wer schneller von der Couch aufsteht, wenn der Feuerwehrpiepser im schrillen Ton einen Einsatz ankündigt, der rückt aus. Das gilt natürlich abends, wenn Natalie und Joachim Beutmiller mit ihren zwei Kindern – Sophia (6) und Lea (4) – gemeinsam zuhause sind. Ist der Nachwuchs im Kindergarten oder in der Schule, sind die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Meitingen freier in ihrer Entscheidung. Was sich bei Familie Beutmiller abspielt, wenn die Sirene läuft und der Alarm ertönt, ist längst kein Einzelfall mehr bei den Floriansjüngern in Meitingen. Denn der Verein ist ein gutes Stück familienreicher geworden – und es lässt sich noch etwas feststellen: Viele Frauen sind ihren Männern in die Feuerwehr gefolgt. Und auch das eine oder andere Paar hat sich dort gefunden ...
Amelie und Harry Kiesewetter sind ein Paar, das in der Feuerwehr zueinander gefunden hat. Mittlerweile haben sie zwei gemeinsame Töchter – Louisa (5) und Pauline (10 Wochen). Wenn Mama Amelie wieder einsatzbereit ist, dann entscheidet das Paar oft situationsbedingt, wer ausrücken darf: Amelie Kiesewetter fährt dann zum Einsatz, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt, denn vor der Elternzeit arbeitete sie im Krankenhaus. Harry Kiesewetter spurtet hingegen dann zum Einsatz, wenn technische Hilfeleistung gefragt ist. Wenn Eva und Felix Surrers Töchterchen Valentina (3) im Kindergarten ist, dann hat Mama Eva die Möglichkeit, zum Einsatz zu gehen. Die 31-Jährige ist ihrem Mann in die Feuerwehr gefolgt und hat dafür auch einen guten Grund: „Es ist eine sehr gute Sache, anderen Leuten zu helfen.“ Wenn die Großeltern auf Töchterchen Valentina aufpassen – die schon in Mamas Bauch mit dabei war, als ihre Eltern die Weiterbildung zum First Responder absolviert haben –, dann können Eva und Felix Surrer sogar gemeinsam an der wöchentlichen Freitagsübung teilnehmen, denn nur wer regelmäßig Feuerwehreinsätze trainiert, kann im Ernstfall auch richtig helfen.
Die Meitinger Wehr rückte im Jahr 2023 zu 126 Einsätzen aus
Und eben dieser Ernstfall tritt in Meitingen durchaus häufig ein. 126 Einsätze ist die Meitinger Wehr im Jahr 2023 gefahren, berichtete Kommandant Markus Schmidt im Zuge der Jahreshauptversammlung. Und er hat noch mehr Zahlenmaterial parat: Von den knapp 60 aktiven Mitgliedern der Wehr sind zehn Feuerwehrfrauen; in der Jugendgruppe sind drei Mädchen aktiv. Vor 20 Jahren – als Daniela Tarras Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in einem Augsburger Ortsteil wurde – sei das noch nicht so gewesen, erklärt die 51-Jährige. Die Postbotin berichtet, dass Frauen damals nur deswegen mitmachen durften, weil die Mannschaft dringend Leute gebraucht habe. In Augsburg hat Daniela Tarras reichlich Erfahrungen sammeln und Ausbildungen absolvieren können – unter anderem als Atemschützerin und Maschinistin. Nach Meitingen ist die 51-Jährige vor einigen Jahren mit ihrem Lebensgefährten gezogen, der ebenfalls ein passionierter Feuerwehrler ist – wohlwissend, dass es sehr wichtig ist, dass die Familie dieses Ehrenamt mitträgt.
Fiona Gerber, die mit 12 Jahren aktuell zu den Jüngsten bei der Meitinger Wehr gehört, ist durch ihren Bruder auf die Feuerwehr aufmerksam geworden. Im September ist sie in die Jugendgruppe eingestiegen. Das Schwerste sei für die Schülerin gewesen, die Namen der Fahrzeuge zu lernen, verrät sie lachend. Doch mittlerweile weiß sie, welches Fahrzeug sie ansteuern muss, wenn es in der Jugendübung heißt: „Geh mal zum HLF.“ Ob man als Mädchen oder Junge zur Feuerwehr geht, sei ganz egal, erklärt die 12-Jährige. Wichtig sei nur, dass man Interesse und Zeit mitbringe. Die Freitagsübungen sind natürlich besonders wichtig, doch nicht nur dann zieht es die Schülerin zur Feuerwehr. Ab und an geht sie nach der Schule im Feuerwehrhaus vorbei. Und im Feuerwehrstüble habe die 12-Jährige zum Beispiel Schafkopfspielen gelernt, berichtet sie strahlend.
Noch gehört auch Carina Mauthe zur Jugendgruppe. Die 17-jährige Abiturientin, die – ihres Vaters wegen, der ebenfalls Mitglied der Wehr ist – schon früh mit der Mannschaft Bekanntschaft gemacht hat, hat noch so einiges vor, wenn sie volljährig wird und in die aktive Mannschaft wechselt. Der Atemschutz interessiert sie ebenso wie die Ersthelfer-Ausbildung. Und nicht nur in ihrer Freizeit will sie etwas bewegen und Menschen helfen, denn die 17-Jährige liebäugelt damit, nach dem Abitur zur Polizei zu gehen. Wer sich ins Abenteuer Feuerwehr stürzen will, der werde schnell merken, ob er ins Team passt, verrät Carina Mauthe und ergänzt: „Unabhängig von Geschlecht oder Alter ist jeder, der sich engagieren möchte, hier gern gesehen.“
Diesen Eindruck bestätigt auch Lea Mayr, die noch relativ neu im Team der FFW Meitingen ist. Die Erzieherin feiert gerade ihr Einjähriges; im Februar 2023 ist sie beigetreten. Seitdem hat sie die Modulare Truppmannausbildung absolviert, eine Leistungsprüfung abgelegt und ein Wochenende bei der Partnerfeuerwehr in Wolkramshausen (Thüringen) verbracht. Die 31-Jährige hat sich von ihrem Bruder dazu motivieren lassen beizutreten. An ganz schwere Gerätschaften, wie etwa das Aggregat, die Pumpe oder die Schere würde sich die 31-Jährige nicht heranwagen – die Geräte seien ihr einfach zu schwer. Auch Elisa Wenner ist erst seit dem Sommer 2023 Mitglied der Wehr, hat dafür aber schon eine recht genaue Vorstellung, welche Ausbildungen sie interessieren. Dieses Jahr möchte die 25-jährige Technikerin die Modulare Truppmannausbildung absolvieren, die quasi die Grundausbildung darstellt. Anschließend liebäugelt sie mit der Weiterbildung zum Atemschutzgeräteträger. „Ich tauche gerne und könnte mir das gut vorstellen“, verrät sie.
Sabrina Nebe hat ähnliche Ambitionen. Die 43-Jährige, die als Senior Accountant in München arbeitet, ist ihrem Mann Dominic in die Feuerwehr gefolgt. Aus privaten Gründen habe sie einige Zeit gezögert, doch nun freut sie sich Teil der Truppe zu sein. Ihre erste Weiterbildung – die Ausbildung zum First Responder – hat sie bereits absolviert. Die Modulare Truppmannausbildung wird folgen, auch die Weiterbildung zum Atemschutzgeräteträger würde sie reizen. Teil des Teams zu sein, erfülle sie mit Stolz, berichtet sie strahlend und wirbt dafür, dass sich jeder melden könne, der sich einbringen und etwas bewegen möchte. Wer Zeit, Lust und Mut hat, bei einer Übung vorbeizuschauen – die in aller Regel freitags ab 19 Uhr stattfindet – trifft dort auch auf Sophie Cross. Die 21-Jährige ist – mit Unterbrechung – bereits seit 2015 bei der Freiwilligen Feuerwehr Meitingen. Die Speditionskauffrau schätzt die Leute im Verein, die auch dann als Gesprächspartner bereitstehen, wenn Redebedarf nach einem herausfordernden Einsatz besteht. Die angehende Pflegefachkraft Anna-Maria Balliet ist ebenfalls dankbar um die Gesprächspartner, die sie bei der Meitinger Wehr gefunden hat, und weiß, dass offene, humorvolle Menschen mit jeder Menge Teamgeist hier genau richtig sind.
Weitere Feuerwehr-Familienmitglieder sind gesucht
Wer Zeit und Lust hat, das Team der Freiwilligen Feuerwehr Meitingen zu unterstützen, schaut am besten bei einer Übung vorbei. Diese findet in aller Regel freitags ab 19 Uhr im Feuerwehrhaus in Meitingen statt.
Bürgerreporter:in:Steffi Brand aus Meitingen |
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