"Das Konzept der mega hat sich bei den Ausstellern und Besuchern bewährt": Interview mit Martin Jäger von der Meitinger Wirtschaftsgemeinschaft
Zum Jahresende ließ Martin Jäger von der Meitinger Wirtschaftsgemeinschaft (WG) für uns das wirtschaftliche Jahr in Meitingen Revue passieren. Übrigens: Seit diesem Jahr sind auch wir vom "meitinger" Mitglied der Wirtschaftsgemeinschaft.
mh-bayern-team: Eine Befragung der Jungen Bürger Union (JBU) Meitingen ergab, dass es um die Attraktivität der Schloßstraße nicht allzu gut bestellt ist. Welche Überlegungen gibt es bei der Wirtschaftsgemeinschaft, um hier Abhilfe zu schaffen?
Martin Jäger: Diese Aussage ist so für mich nicht nachvollziehbar. Stand heute: Es gibt keine Leerstände von Geschäften in der Schloßstraße. Also kann die Schloßstraße wohl nicht so unattraktiv sein. Leider neigt man in Deutschland sehr oft dazu Gutes einfach schlecht zu reden! Die Wirtschaftsgemeinschaft versucht mit Hilfe von besonderen Aktionen, wie z.B. der Fackelnacht oder dem verkaufsoffenen Sonntag, durch attraktive Angebote und ein ansprechendes Rahmenprogramm, viele Kunden in unsere Geschäfte zu bringen und das Einkaufen zu einem Event zu machen. Das gilt für die Schloßstraße und auch für alle anderen Standorte in Meitingen und seinen Ortsteilen. Die Besucherzahlen und Umsätze der letzten Veranstaltungen zeigen Erfolge.
mh-bayern-team: Anfang des Jahres gab es einen Wechsel an der Führungsspitze der Wirtschaftsgemeinschaft Meitingen: Martina Erdmann gab ihr Amt als Vorsitzende ab, das nun Sie innehaben. Inzwischen sind einige Monate vergangen: Können Sie schon eine erste Bilanz ziehen?
Martin Jäger: Da muss ich mich zuerst bei den Mitgliedern des Vorstands für ihr Engagement bedanken. Nur zusammen können wir die anfallende Arbeit und Herausforderung meistern. Neben der mega2010, die sicher in diesem Jahr das Highlight der Veranstaltungen war, konnten wir den zweiten verkaufsoffenen Sonntag in Zusammenarbeit mit den Meitinger Hobbyfreunden erfolgreich durchführen. Die Besucherzahlen steigen jedes Jahr an und die Veranstaltung beginnt sich zu etablieren. Bis zum Ende des Jahres wird noch die „Nacht der 1.000 Fackeln“ stattfinden. Die Weihnachtsverlosung läuft bereits auf vollen Touren und dieses Jahr ist der Hauptgewinn wieder ein Auto. Besonders freut es mich auch, dass wir in diesem Jahr bereits zehn Neumitglieder in der Wirtschaftsgemeinschaft begrüßen durften, die sich auch bereits aktiv an den Aktionen und Veranstaltungen beteiligen. Ich kann für mich sagen, dass mir die Arbeit der WG Spaß macht und wieder mehr an Dynamik erhält, als es in den letzten Jahren der Fall war. Auch der Presse darf ich für die umfassende Berichterstattung zu den Veranstaltungen herzlich danken.
mh-bayern-team: Ihr 20-jähriges Jubiläum feierte die Wirtschaftsgemeinschaft in diesem Jahr. Was würden Sie als größten Erfolg in diesen zwei Jahrzehnten bezeichnen und was wünschen Sie der Wirtschaftsgemeinschaft für die nächsten 20 Jahre?
Martin Jäger: Als gemeinsames Sprachrohr der Meitinger Gewerbetreibenden konnten wir definitiv in der Wirkung nach außen mehr Kunden erreichen, wie als einzelner. Wer an Einkaufen in Meitingen denkt, kennt die Wirtschaftsgemeinschaft und die von uns veranstalteten Aktionen. Natürlich ist die mega2010 der größte Erfolg. Im nördlichen Landkreis Augsburg eine Ausstellung durchzuführen, die mehr als 25.000 Besucher anzieht und über die Landkreisgrenzen bekannt ist, ist ein zu Beginn nicht vorzustellender Erfolg gewesen. Zukünftig wünsche ich mir für die WG, dass sich noch mehr Meitinger Gewerbetreibende aktiv mit beteiligen, denn wenn Geschäfte während Veranstaltungen geschlossen bleiben, verringert das insgesamt den Erfolg von allen, die sich nicht beteiligen. Die Zeiten, in denen man sich zurücklehnen kann, sind vorbei. Und wer nicht aktiv wird, hat langfristig schwere Zeiten vor sich.
mh-bayern-team: Auch in diesem Jahr war die Wirtschaftsgemeinschaft Meitingen gewiss nicht untätig: verkaufsoffene Sonntage, mega und die Landkreis-Rallye sind einige der Höhepunkte dieses Jahres. Gibt es weitere Dinge, die Sie initiieren konnten, die nicht auf den ersten Blick sichtbar für die Meitinger Bürger sind?
Martin Jäger: Wir werden vom Markt Meitingen eingebunden, wenn es um Weiterentwicklung von Gewerbeflächen und Ausweisung von Gewerbegebieten oder andere Fragen geht, die die Gewerbetreibenden betreffen. Auch bei der Ortsentwicklung bringen wir ständig unsere Standpunkte ein und werden berücksichtigt. Gerade für das Zentrum von Meitingen entlang der Schloßstraße sprechen wir uns im Falle einer Bebauung absolut für große Gewerbeflächen (Supermarkt im Zentrum) aus, die als Anziehungsmagnet dienen müssen, um die Frequenz der Einkäufer im Zentrum dauerhaft zu sichern. Kurz gesagt, wäre eine reine Wohnbebauung mit kleinen Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss absolut negativ für die Zukunft des Standorts Schloßstraße und Umgebung.
mh-bayern-team: Die mega war dieses Jahr wohl zweifelsfrei das größte Projekt, das die Wirtschaftsgemeinschaft auf die Beine gestellt hat und auch die Bilanz ist sehr erfreulich: 25.000 Besucher, knapp 100 Aussteller, die die Messe füllten und - nicht zu vergessen - Sonnenscheinwetter. Gibt es da überhaupt noch Optimierungspotential für die nächste Ausstellung?
Martin Jäger: Das Konzept der mega hat sich bei den Ausstellern und Besuchern bewährt. Freier Eintritt ist das absolute Erfolgsrezept. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ist es momentan nicht mehr möglich, das Ausstellungszelt zu erweitern. Deshalb hält die Wirtschaftsgemeinschaft die Forderung nach einer gleichwertigen Ausstellungsfläche und Halle gegenüber dem Markt Meitingen aufrecht. Irgendwann wird es aufgrund entstehender Bebauung an dem bisherigen Ort nicht mehr möglich sein und dann muss es eine Alternative geben. Vielleicht kann man sich mit einer Nutzung der Ballspielhalle auch für Ausstellungen seitens des Marktes Meitingen anfreunden. Die Halle ist in naher Zukunft sanierungsbedürftig und das Konzept einer vielfältigeren Nutzung sollte auf jeden Fall geprüft werden. Optimieren wird man nächstes Mal die Anordnung der Austeller in der Freifläche, um eine bessere Verbindung zwischen Zelt und Divi-Gelände herzustellen.
mh-bayern-team: Die Gewerbesteuereinnahmen sorgten 2010 für eine positive Überraschung. Ist die Vermutung, dass das Tal der Wirtschaftskrise bei den Meitinger Gewerbetreibenden endgültig durchwandert ist, richtig?
Martin Jäger: Die ersten Anzeichen deuten darauf hin. Allerdings ist nicht sicher, wie lange und beständig diese Erholung der Wirtschaft wirklich ist. Die Bereitschaft zum Konsum hat sich erholt und die Menschen kaufen wieder mehr ein. Da die Politik aber wohl nicht viel aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und meiner Meinung nach auch nicht ausreichend wirkungsvolle Gesetze erlassen hat, die so etwas zukünftig verhindern, sollte sich jeder in besseren Zeiten rüsten, um auch zukünftige schwächere Phasen durchstehen zu können.
mh-bayern-team: Wie ist es um die Ausbildungssituation in Meitingen bestellt? Sind Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen deckungsgleich und wie sind die Rückmeldungen der Meitinger Gewerbetreibenden?
Martin Jäger: Es gibt freie Ausbildungsplätze. Insgesamt kann man sagen, dass die Schüler aus den Meitinger Schulen fast alle einen Ausbildungsplatz bekommen, wenn sie eine Ausbildung beginnen möchten. Die Schulen sind sehr engagiert in der Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden, um ihre Absolventen in ein Ausbildungsverhältnis zu bringen. Das hat Erfolg. Es muss aber auch erwähnt werden, dass mehr Betriebe ausbilden könnten, wenn die Bewerber mehr Interesse und Engagement zeigen würden. Häufig wird dies in den Schnupperwochen in den Betrieben gar nicht oder nur wenig gezeigt.
mh-bayern-team: Meitingen ist nach wie vor ein Wirtschaftsraum mit Lebensqualität. Was hat Meitingen, was andere Kommunen der gleichen Größenordnung nicht haben?
Martin Jäger: Meitingen ist mit Zentrum in Nordschwaben trotz der Größe persönlich geblieben. Man findet alles, was für den täglichen Gebrauch benötigt wird und auch die ärztliche Versorgung ist optimal gewährleistet. Angefangen vom Kindergarten bis zu den Schulen, Arbeitsplätze vor Ort und die Versorgung für Senioren, die Hilfe benötigen, bietet die Marktgemeinde einen optimalen Ort zum Leben. Natürlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten. Das Angebot der Gastronomie und der Hotels ist nicht sehr vielfältig. Aber Investoren müssen den ersten Schritt tun. Die Marktgemeinde ist sicher ein guter Standort. Das sollte vielleicht zukünftig noch besser über Meitingen hinaus vermittelt werden. Die Meitinger sollten dann auch die heimischen Betriebe bei ihren Einkäufen als erste Wahl vorziehen. Nur dann kann langfristig das Angebot vor Ort gesichert werden. Im näheren Umkreis gibt es eindeutig kein besser strukturiertes Angebot.
mh-bayern-team: Können Sie uns schon einen Vorgeschmack auf das nächste Jahr geben?
Martin Jäger: Wir planen im Mai 2011 eine Veranstaltung zum Europatag zusammen mit dem Partnerschaftskomitee und den örtlichen Schulen. Seniorenfreundliches Einkaufen ist ein Schlagwort, das man immer öfter in der Presse findet. Wir werden unsere Geschäfte auf Seniorenfreundlichkeit unter die Lupe nehmen und dann über die Medien die Ergebnisse präsentieren. Natürlich finden auch wieder die bereits in diesem Jahr durchgeführten Aktionen wie der verkaufsoffene Sonntag, die Nacht der 1.000 Fackeln oder die Weihnachtsverlosung statt.
mh-bayern-team: Vielen Dank für das Interview, Herr Jäger!
myheimat-Team:Tanja Wurster aus Augsburg |
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