Augsburg baut - und reißt gleich wieder nieder
"Meister, der Anzug ist fertig - soll ich ihn gleich wieder auftrennen?" - Dieser Stoßseufzer eines stark verunsicherten Schneidergesellen vor über hundert Jahren, inzwischen zu einer geläufigen Redensart geowrden, die ich als Kind von meiner Großmutter zuweilen hörte, wenn ihr eine Arbeit in Haus und Garten nicht recht von der Hand gehen wollte: er kann in Augsburg auf alle seine Baustellen angewandt werden.
Was auch immer in Augsburg entsteht, renoviert oder umgestaltet wird - wenige Wochen oder Monate , manchmal auch nur Tage später, wird an derselben Stelle wieder aufgerissen und irgend eine vergessene Verbesserung angebracht.
Nach der Verbreiterung der gesamten Schienenstrecke für die Linie 2, die nötig war, damit die neuen breiteren Combino-Wägen darauf fahren konnten, wurden augenblicklich die Teilstrecken zwischen den Haltestellen Fischertor und Stadtwerke aufs neue aufgerissen, um das Quietschen der Räder um die dort verlaufenden Kurven abzustellen.
Die durch einen Bürgerentscheid nach langem Ringen endlich zur Entlastung der Innenstadt vollendete Schleifenstraße ist so gespickt mit Ampeln, daß sich an dem früheren Staugeschehen kaum etwas geändert hat. Folglich werden Teilstrecken der Schleifenstraße ebenfalls wieder aufgerissen, um die schlimmsten Nadelöhrsituationen zu entspannen.
Auch der neue Tunnel unter der Blücherstraße wurde zunächst für den Verkehr freigegeben und zur Fertigstellung der Markierungs- und Fugenarbeiten gleich darauf wieder einseitig gesperrt.
Wir Bürger sind das gewöhnt. Demnächst soll der große Königsplatz - Bahnhofsplatz - Umbau in die Wege geleitet werden. Die Spannung steigt, wie alt die heute neu geborenen Augsburger Bürgerskinder sein werden, wenn die zweite Verbesserung über die Bühne gegangen ist - und welche Verkehrsmittel bis dahin up to date sind?
Bürgerreporter:in:Erika Walther aus Augsburg |
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