Auf die Menschen zugehen
Interview mit Meitingens Bürgermeister Dr. Michael Higl über das vergangene Jahr und die Pläne für 2015
mh bayern: Zuerst noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Erfolg bei den Kommunalwahlen. Die Meitinger haben Sie damit im März in Ihrem Amt bestätigt. Was haben Sie sich für die nächsten sechs Amtsjahre vorgenommen?
Dr. Michael Higl: Natürlich freue ich mich über den großen Vertrauensbeweis. Dieser ist mir auch weiterhin Auftrag, die Interessen der Bürger ernst zu nehmen, zuzuhören, unterschiedliche Meinungen zu berücksichtigen, Entscheidungen gut zu überlegen und auch zu erläutern. Wichtigstes Anliegen ist mir dafür auch ein gutes Arbeitsklima im Marktgemeinderat zu erhalten, im Hinblick auf gute, sachorientierte Diskussionen und Entscheidungen.
mh bayern: Anlässlich des 40-jährigen Partnerschaftsjubiläums zwischen Meitingen und Pouzauges wurde groß gefeiert. Wie haben Sie die Feierlichkeiten erlebt?
Higl: Für mich waren die Feierlichkeiten ein Höhepunkt meiner Amtszeit. Die unglaublich vielen Begegnungen und Erinnerungen, die an diesen Tagen wach wurden, machten deutlich, wie über eine so lange Zeit eine deutsch-französische Freundschaft geschaffen wurde. Die persönlichen Gespräche mit den Bürgermeistern und den Stadträten gaben mir viele interessante Impulse und Anregungen. Das Partnerschaftskomitee unter der Leitung von Renate Unger hat eindrucksvolle Festtage organisiert, die mit den Schulen und Vereinen die Zukunft der Partnerschaft in den Mittelpunkt stellten.
mh bayern: Welche Rolle könnten solche internationalen Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden für die Globalisierung spielen?
Higl: Ich denke, dass ein wichtiger Punkt der Völkerverständigung der persönliche Kontakt ist. Wenn sich Menschen kennenlernen, ihre Gemeinsamkeiten entdecken und auch lernen, Unterschiede zu akzeptieren, werden viele gefährliche Vorurteile beseitigt. Darüber hinaus sind internationale Begegnungen für viele eine wichtige Erfahrung, insbesondere für junge Leute, die vorurteilsfrei aufeinander zugehen und aus dem Miteinander viele wertvolle Eindrücke mitnehmen.
mh bayern: Ein weiteres Highlight in diesem Jahr war sicherlich die Mega. Waren Sie zufrieden mit der diesjährigen Gewerbeausstellung?
Higl: Die Wirtschaftsgemeinschaft Meitingen hat mit der mega einmal mehr die passende „Bühne“ geschaffen, auf der sich Firmen, Handwerker und Dienstleister aus unserer Region in all ihrer Vielfalt präsentieren konnten. Natürlich zog auch das abwechslungsreiche Rahmenprogramm mit vielen Aktionen, Vorführungen und Vorträgne die Besucher an. Alles in allem denke ich, die mega 2014 war ein Gewinn für Besucher und Aussteller und beste Werbung für den Standort Meitingen.
mh bayern: Die umstrittene Stromtrasse soll nun doch nicht über Meitingen führen. Wie bewerten Sie die neuesten Entwicklungen in der Planung?
Higl: Seit Bekanntwerden der Pläne Mitte 2012 weise ich an verschiedenen Stellen - Netzbetreiber Amprion, Bundesnetzagentur, Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Staatskanzlei - beständig darauf hin, dass die Auswahl von Meitingen als Endpunkt große Schwierigkeiten in der Umsetzung mit sich bringt. Im Kern geht es darum, dass die bestehenden Leitungen und die dichte Bebauung einer Verwirklichung faktisch entgegenstehen. Mit dem Vorschlag der Netzbetreiber, den Endpunkt aufgrund der vorhandenen Infrastruktur in Gundremmingen zu planen werden endlich unsere Argumente aufgenommen. Dass sich im letzten halben Jahr eine Debatte über die grundsätzliche Notwendigkeit der Trasse entwickelte, wird nun im Dialogprozess der Staatsregierung erörtert. Ich bin gespannt, welche Lösungen die Experten- und Bürgerdiskussion für diese elementare Frage der Energiewende ergeben wird.
mh bayern: Ein weiteres aktuelles Thema, das Meitingen auch wohl noch längere Zeit beschäftigen wird, ist die Unterbringung von Asylbewerbern in der Marktgemeinde. Welche Schritte hat Meitingen in diesem Zusammenhang geplant und was ist in Ihren Augen dabei die größte Herausforderung?
Higl: Wir wissen seit September, dass zusätzlich zu den Asylbewerbern, die schon seit mehr als einem Jahr in Erlingen leben, Asylsuchende in Meitingen untergebracht werden sollen. Um die Menschen in der Nachbarschaft der angemieteten Häuser zu informieren, habe ich bald nach Bekanntwerden die Anlieger zu einem Gespräch eingeladen. Leider lagen bis Anfang Dezember nur sehr spärliche Informationen vor; die Wohnungen wurden in der Zwischenzeit eingerichtet und werden kurzfristig belegt. Da die zuständigen Behörden auf Bundes- und Landesebene nahezu überrannt werden - derzeit werden 140.000 unbearbeitete Anträge geschätzt; täglich kommen ca. 200 Flüchtlinge in München an - gibt es keine mittel- und langfristigen Planungen. Unsere Aufgabe vor Ort wird es sein, auf die Menschen zuzugehen und ein Zusammenleben möglichst problemlos zu gestalten. Erfreulicherweise haben sich zahlreiche Menschen gemeldet und ihre Hilfe angeboten.
mh bayern: Vor Kurzem durfte sich die Marktgemeinde Meitingen über einen unverhofften Geldsegen von fast fünf Millionen Euro in Form einer Gewerbesteuernachzahlung freuen. Gibt es schon Pläne, welchen Projekten diese Mittel zugutekommen werden?
Higl: Zunächst können wir dank dieser unerwarteten Mehreinnahmen darauf verzichten, „unser Sparschwein zu schlachten“, wie es die Presse treffend formuliert hat. Vorgesehen war eigentlich, dass wir 1,7 Millionen aus unseren Rücklagen entnehmen, um verschiedene Maßnahmen, wie die Sanierung der Ballspielhalle, zu finanzieren. Auch müssen wir berücksichtigen, dass die Einmalzahlung höhere Umlagen und geringere Zuschüsse in den kommenden zwei Jahren auslöst, nur rund ein Drittel der Steuersumme bleibt dann „netto“ beim Markt Meitingen. Wir haben uns für die kommenden Jahre viele Ziele vorgenommen, die nicht zum Nulltarif zu verwirklichen sind, beispielsweise die Gestaltung der Ortsmitte von der Schlosswiese über den Schlosspark bis zum barrierefreien Bahnhofsumfeld. Daneben werden wir weiterhin daran arbeiten, die Infrastruktur zu erneuern, wie z.B. die Wasserversorgung, die Kanalisation und die Straßen. Um unsere Gemeinschaft auch weiterhin zu stärken, sind Kinderbetreuuung, gute Schulen und auch Vernetzungsangebote wie das Familienzentrum und das Seniorenzentrum ebenso wie die Vereinsförderung für uns stetige laufende Ausgabeposten, auf die wir Wert legen. Alles in Allem: Die Einmalzahlung setzen wir gut ein, müssen aber auch weiterhin unsere Leistungsfähigkeit im Auge behalten, denn die Aufgaben werden in Zukunft nicht weniger.
(Fotos: Markt Meitingen)
myheimat-Team:Viktoria Durnberger aus Augsburg |
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