Der Kormoran ist Vogel des Jahres 2010
Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“ gekürt. Die beiden Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen, der nach seiner Rückkehr an Seen und Flüsse wieder zu tausenden geschossen und vertrieben wird. „Unter dem Vorwand eines ausgewogenen Kormoran-Managements haben mehrere Bundesländer spezielle Kormoran-Verordnungen erlassen, die den bestehenden Schutz der Vögel untergraben“, erklärte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Diese Verordnungen erlauben die Tötung von Kormoranen unabhängig von einem Schadensnachweis an Fischbeständen, oft flächendeckend, selbst in Naturschutzgebieten, teilweise sogar ausdrücklich während der Brutzeit. Die Bilanz ist beschämend: Jedes Jahr werden in Deutschland wieder rund 15.000 Kormorane getötet – als sogenannte „Schadvögel“.
Jahrzehntelang war der Kormoran aus Deutschland so gut wie verschwunden – das Ergebnis intensiver Verfolgung durch Fischer und Angler. Erst nach konsequentem Schutz leben in Deutschland heute wieder rund 24.000 Brutpaare, davon mehr als die Hälfte in großen Kolonien nahe der Küste. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. „Die Rückkehr des Kormorans ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den wir stolz sein können“, betonte der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann. Berufsfischer und Angler versuchen jedoch, die Vertreter von Politik und Behörden von angeblichen Gefahren, wie der Bedrohung von Fischarten und massiven wirtschaftlichen Schäden durch den Kormoran, zu überzeugen. Doch Kormorane vernichten keine natürlichen Fischbestände und gefährden langfristig auch keine Fischarten. Vielmehr kommt es darauf an, sich für die ökologische Verbesserung unserer Gewässer einzusetzen – damit alle Fische und Wasservögel Raum zum Leben haben. Aus Sicht von NABU und LBV müssen fischfressende Vogelarten wie der Kormoran als natürlicher Bestandteil unserer Gewässerökosysteme akzeptiert werden.
NABU und LBV lehnen eine flächendeckende Regulierung der Kormoranbestände grundsätzlich ab, denn es gibt Alternativen. Zu den zeitgemäßen Strategien zählt vor allem, Ruhezonen für Wasservögel zu schaffen. So werden sie an Orte gelenkt, an denen sie problemlos geduldet werden können. Dazu zählen größere Stillgewässer und Flüsse ebenso wie die Küste. Wenn sich Kormorane hier ungestört von reichhaltigen Fischbeständen ernähren können, verringert sich auch der Druck auf Fischzuchtanlagen oder die Rückzugsräume seltener Fischarten.
Kormorane fangen bevorzugt Fische, die sie ohne großen Aufwand erbeuten können – sie sind Nahrungsopportunisten. Darum stehen vor allem häufige und wirtschaftlich unbedeutende „Weißfische“ wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische auf ihrem Speiseplan, die besonders in nährstoffreichen Gewässern in großen Mengen vorkommen. „Edelfische“ wie Felchen oder Äschen machen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringe Anteile ihrer Nahrung aus.
An Fischzuchtanlagen gibt es Möglichkeiten, wirtschaftliche Schäden durch Kormorane zu verhindern, ohne den natürlichen Bestand der Vogelart erneut zu gefährden. Sie können durch das Überspannen mit weitmaschigen Drahtnetzen sowie durch optisches und akustisches Vertreiben wirksam geschützt werden.
Weil es auch in Langenhagen noch Menschen gibt, die den Kormoran für die rückläufigen Bestände von Aal und anderen Edelfischen verantwortlich machen, wird der NABU Langenhagen im nächsten Jahr verschiedene Veranstaltungen anbieten, bei denen sich Kormoranfreunde und solche, die es werden wollen, über die Lebensweise dieses interessanten Vogels informieren können. Näheres dazu finden Sie in unserem Jahresprogramm 2010, dass wir im Dezember auf unserer Internetseite www.nabu-langenhagen.de veröffentlichen werden.
Weitere Informationen zum Kormoran finden Sie unter www.NABU.de, www.vogel-des-jahres.de und www.kormoranfreunde.de
Vielen Dank für diesen tollen Bericht!!