myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Landschaftsbaumeister Biber.

Mit einer interessanten Frage eröffnete Heinrich Heiß vom Landratsamt Landsberg seinen Vortrag vor Mitgliedern der Arbeitsgruppe 60plus der Landsberger SPD. Ist der Biber ein Nützling oder ein Schädling? Schnell wurde eine hitzige Diskussion ausge-löst, die auch der Fachmann nicht eindeutig beantwortete. Mit Landwirten und Grund-stückbesitzern, deren Äcker, Wiesen oder Wälder nahe an Gewässern liegen, kommt der Biber durch seine Aktivitäten immer wieder in Konflikt. Viele ziehen vorschnell den Schluss, der Biber sei ein Problemtier.

Mitte des 18. Jahrhundert war der Biber zwischen Lech und Ammersee so gut wie ausgerottet. Er war sogenanntes Freiwild, denn für viele Bürger zählte der Bieber so-wohl in der Vergangenheit wie auch heute zu den Schädlingen. Er verkleinert Land durch Aufstauen von Wasserläufen, verursacht Hochwasserschäden und gefährdet den Waldbestand, war und ist eine weitverbreitete Denkweise.

1966 wurde der Biber an der Isar wieder eingebürgert. Wenige Jahre später zählte man bereits einen Bestand von 120 Tieren. 1990 wurden die ersten Baumfällungen durch Biber zwischen Lech und Ammersee festgestellt. Trotz vieler Vorurteile ist der Biber nicht den Schädlingen zuzurechnen, war von Heinrich Heiß zu hören. Damit Konflikte zwischen Tier und Mensch rasch gelöst werden oder gar nicht erst entstehen, wurde bei vielen Naturschutzbehörden ein sogenanntes Bibermanagement eingerichtet. Haupt- und nebenamtliche Biberberater versuchen in der Bevölkerung vorbeugend und bei Problemen Konflikte zwischen Mensch und Tier zu lösen.

Für den Biber ist Holz das wichtigste Baumaterial. Einen 20 cm dicken Baumstamm kann er mit seinen kräftigen Nagezähnen innerhalb 20 Minuten fällen. Durch den Bau von Dämmen, Kanälen und Burgen gestaltet er die Umwelt sehr positiv für Flora und Fauna. Viele seltene Tierarten siedeln sich in Biberlandschaften an. Oft ist ihre Tätig-keit sogar willkommen. So leisten Biber in begradigten Fluss- und Bachauen, die mit hohem technischem Aufwand renaturiert werden müssten, kostenlos wertvolle Hilfe.

Biber werden zwischen 8 und 10 Jahre alt. Er zählt zur Gattung der Nagetiere und ist ausschließlich ein Pflanzenfresser. Biber sind sehr soziale Tiere und leben wie wir Menschen in Familienverbänden von etwa 5-8 Tieren, meistens in zwei Generationen, zusammen. Er ist nachtaktiv. An Land kann er sich nur beschwerlich fortbewegen und wirkt in seinem Bewegungen unbeholfen. Anhand seines stromlinienförmigen Körper-baus, seines kellenartigen Biberschwanzes sowie seiner gedrungenen Statur, kann er als größtes einheimisch geltendes Nagetier eindeutig identifiziert werden.

Die bedeutendste Aktivität entwickelt der Biber im Frühjahr und im Herbst. Zum einen, weil seine Wintervorräte aufgebraucht sind und zum anderen, weil wieder Wintervorräte anzusammeln sind. Wenn seine Aktivitäten Schäden verursachen ist das Biberma-nagement gefordert. Schäden wie der Anstieg des Grundwassers durch Bachstau-dämme, Unterminierung von Uferbereichen oder das Fällen von Waldstücken sind An-lässe, die das Bibermanagement aufgreift. Der Kauf von Ausgleichsflächen, die der Biber bewohnt, durch den Bayerischen Staat, ist ein Ausblick dem Biber seinen Le-bensraum zu erhalten. Ein weiterer Baustein der Konfliktlösung ist der Schutz von Bäumen, die Eingrenzung des Reviers durch Elektrozäune oder die Schadenregulie-rung aus einem Biberentschädigungsfond. Als Ultima Ratio kann auch der Abschuss erlaubt werden.

In manchen Gebieten Bayerns kann der Landschaftsarchitekt Biber seine Fähigkeiten voll ausspielen. Er ist dort nicht nur geduldet, er soll sogar Naturschutz betreiben und den Wasserhaushalt regulieren. Die Rückkehr der Biber hat zwei Seiten: Zum einen lässt sie uns erkennen, wie viel Wildnis in unserer dicht besiedelten Landschaft noch möglich ist. Andererseits zeigen die Konflikte, wo wir Menschen den Umgang mit Ge-wässern überdenken müssen und wo die Grenzen der freien Entwicklung einer Tierart sind.

Wieder einmal hatte Werner Gutmann, der Leiter der Arbeitsgruppe 60plus, ein Thema gewählt, das viele Fragen aufwarf, die von Heinrich Heiß erschöpfend beantwortet wurden.

Weitere Beiträge zu den Themen

werner GutmannBibermanagementHeinrich HeißLandsberg m LechSPD 60plusSPD

Kommentare

Beteiligen Sie sich!

Es gibt noch keine Kommentare. Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite

Themen der Woche

DummyKolkeNCAP24AutoTechnik ZentrumCrashtestTestzentrum MobilitätUnfallsandnerCrashADACTechnikzentrum