Zelte versinken im Schlamm

LandsAid-Geschäftsführer (r.) Sven Weber mit Kindern im Camp | Foto: LandsAid
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LandsAid in der Türkei: Soforthilfe und Projektplanung

Die Kauferinger Hilfsorganisation LandsAid startet gleich zwei Hilfsprojekte in der Türkei. Projektleiterin Carola Gerhardinger befindet sich derzeit mit Geschäftsführer Sven Weber in Izmir, um Lebensmittelmittelpakete in den Flüchtlingslagern rund um die Millionenstadt zu verteilen und die Lage zu sondieren. Über 200.000 Menschen leben hier – die Hälfte davon in sogenannten wilden Camps. Überwiegend sind es syrische Flüchtlinge, zu 80 Prozent Frauen und Kinder, die sich in selbst errichteten Lagern niedergelassen haben. Sie sind zwar geduldet, erhalten jedoch keinerlei staatliche Hilfen, haben weder Arbeit noch Geld. Es mangelt ihnen an Nahrung und sauberem Trinkwasser, schützender Kleidung und medizinischer Versorgung.

Zudem ist es kalt und regnet stark. Die notdürftig errichteten Zelte versinken im Schlamm. „Wir kamen kaum zu den Camps durch. Der Regen wollte nicht aufhören. Die Kinder hatten nicht einmal Schuhe an und die Zelte standen teilweise unter Wasser,“ schildert Sven Weber seine Eindrücke von der gestrigen Verteilung. „Dennoch konnten wir 1.500 Menschen erreichen“, ergänzt er.

Lebensmittelpakete gegen den Hunger

Gemeinsam mit den Drei Musketieren, einer Hilfsorganisation aus Reutlingen, hat LandsAid bis jetzt 15 Tonnen Lebensmittel an 5.000 Menschen verteilt. Weitere 5.000 Menschen sollen in den nächsten Tagen versorgt werden. „Wir erwägen nun, im Anschluss weitere Lebensmittelverteilungen vorzunehmen,“ erläutert Carola Gerhardinger, „mit neuen Mitteln und gemeinsam mit unseren Spendern.“ Zudem verschaffe man sich gerade einen Überblick über die medizinische Versorgung und prüfe, wo Hilfe möglich und notwendig ist.
Die große Mehrheit der Menschen in den Camps ist auf der Durchreise.

Die Geflüchteten wurden von Schleppern nach Izmir gebracht, um von der Landzunge bei Cesme nach Kos oder Lesbos überzusetzen. „Sie alle warten auf einen Platz in einem Schlauchboot. Sie wissen zwar um die Gefahren der Überfahrt, sehen jedoch keinen anderen Weg. Zuhause warten Krieg und Tod auf sie, hier Hunger und Leid. Es gibt nur eine Richtung,“ erklärt Weber die Lage. „Wir möchten versuchen, ihnen noch einen anderen Weg zu zeigen und werden neben der Lebensmittelversorgung ein langfristiges Projekt starten: ein Bildungs- und Empowerment-Programm.“

Auch dafür finden vor Ort schon Gespräche statt. Das Projekt bietet eine siebenmonatige Berufsausbildung für syrische Frauen im Textilbereich an, Workshops zur Stärkung der Rolle als Frau und Aktivitäten zum sozialen Zusammenhalt für zunächst 60 bis 65 Teilnehmerinnen. Für eine Betreuung der Kinder wird gesorgt, beispielsweise durch die Unterrichtung in Lernklassen. Zudem sollen Hygienepakete – etwa Mund-Nasen-Masken, Shampoo und Duschgel – an bedürftige Frauen verteilt werden.

Hintergrund:
Derzeit leben laut UNO-Bericht mehr als vier Millionen Geflüchtete in der Türkei. Allein 3,6 Millionen sind syrischer Herkunft. Die übrigen sind Flüchtlinge und Asylsuchende anderer Nationalitäten, hauptsächlich aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran. Die hohe Anzahl der Geflüchteten bedeutet zunehmend eine Belastung der Ressourcen und der Infrastruktur in der Türkei. Nur knapp zwei Prozent der Flüchtlinge leben in organisierten Lagern. Die größte Herausforderung bleibt die Verfügbarkeit von Ressourcen und Dienstleistungen, sowohl für die Geflüchteten als auch für die Aufnahmegemeinschaften. Flüchtlinge sehen sich mit hohen Mieten und einem begrenzten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitseinrichtungen konfrontiert. Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen ihnen und der einheimischen Bevölkerung zu.
Infos unter https://landsaid.org.

Spendenkonto:
LandsAid e.V.
IBAN: DE66700520600000014001
BIC: BYLADEM1LL
Stichwort: Türkei

Bürgerreporter:in:

Andrea Schmelzle aus Landsberg am Lech

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