Die Bundestagsabgeordnete Angelika Graf zum Thema "Alt-arm-ausgeschlossen".
Angelika Graf, (MdB) zu Gast bei der Arbeitsgruppe 60plus der Landsberger SPD mit einem Thema, das weniger die heute 65jährigen, vielmehr und in weit stärkeren Maß kommende Generationen betreffen wird. Um die Jahrtausendwende hat der Anteil der über 60jährigen den Anteil der unter 20jährigen überholt. Unterschiede liegen aber weniger zwischen Jung und Alt, sondern zwischen Arm und Reich innerhalb der Generationen, so Angelika Graf. Altersarmut ist ein generationenübergreifendes Problem, das direkt oder indirekt heute oder morgen alle betreffen kann. Wie aus einer DGB Rentenstudie zu entnehmen ist, sind im Jahr 2030 bei einem monatlichem Durchschnittsverdienst von 2.600,- € 33 Beitragsjahre in der Rentenkasse erforderlich, um die Grundsicherung zu erreichen, bei nur 2.000,- € Durchschnittsverdienst sind es bereits 43 Beitragsjahre. Nur die Zahl der Durchschnittsverdiener sinkt kontinuierlich. Die Gründe dafür liegen vor allem im Arbeitsmarkt. Prekäre Arbeitsverhältnisse, wie Minijobs, Leiharbeit, Scheinselbstständigkeit, Werkverträge, Langzeitarbeitslosigkeit, geringe Frauenerwerbstätigkeit und schlechtere Beschäftigungschancen für Ältere zählen zu den Ursachen.
Beschäftigungschancen verbessern.
Was wir brauchen sind gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei Frauen und Männern, gerechter Lohn für gute Arbeit, mehr Qualifizierungsangebote für Arbeitnehmer, letzeres um gerade dem Fachkräftemangel durch Beschäftigung von Älteren und Frauen entgegenzuwirken. Desweiteren fordert Angelika Graf: wir brauchen eine neue Qualität der Arbeit durch Vereinbarkeit von Beruf und Familie, durch Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle, durch innerbetriebliche Generationen-Verträge, in denen altersgemischte Belegschaften eine Kombination von Eigenschaften wie Erfahrungswissen, Engagement und fachliche Kompetenz repräsentieren, die für Betriebe ideale Voraussetzungen schaffen, um im Wettbewerb zu bestehen. Der innerbetriebliche Generationen-Vertrag leistet daher ebenso einen Beitrag für Kooperation und Solidarität zwischen den Generationen wie für den wirtschaftlichen Erfolg. Desweiteren sind ein starkes und gerechtes Tarifsystem sowie flexible Übergänge in die Rente unverzichtbar.
Am Arbeitsmarkt ansetzen.
Wer tatsächlich Altersarmut vermeiden und die lohn- und beitragsbezogene Rentenversicherung stärken will, muss am Arbeitsmarkt ansetzen, dafür sorgen, dass Versicherte mit ihren Rentenanwartschaften nicht unterhalb der Grundsicherung liegen. Das Rentenniveau darf nicht auf 43% vor Steuern abgesenkt, sondern muss bei 51% gehalten werden. Um dies zu erreichen, ist der Aufbau einer nachhaltigen Demographie-Rücklage erforderlich. Ebenso müssen Arbeitnehmer wieder von dem leben können, was sie mit ihrer „Hände Arbeit“ verdienen - ohne Aufstockung durch die die Agentur für Arbeit -.
Wichtig für die Zukunft.
Was wir brauchen sind neben Reformen am Arbeitsmarkt eine solidarisch und paritätisch nach dem Umlageprinzip finanzierte Weiterentwicklung der Gesetzlichen Rentenversicherung, keine weitere Privatisierung. Eine jährliche Anpassung der Rente durch Kopplung an die Lohn- und Gehaltsentwicklungen. Die Rückkehr zu einem Rentenniveau das als Sicherungsziel 53% im Auge hat, wie dies vor Einführung der Riester-Rente der Fall war. Letztendlich führt Einkommensarmut im Erwerbsleben durch geringfügig oder niedrig entlohnte Beschäftigung automatisch in die Armut im Alter. Abschließend fordert Angelika Graf ein Ineinandergreifen von Renten- und Arbeitsmarktpolitik als die grundlegenden Schritte, um Menschen vor Armut und damit von gesellschaftlicher Teilhabe auszuschließen.
Dass die Thematik bei den zahlreichen Zuhörern im gut besetzten Wiener Cafe des Landsberger AWO auf lebhaftes Interesse gestoßen war, zeigte sich bei der anschließenden Aussprache. Angelika Graf nahm sich viel Zeit, um auf alle Fragen und Diskussionsbeiträge einzugehen. Sie betonte abschließend, wie wichtig es für Sie und ihre Arbeit ist, immer wieder vor Ort zu erfahren, was die Bürger bewegt und wie sie die Politik wahrnehmen.
Sicher waren damals die Maßnahmen sinnvoll. Nur dass sie von Großunternehmen schamlos ausgenutzt werden, war damals nicht vorhersehbar. Wenn heute Großunternehmen 50% Leiharbeiter beschäftigen und andere eine Unternehmenskultur aufbauten, die Löhne zum Inhalt hat, die von der Agentur für Arbeit aufgestockt werden mussen, ist das nicht mehr in Ordnung und muss korrigiert werden.