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„Das Projekt Mittelschule ist für uns wichtig“: Ein Interview mit Oberbürgermeister Mathias Neuner

myheimat: Herr Neuner, die Parkgebühren in Landsberg sorgten für eine lebhafte Diskussion im Stadtrat. Die vorgeschlagenen neuen Wochenendtarife halten Sie nicht für zielführend. Wie sieht aus Ihrer Sicht eine optimale Lösung des Problems aus?
Neuner: Das Thema wurde in Landsberg am Lech nun lange und intensiv diskutiert. Die gefundene Lösung ist ein Kompromiss. Der Friedensnobelpreisträger Aristide Briand erkannte richtig, ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind. Ich habe mich von Anfang an für die Beibehaltung der Parkgebühren eingesetzt, da vor allem die Parkgaragen kostendeckend betrieben werden müssen. Die jetzt vereinbarten Tarife erhöhen das Defizit in einem Rahmen, den ich noch als vertretbar ansehe. Wo wirklich Handlungsbedarf bestand, war bei der Taktung. Durch die 20 Minuten-Schritte ist der Aufenthalt in unserer schönen Innenstadt nun für die Besucher angenehmer und entspannter.

myheimat: Ein ebenfalls brisantes Thema ist die Unterbringung von Asylbewerbern. Wie stellt sich die Situation in Landsberg aus Ihrer Sicht dar?
Neuner: In Landsberg war man sich sehr früh über die Notwendigkeit bewusst. Allerdings war auch klar, dass es für alle Beteiligten wenig sinnvoll ist, wenn große Unterkünfte errichtet werden, in den 150 und mehr Menschen untergebracht werden sollen. Von Anfang an hatte man daher mehrere Standorte ins Spiel gebracht, auf denen kleinere Unterkünfte errichtet werden können, die bis zu 60 Menschen ausreichend Platz bieten. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass sich unsere Beharrlichkeit gelohnt hat. Wir haben zuletzt drei Standorte beschlossen, an denen Flüchtlingsunterkünfte entstehen sollen. An den außerordentlich guten Beispielen in Erpfting und in der Münchener Straße hat man gesehen, dass diese Größe richtig ist.

myheimat: Die Bevölkerung geht bis jetzt noch sehr besonnen und „vernünftig“ mit der Flüchtlingsproblematik um. Haben Sie Angst, dass die Stimmung auch einmal „kippen“ könnte?
Neuner: Wir leben in Deutschland und ganz besonders in Landsberg in einer ganz besonderen Situation. Unser Leben wird nicht bestimmt von politischen Krisen, die Einfluss auf unser Hab und Gut, unsere Familie oder gar unser Leben haben. Vielen Landsbergern ist dies offenbar bewusst - nicht anders kann ich mir das außerordentliche große ehrenamtliche Engagement erklären, das die vielen freiwilligen Helfer an den Tag legen.

myheimat: Ein wichtiges Ereignis im Jahr 2014 war der Spatenstich für das neue Caritas-Seniorenzentrum Heilig-Geist-Spital. Welche Aufgabe kommt nun auf die Stadt Landsberg bei diesem Projekt zu?
Neuner: Beim Spatenstich konnte ich den Beteiligten von Caritas und CAB die fertige Baugenehmigung für das neue Pflegeheim in die Hand drücken. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des Heilig-Geist-Spitals. Das Gebäude, in dem das Heilig-Geist-Spital seit 1874 untergebracht war, hat seit seinem Bestehen schon einige Nutzungen mitgemacht; zunächst als Kloster, dann Unterkunft für arme Menschen, Lazarett, Flüchtlingsunterkunft, Waisenheim, Altersheim und zuletzt als Pflegeheim. Nur konnte das ehrwürdige Gebäude schon seit ein paar Jahren den gestiegenen Ansprüchen an die Pflege alter und kranker Menschen nicht mehr gerecht werden. Außerdem kann man mit einem solchen Baudenkmal natürlich auch nicht jeden Stein auf den Kopf stellen. Die jetzt gefundene Lösung vereint aus meiner Sicht viele Vorteile: es entsteht ein Pflegeheim, das allen Ansprüchen der modernen Pflege gerecht wird, betrieben von Menschen, die mit der Pflege schon viel Erfahrung gesammelt haben und dies Tag für Tag in einigen Einrichtungen unter Beweis stellen. Die Landsberger können sich auch im hohen Alter sicher sein, dass es auf dem Leitenberg ein Heilig-Geist-Spital gibt, das sie aufnimmt - der Name bleibt nämlich erhalten. Für das ehemalige Jesuitenkolleg sind schon einige Vorschläge zur Umnutzung vorhanden. Wir benötigen in Landsberg am Lech günstigen Wohnraum für unterschiedliche Altersgruppen, da bietet dieses Gebäude viele interessante Möglichkeiten.

myheimat: Viel Gesprächsstoff bot im Jahr 2014 auch die geplante Errichtung von 16 Reihenhäusern im Wohngebiet „Obere Wiesen“. Die Anwohner gaben Punkte wie fehlenden Parkraum, ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, die Zerstörung von Flora und Fauna und den Anstieg der Lärmbelästigung zu bedenken...
Neuner: Die Anwohner hatten bei einer Informationsveranstaltung die Möglichkeit, ihre Befürchtungen und Sorgen vorzutragen. Über einige Punkte konnten wir an diesem Abend aufklären. Wir haben aber auch Anregungen für die Planung mitgenommen. Im Bauleitverfahren nutzten einige Bürger die Möglichkeit, förmlich ihre Sorgen vorzutragen, die dem Stadtrat schließlich zur Abwägung vorgelegt wurden. Der Stadtrat hat dem Bebauungsplan dann auch mit großer Mehrheit zugestimmt. Ich habe bei diesem Prozess noch einmal gemerkt, wie wichtig es ist, die betroffenen Bürger mit ins Boot zu holen. Auch wenn insgesamt eine gewisse Politikverdrossenheit sogar in Landsberg zu spüren ist – die Ergebnisse der letzten Kommunalwahl sind da sehr eindeutig – haben die Bürger ein großes Interesse, was in ihrer direkten Umgebung passiert. Darauf muss sich auch die Politik einstellen. Es wird in Zukunft keinen Bebauungsplan oder ein großes Bauprojekt mehr geben, in dem wir die Bürger nicht vorher zu Informationsabenden und Workshops einladen. Die Einwände, die dabei erhoben werden, sind ja auch wichtig und können in konstruktiver Stimmung zu produktiven Ergebnissen führen.

myheimat: Ein kommunalpolitisches „Dauerbrenner-Thema“ ist in Landsberg seit mehreren Jahren die Debatte um den Standort der beiden Mittelschulen Schlossberg und ehemals Fritz-Beck-Schule...
Neuner: Der vorhergehende Stadtrat hatte dieses Thema schon zu einer gewissen Entscheidungsreife vorbereitet. Mit der Kommunalwahl, den dreizehn neuen Stadträten und den geänderten Stärkeverhältnissen im Stadtrat hatte sich die Diskussion noch einmal verändert. Es wurden neue Vorschläge ins Rennen geschickt, das Thema aus anderen Blickwinkeln betrachtet. Im Lauf von vielen Diskussionen und Informationsabenden hat sich der Stadtrat nun in seiner Sitzung am 3. Dezember auf eine Variante der Umsetzung des Projektes „Mittelschule“ mit deutlicher Mehrheit einigen können. Dies ist ein wichtiges Zeichen für die Lehrer, die Eltern und ganz besonders die Schüler. Sie bekommen nun eine neue Schule mit großer Aula und geeigneten Klassenräumen. Ich freue mich sehr, dass man mit dieser Entscheidung auch gezeigt hat, welchen Stellenwert die Mittelschüler für uns haben. Am Wirtschaftsstandort Landsberg bieten wir alle Schulformen an und bieten damit allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, nach ihren Fähigkeiten Abschlüsse zu erlangen und dann auch in den jeweiligen Bereichen eine Ausbildungsstelle und im Anschluss einen guten Arbeitsplatz zu finden.

myheimat: Welche Begegnung hat Sie im Jahr 2014 am meisten beeindruckt?
Neuner: Landsberg hat sich zu einem Standort für ganz unterschiedliche Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Ich hatte dieses Jahr die Gelegenheit, mit den Geschäftsführern ganz unterschiedlicher Firmen zusammenzukommen. Sowohl bei Herrn Meister von Rational, bei der Familie Winklhofer von IWIS oder bei Herrn Jerschke von 3C Carbon habe ich mich von deren Zielstrebigkeit, wie sie ihre Unternehmen voranbringen, begeistern lassen. Dabei setzen alle drei die Ressource „Mitarbeiter“ an oberste Stelle; nur mit gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter ist man für große Ziele gewappnet.

Interview: Joachim Meyer,
Bilder: Stadt Landsberg

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