Literarisch-musikalische Weihnacht beim Landsberger Autorenkreis
Der Landsberger Autorenkreis lud zu einer literarisch-musikalischen Weihnachtsfeier ein, und nicht weniger als neun Autoren hatten sich mit Beiträgen angemeldet. Gleich zu Beginn erhob Maria Möhrle kritisch ihre Stimme und spießte mit ihren prägnanten, kurzen Texten das materialistische Denken unseres kommerzialisierten Weihnachtsrummels auf. Sehr berührend die Lesung von Wigand Lange. Er las ein Kapitel aus seinem bekannten Buch „Mit Parkinson leben“, in dem er, ausgehend vom Text des Kirchenliedes „Es kommt ein Schiff gefahren“, in einem eindringlichen, in düster glühenden Farben geschilderten Traumbild seine Krankheit zu verarbeiten sucht. Ganz anders die Perspektive Martje Herzogs: Sie versetzte sich in die Rolle ihrer kleinen Enkelin und beschrieb auf höchst amüsante Weise die Weihnachtserlebnisse aus den Augen eines eineinhalbjährigen Kindes. Renate Exsz berichtete von einer selbsterlebten Bescherung, die ein überraschendes und völlig unerwartetes Ende fand. Mit behutsamen Worten zeichnete Lore Kienzl ein poetisches Gemälde, in dem sich die dunkle, angsteinflößende Nacht in eine Nacht der Zuversicht, in ein „heiliges Geschenk“ verwandelt. Helmut Glatz regte mit seiner fantastischen Geschichte von dem geheimnisvollen Fremden, der auf dem Landsberger Christkindlmarkt Zeit in Tüten verkauft, zum Nachdenken über das Phänomen Zeit an. Höchst amüsant der Einfall des Buchloer Autors Boris Schneider: In seiner skurrilen Fantasy-Erzählung bekämpfen sich zwei Elfenheere mit Ruhm- und Rumkugeln, wobei das kriegerische Geschehen mit Hilfe eines Mini-Katapults auch gleich dramatisch dargestellt wurde. Zurück in die Vergangenheit versetzten die beiden letzten Beiträge: Hans Schütz aus Peiting erinnerte sich an seine Kindheit im winterlich - rauen Lechbruck, als der mitternächtliche Gang durch den knirschenden Schnee von einem mystischen Engel-"Erlebnis überstrahlt wurde. Gertraud Regele (ihre Geschichte wurde von Sohn Uli Regele gelesen) entführte die Zuhörer schließlich in das weihnachtliche Geschehen im Haus des Dorfschullehrers, aber auch zu einer Waldweihnacht während der Kriegszeit, als das Lied „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ Hoffnung und Trost spendete. Roland Greißl aus dem Fuchstal, der den Abend mit klugen Kommentaren moderierte, stellte abschließend fest, dass sich das Thema „Zeit“ wie ein Gedankenfaden durch viele Beiträge zog, und er wünschte den Zuhörern abschließend diese Zeit, um sich auf den wahren Kern der Weihnacht zu besinnen. Das Gitarreensemble „Die Vielsaitigen“ begleitete den Abend. Es zeigte sich nicht nur vielsaitig, sondern auch vielseitig: Das Repertoire reichte von klassischer Musik bis zur Interpretation moderner Komponisten. Der kultivierte, dynamische Vortrag begeisterte die Zuhörer so, dass die Musiker erst nach einer Reihe von Zugaben den musikalisch-literarischen Abend beenden durften.
Bürgerreporter:in:Helmut Glatz aus Landsberg am Lech |
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