Landsberg/Lech im 30jährigen Krieg
Politische Situation:
Wohl kaum ein Krieg am Beginn der „Neuzeit“ hat die europäische, vor allem aber die deutsche Region mehr beeinflußt, als sonst eine konfliktreiche Auseinandersetzung. Dabei ging es in diesem Konflikt in erster Linie nicht nur um einen religiösen Grund, nach dem Beginn der protestantischen Reformation Luther*s (1517), den folgenden Bauernkriegen, und entsprechenden Gegenreformation der katholischen Seite. Vor allem war es eine machtpolitische Auseinandersetzung, die in der Zeitspanne von 1618-1648 durch die Religion als „Brandbeschleuniger“ für innere politische Konflikte ein Land völlig ausbluten ließ. Im ausgehenden Mittelalter zerbrach das absolute Feudalwesen, wurde mehr und mehr durch das aufstrebende Bürgertum(„Ständen“) abgelöst, die Auswirkungen der Gedanken der Renaissance, und die Unterdrückung des Bauernwesens spielten dabei eine entscheidende Rolle. Hegemonialbestrebungen adeliger Dynastien um die Vorherrschaft in dem auslaufenden Hl. Römischen Reich, auf katholischer Seite - Habsburg/Österreich, Frankreich, Spanien, - auf protestantischer Seite Niederlande, Dänemark und Schweden sahen sich mehr und mehr einem Wandel des Denkens gegenüber, wehrten sich aber mit aller Vehemenz gegen die verändernden Strukturen. Man verliert oftmals die bereits aufgeflammten und begleitenden Konflikte wie z.B. der „80jährige Krieg“ (1568-1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der „französisch-spanische Krieg“ (1635-1659) und der „Torstenssonkrieg“ (1643-1645) zwischen Schweden und Dänemark. Auf diesem europäischen Pulverfass“ gipfelte dann der 30jährige Krieg (1618-1648) auf dem Boden der damaligen deutschen Region.
Historische Hintergründe:
Konfliktauslöser war der „Fenstersturz“ in der Prager Burg (Hradschin) am 23.Mai 1618: Ursache dafür waren die Rekatholisierungsversuche des böhmischen Königs Ferdinand aus dem habsburgischen Hause, der Kaiser des Hl. Römischen Reiches war, gegen den die protestantischen „Stände“ rebellierten. Für die Beteiligten fiel dieser Sturz eigentlich glimpflich aus, nachdem sie nur auf einem Misthaufen fielen, für die Region jedoch explodierte dieses politische Pulverfass und gipfelte in dieser langjährigen kriegerischen Auseinandersetzung.
Anfängliche Siegen begleiten die katholischen Seite während der –
„Böhmisch Pfälzische Kriege“ (1618-1623) in den Schlachten u.a. am „Weissen Berg“ (bei Prag) durch den katholischen Feldherrn „Johann T’Serclaes von Tilly“, und bei Thyrnau durch „Rudolf von Tiefenbach“. Viele Schlachten durchzogen diesen Zeitraum und gipfeln dann in den -
„Dänisch-Niedersächsische Krieg“ (1625-1629) König „Christian IV“ von Dänemark wird niedersächsischer Kreisoberst. In dieser Periode konzentriert sich der Krieg vordergründig auf die nördlichen Gebiete auf deutschem Boden. 1625 wird der katholische Feldherr „Albrecht von Wallenstein“ zum kaiserlichen Feldherrn beordert.
„Schwedischen Kriegsperiode“ (1630-1635) der Feldherr „Gustav II Adolf“ an der Peenemünde bei Rügen mit 13.000 Mann in den Krieg eintrat. Nach anfänglichen Verlusten, betrat dieser 1632 bayerischen Boden, und mit ihm
begann auch in dieser Region die Bevölkerung das Kriegsgeschehen mit all seinen Begleiterscheinungen aufs Leidvollste zu erfahren.
Schlachten wie z.B. in Rain am Rech (bei Donauwörth) – Tilly stirbt an seiner Verwundung am 30.April. Während Gustav Adolf Augsburg erobert, nehmen die bayerisch/kaiserlichen Truppen Regensburg ein, verlieren diese aber im Jahr danach an die Schweden. München wird im Mai 1632 durch „Gustav II Adolf“ und „Lennart Torstensson“ erobert. November 1632 fällt Gustav II Adolf in der Schlacht bei Lützen (bei Leipzig).
Januar 1634 entlässt Kaiser Ferdinand II seinen Feldherrn „Wallenstein“ als Oberbefehlshaber. Dieser wird später im Februar 1934 in Eger ermordet. Die von den Schweden eroberten Städte - Aichach (bei Augsburg), Donauwörth und Regensburg fallen im Juni, im November auch Nördlingen zurück an die kaiserlichen Truppen. Augsburg kapituliert März 1636 nach 6-monatiger Belagerung durch die kaiserlichen Streitkräfte.
Im Vertrag von Paris durch den König „Ludwig XIII“, im Mai 1535, verhandeln Franzosen und Schweden über die Interessen des Krieges in Deutschland. Frankreich erklärt im Mai den Krieg (1635-1659) an Spanien. Der Separat-frieden von Prag zwischen dem Kaiser und einigen protestantischen Reichsstädten beendet die dritte Phase des 30jährigen Krieges und mündet in die -
„Schwedisch-Französische Kriegsperiode“ (1635-1648) Im September 1635 erklärt Frankreich auch Habsburgs Kaiser „Ferdinand III“ den Krieg. Die Kriegsschauplätze wechseln von 1635-1640 in den südwestlichen und mittleren Bereich Deutschlands, ebenso z.T. Italien/Turin. Die Schweden belagern im Januar 1941 Regensburg, jedoch ergebnislos. Mit dem Ziel der Verständigung und Amnesie lockert „Ferdinand III.“ die Bedingungen des Prager Frühlings für Protestanten, jedoch schlägt die Stimmung Ende 1641 wieder um. Der französische „Kardinal Richelieu“ stirbt am 4.Dez. 1642, im Mail 1643 der französische König „Ludwig XIII.“. „Mazarin“ wird Erster Minister Frankreichs.
Wechselndes Kriegsglück begleiten in den Folgejahren die Konfliktparteien – Schweden/Dänemark, Frankreich/Spanien, sowie Frankreich/Bayern-Österreich (1644) der verlustreichsten Schlacht des gesamten Krieges (70% der französ. Streitkräfte fallen), ein Vorstoss der Franzosen nach Süddeutschland wird damit verhindert. In 1645 gipfeln noch einige verlustreiche Schlachten die wechselnden Kriegsgegner.
Man beginnt mit Friedensverhandlungen, Dezember 1644 in Münster, 1647 in Ulm (Waffenstillstand zwischen Frankreich/Bayern). 1648 flammt der Konflikt nochmals heftig auf
o Schlacht bei Zusmarshausen (Augsburg, Franzosen besiegen die Schweden),
o Schlacht bei Wevelinghoven (Kaiserliche verlieren gegen die Truppen von Hessen/Kassel)
o Schlacht bei Lens (Nordfrankreich, Franzosen besiegen Spanien),
o Gefecht bei Dachau (bei München, Sieg der Kaiserlichen gegen Frankreich-Schweden).
Am 24.Oktober 1648 wird das Europäische Morden mit dem „Westfälischen Frieden“ (pax universalis) zu Münster und Osnabrück besiegelt. Dieser wurde damit zum Muster reichsrechtlicher Regelungen und Bestandteilen der Verfassungs-ordnung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ bis zu dessem Ende in 1806, an dem sich sämtliche Friedensschlüsse bis zur französischen Revolution orientierten.
Bayern (Landsberg/Lech) im 30jährigen Krieg:
Wie erwähnt trafen die Kriegswirren die Bayerischen Region in der dritten Kriegsphase „Schwedischen Kriegsperiode“ (1630-1635) mit dem Eintritt der Kriegspartei Schweden durch Gustav II. Adolf“. 1632 bekam das Land die geballte Kriegsmacht der Schweden, und den Gegenkonflikt der Kaiserlichen Macht in voller Größe zu spüren. Nicht nur die Soldaten-Opfer der verschiedenen Kriegsschauplätze, sondern vor allem die Opfer unter Zivilbevölkerung, durch die Besetzung, Brandschatzung, damit verbundene Hungersnot, Willkür und Seuchenkrankheiten begleiteten das südlichste Land Deutschlands von nun an. Kannte man die Kriegsgreuel bislang nur vom Hörensagen, so spürte die Bevölkerung dies nun am eigenen Leib. Nachrichten wie z.B. „die Schweden kommen“ lösten panikartige Flucht ganzer Bevölkerungsgebiete aus. Nach dem Motto „Was der Bevölkerung gehört, gehört auch den Soldaten“, liess. die „Soldateska“ durch den bereits 4Jahre andauernde Krieg verrohen. Requirierung (Nahrungs-/ Materialbeschaffung) von der urbanen Bevölkerung, Schrecken wie z.B. der „Schwedische Trunk“ Plünderung, und willkürliche Tötung der dörflichen Bevölkerung, sowohl durch die „Schweden“ als auch der Gegenseitige der Kaiserlichen“ begleiteten den Alltag der Menschen im Spannungsfeld der beiden kriegerischen Parteien.
Landsberg als Grenzstadt (der Lechfluß war die Grenze zu Schwaben) war 1631 festungsmäßig ausgebaut worden. Zusätzlich ließ man vom Bayertor bis zum Sandauertor einen Schutzwall aufwerfen, dem Häuser, Äcker und Gärten zum Opfer fielen. Nachdem die Schweden Augsburg am 24.April 1632 besetzen, standen sie mit 300 Mann bereits am 4.Mai vor den Toren Landsbergs und forderten durch Oberst „Wilhelm Burt“ die Übergabe. Man leistete einen Tribut von 200 Reichstalern (je 1 Gulden und 30 Kreuzer), die bayerische Besatzung konnte abrücken, die Schweden zogen ein. Die Stadt hatte daraufhin 32.000 Gulden „Brandschatzung“ (Geldsumme um Brand und Plünderung zu verhindern) zu leisten. Durch Verhandlungen in Augsburg mit dem schwedischen Kommandanten „Oxenstirna“ konnte man letztendlich mit dem vierten Teil der ursprünglichen Summe binnen 1 Monat mit 8.000 Gulden zufriedenstellen. Die Schweden besetzten Landsberg vom 4.Mai bis 15.Juli. Durch die Plünderungen Schweden in der umliegenden Region, musste diese Masse an Gütern auch wiederum billig in Landsberg verkauft werden. So kam es oftmals vor, dass Bauersleute, denen man z.B. eine Kuh (Wert 1 Gulden), bzw. ein Pferd (Wert kaum 3 Gulden) bei der Plünderung geraubt hatte, nach Landsberg kamen, um ihre eigene Habe wiederum aufzukaufen. Die Stadt Landsberg selbst hatte neben dem Brandschatzungsgeld, zusätzlich verschiedene Eß- und trinkbare Lebensmittel in die Küche nach Augsburg zu liefern so z.B. am 5.Juni um 34 Gulden Bier, 2 Hasen um 40 Kreuzer, 3 Spanferkel um 1 Gulden und 4 Kreuzer, 4 Lämmer um 3 Gulden und 28 Kreuzer, 2 Kälber um 2 Gulden und 50 Kreuzer, ein andermal wiederum Wildpret um 7 Gulden, sowie ein weiteres Mal Fische und Eier etc.
Am 14.Juli stand dann jedoch der kaiserliche Oberst „Kratz von Scharffenstein“ mit 8.000 Mann vor den Toren Landsbergs. Die schwedische Besatzung wurde niedergemacht, die Befehlshaber wurden aus der Stadt vertrieben. Kratz selbst bezog ein Lager ausserhalb der Stadtmauern. Dann am 18.Juli offenbarte dieser der Stadt, dass die Schweden wieder an den Lech marschierten. Dem gutgemeinten Rat folgend, dass die Landsberger wohlhabenden Bürger ihre wertvolle Habe mit sich führend mit ihm als Geleitschutz aus der Stadt ziehen sollten, bezahlten jedoch viele mit Ihrem Hab und Gut, sowie Leben. 1 Meile nach den Stadttoren gab Kratz seinen Truppen, die Emigranten auszuplündern und unter Hohn und Spott in die Stadt zurückzujagen. Wegen dieser Untat wurde Kratz später vom Kaiser seines Amtes enthoben, aus dem Militär entlassen, worauf dieser zu den Schweden überlief, später jedoch als Gefolgsmann des schwedischen Königsmann gefangengenommen, und in Wien enthauptet.
Nur 5 Tage danach am 23.Juli nachdem die Schweden Friedberg vorher gebrandschatzt hatten, standen diese wieder mit 5.000 Mann vor den Toren Landsbergs und nahmen die Stadt kampflos ein. Das Spiel wiederholte sich wiederum – Güter mussten wieder nach Augsburg als Tribut geleitet werden. Täglich wiederholten sich Plünderung, Mord und Schandtaten in der Umgebung, bis Landsberg den kaiserlichen „Graf Fugger“ in München um Hilfe bat. Am 10.August stand dann dieser vor den Toren, aufgrund heftiger Gegenwehr der Schweden sowie Zahlung von Lösegeld und Übergabe von Kanonen und diversem Kriegsgerät, gelang es ihm jedoch erst am 18.August mit 6.000 Mann unter allgemeinen Jubel Landsbergs Bürger einzuziehen. Die Besatzung kostete aber ebenso wiederum Vieh und Proviant. Umliegende (kaiserliche) Kroaten plünderten nunmehr das Land.
Am 26.Oktober stand dann wieder die schwedische Armee unter General Pfalzgraf „Christian von Birkenfeld“ vor Landsberg. Trotzdem, dass die „Kaiserlichen“ unter Obrist „Juritsch“ erfolgreichen Widerstand leisteten, übergab man auf drängendem Bitten aus Angst der Stadt vor weiteren Grausamkeiten wieder den Schweden. Ausgehandelte Bedingungen wurden trotzdem gebrochen, die Grausamkeiten, Erpressungen und Gewalttätigkeiten waren ärger als je zuvor. Die 8 Wochen unter des schwedischen Herrschaft kosteten die Stadt wiederum 3.000 Gulden Brandschatzung. Nach Abzug der Armee verblieb noch ein schwedischer Oberstleutnant der Artillerie, der die Glocke vom Stadtpfarrturm abnehmen und zum Kanonenguss verwenden wollte, danach auf Bitten der Bürger jedoch davon Abstand nahm. Dies kostete die Stadt wiederum 550 Gulden, sowie zusätzlich für die Hofhaltung durch Major „Mortiger“ wöchentlich 50 Reichstaler, und seinem Sekretär 4 Reichstaler, also insgesamt 648 Gulden. Diese 8 Wochen Besetzung kostete Landsberg insgesamt 13.866 Gulden und 8 Kreuzer. Das Geld finanzierte man aus den Einnahmen von Zoll, Salzpfennig, sowie Wein-/und Getreidemärkten. Insgesamt wurden 42 Bürger von den Schweden ermordet. Viele Gehöfte, Schlösser und Häuser in der Umgebung wurden Opfer von Raub und Flammen.
Ende 1633 setzte „Graf Fugger“ dann von der schwäbischen Seite erneut über den Lech und griff die Stadt erneut an. Nach heftigen Kämpfen und vielen Opfern an und auf der Stadtmauer zogen sich dieser mit seinen Soldaten wider Erwarten der Bevölkerung, aufgrund Befehl seines Generals „Aldringer“ zurück. Am 27.Dezember jedoch überquerte die kaiserliche Armee bei Apfeldorf mittels eines Stegs den Lech für das marschierende Fußvolk und über Leeder aus standen dann am Morgen des 28.Dezember, Musketiere, Dragoner erneut vor den Toren Landsbergs. Stadtkommandant „Hamilton“ ergab sich am späten Abend auf „Gnade und Ungnade“ und wurde dann als Gefangener über Burghausen nach in die Festung Ingolstadt gebracht. Nachdem „Aldringer“ danach 2 Kompanien zu Fuß und 60 Reiter als Besatzung in Landsberg zurückließ, wechselte der Kriegsschauplatz über Memmingen und Kempten an den Bodensee.
Somit hatte Landsberg/Lech 1632 also „siebenmal“ seinen Herrn gewechselt, der gesamte Schaden wird durch die Aufstellung der Stadtkammer mit über 31.528 Gulden, 41 Kreuzer für sämtliche Kriegsausgaben beziffert.
Nach der erzwungen Waffenruhe des Winters sammelten die Schweden dann ihre Kräfte und rückten am 18.April unter General „Torstensson“ mit 600 Fußsoldaten, 250 Reitern, 4 Kartaunen und 4 Mörsern von München aus nach Landsberg vor, um die bayerische Grenzstadt zu Schwaben wieder einzunehmen. 2 Tage lang beschossen diese die Stadt, wurden aber von einen nächtlichen Ausfall der Landsberger derart überrascht, dass viele Opfer zu beklagen waren. Protestantische Augsburger im schwedischen Heer zerstreuten sich bis in die Umgebung von Weilheim und Dießen, und plünderten aus Rache für ihre nächtlichen Niederlage das gesamte Umland. Das Jesuitenkolleg, die Heiliggeistkirche und das Spital wurden großflächig durch Granaten beschädigt, und nur durch die tatkräftige Mithilfe der Landsberger Frauen die eine Feuerwache bildeten, konnte die Stadt vor größeren Bränden gerettet werden. Erneut ließ „Torstensson“ am Folgetag die Stadt berennen, und in der darauffolgenden Nacht die Ummauerung am Bayertor ersteigen. Trotz heftiger Gegenwehr eroberten diese die Stadt erneut, Landsberg hatte den grausamen Tod von über 300 Verteidigern zu beklagen. 4 Tage Plünderung, Mord, Totschlag, Entehrung, Schändung in unbeschreiblicher Grausamkeit waren die Folge. Nachdem der Pulverturm gesprengt, Stadttürme beschädigt, am Bayertor Feuer gelegt und der Wehrgang an den verschiedenen Mauern verbrannt wurde, rückte dann am 24. April die Schweden ab. Neben den 300 getöteten Soldaten, waren ebenso unter der Zivilbevölkerung 37 Bürger, 36 Frauen, und Mädchen ermordet, ganz zu schweigen von den nicht eigentlichen „Unfreien Bewohnern“ die nicht zum „eigentlichen Bürgertum“ zählten. Das Jammern und Wehklagen war unbeschreiblich – dazu kam dann die folgende Hungersnot, sowie Seuchengefahr, als auch Lösegelder für Gefangene Personen jeglichen Alters und Geschlechts. Landsbergs Benennung des „Jungfernsprungturm“ hatte seinen Ursprung in diesen schrecklichen Tagen.
Der Sommer 1633 ging vorbei, begleitet von gelegentlichen Streifzügen mal von den Schweden, mal von den Kaiserlichen. Die Stadt wurde von den Kriegsparteien von Mai bis September für „neutral“ erklärt, nachdem sie schutzlos ohne Befestigung darlag. Der Handel lag darnieder, 1634 grassierte neben der Hungersnot auch die Pest die Hunderte von Menschenleben forderte. Da der schwedische Oberst „Sperreuther“ in Augsburg, erfahren hatten, dass Landsberg (trotz Neutralstatus) den Durchmarsch General „Aldringer“ mit seinen bayerischer Truppen erlaubt hatte (da Landsberg ja komplett wehrlos war), rückte dieser mit 1.000 Mann erneut vor Landsberg an um eine Bestrafung durchzuführen. Trotz Bitten der Stadträte und schwedischer Schonversprechung, brachen diese erneut ihr Wort und plünderten trotz Leistung von 1.500 Reichstalern als Brandschatzung, erneut Landsberg für 2 Tage, das Drama vom Frühjahr wiederholte sich! In den Folgejahren lag die Wirtschaft komplett darnieder, für die Bestellung der Felder fehlten die Nutztiere, viele Gehöfte waren verbrannt oder lagen darnieder. Von 1635 – 1644 blieb die Stadt aufgrund eines Schutzbriefes von Soldaten und Einquartierungen weitgehendst verschont.
Aufgrund der „Schlacht von Aldersheim“ bei Nördlingen am 16. August 1645, waren teilweise Verwundete des „Gildehasischen Regiments“ (Kaiserliche) in Landsberg interniert. Kriegsschäden waren in den vergangenen 10 Jahren zumeist ausgebessert, Hunger und Not größtenteils überwunden. Gegen 1646 durchzog erneutes Kriegsgeschrei die Region, die meiste Bevölkerung flüchtete erneut samt ihren Habseligkeiten Richtung Alpen. Am 16.September campierten Schweden und Franzosen erneut für 4 Wochen in Landsberg. Diese räumten wiederum ihr Lager, nachdem sich kaiserliche Truppen am 26.Oktober auf ihrem Durchmarsch nach Mindelheim und Memmingen, Landsberg passierten, das fast menschenleer war. Nachdem die Schweden jedoch Mindelheim bereits eingenommen hatten, überquerten diese dann am 2.November in einer Furt den Lech bei Kaufering und standen dann am 9. November wieder vor Landsberg. Erneute Plünderungen während 3 Wochen waren die Folge. Erneuter Hunger ließ oft bis 15 Menschen pro Tag Hungers sterben. 2 französische Generäle – „Tracy“ und „Evancuet“ die im Jesuitenkolleg quartierten, sowie die Jesuiten waren jedoch Retter in der Not. Auf Bitten der Jesuiten stellten diese ärmeren Bürgern beiden aus den requirierten Nahrungsvorräten 12 Scheffel Getreide, sowie weitere Almosen. Die Jesuiten kauften aus der Umgebung auf ihre Kosten Getreide auf und errichten eine täglich 3malige „Armenspeisung“ an der 100 Personen teilnehmen konnten.
Nach Abzug der Besatzer, erschienen 1647 erneut ein Trupp von 300 Schweden, aus Schreck erneut flüchteten viele Bewohner. Mönche aus dem Kloster Diessen flohen nach Kloster Andechs. Die Schweden zogen nach einigen Tagen wieder ab. 1647 liess der kaiserliche Kurfürst die Schanz-/Befestigungsanlagen erneut wiederherstellen, Landsberg wurde wieder in aktiven Verteidigungszustand versetzt, und am 23.Oktober zog das bayerische „Parthelische Regiment“ ein. Am 12. Dezember besetzten die Landsbürger Bürger die Tore und Mauern unter Hauptmann „Paul Schnöller“.
1648 wechselten Durchzüge und Einquartierungen einander ab, am 5.Januar zog dann das „Rauschenbergische Regiment“ bis 9. April ein. Die Stadt erhielt eine so starke Garnison, dass sich der Bürgermeister „Erhard“ in München aufgrund massiver Flüchtlingsverpflegung und grassierendem Hunger um eine Verringerung der Soldaten bat. Oktober 1646 wurde das schwedisch/französische Heer, das bis an den Inn vorgedrungen war bis zum Lech zurückgedrängt, was wiederum Flüchtlinge nach Landsberg schwemmte. Am 3. November dankte die Stadt in einem feierlichen Gottesdienst, die Zurückdrängung der Franzosen/Schweden über den Lech, durch die Kaiserlichen bei Kaufering und Scheuring.
Kriegsende:
Endlich – am 13. November traf die Nachricht vom endgültig geschlossenen „Westfälischen Frieden“ in Münster ein. Zu Ende diesen Krieges hatte die Stadt an die Hälfte ihrer Bewohner verloren, die einst schöne und wohlhabende Stadt war verbrannt und verarmt. Sowohl in Deutschland als auch in Bayern war die Verwüstung so enorm, dass sich keine Armeen mehr versorgt werden konnten. Lebten bei Beginn des Krieges in Deutschland an die 17Mio Menschen, waren am Ende nur mehr 6-8Mio übrig. In Bayern war die Region zwischen Lech und Isar am ärgsten betroffen. Lebten um 1618 noch ca. 800.000 Einwohner, so waren es mit Ende des Krieges nur mehr ca.400.000. Von ca. 5.000 Orten waren 900 komplett bis auf die Grundmauern niedergebrannt – die größten Verluste (ca. 700 Städte/Dörfer) zählte man im Jahre 1634. Krieg, Verwüstung, Seuchen forderten ihren Tribut. Allein in München waren von ursprünglich 20.000 Einwohnern nur mehr 9.000 übrig, die Stadt brauchte 150 Jahre nach Friedensschluß um wieder auf die ursprüngliche Anzahl von 1618 zu kommen.
In Landshut sank die Zahl von 12.000 auf 2.500, in Landsberg/Lech von 650 nur mehr 202. Als dann der Friede 1848 eingeläutet wurde, fragten sich viele Bewohner, „Was ist Friede“ Manche kannten Zeit ihres Lebens nur Krieg und Verwüstung. Viele der Räuberbanden und Wegelagerer resultierten aus Versprengten des Krieges, Verlierern der Gesellschaft. Handwerksgilden waren zusammengebrochen, vernichtete Viehbestände, keine ausreichende Versorgung, viele Menschen hatten auch keinen Beruf erlernt, die Armut grassierte. Ausnahme war die Bierbrauerei – diese stieg in den folgenden Jahren, ebenso der Tabakgenuß, nachdem die niederländischen Truppen den Tabakgenuss in deutschen Gebieten eingeführt hatten. Viele der ehemaligen Fürstentümer in Bayern und Sachsen hatten durch Kriegsaufwendungen enorme Schulden angehäuft. Gewerblichen Produktionsstätten hatte auch Ende des 17. Jahrhunderts nicht vollständig erholt, z.B. hatte Wien um 1600 an die 2.000 Gewerbebetriebe und um 1670, also schon über 20 Jahre nach dem Krieg, nur mehr 1.600.
Der Westfälische Friede beschließt eine Ordnung, in der die Konfessionen in Deutschland wieder zusammenleben können. Deutschland erhält die Struktur eines „Territorialstaates“ (Souveränität nach innen und außen). eine als Struktur mit einer langen Dauerhaftigkeit. Die Niederlande und Schweiz erhielten ihre Unabhängigkeit. Habsburgs Monarchie wurde geschwächt. Durch den Verlust des Machteinflusses Spaniens, steigen Schweden und später Frankreich. Eine neue Staatenwelt wurde geschaffen die zum Aufstieg des „Absolutismus“ führte. „Thomas Hobbes“ (1588-1678/engl. Philosoph, Mathematiker u. Staatstheoretiker.
Die Welt brauchte weitere 350 Jahre unter Begleitung blutiger Auseinandersetzungen, franz. Revolution, Kolonisierung, 1. Und 2. Weltkrieg, Kapitalismus/Kommunismus, bis Ende des 20.Jhdt, um sich aus diesen gesellschaftlichen/philosophisch/politischen Verständnis zu lösen. Nicht das „absolute“ Durchsetzen eigener Wertvorstellungen, sondern die Zusammenarbeit die kulturellen Eigenarten, positive Errungenschaften (Johannes Burkhardt/“Recht vor Militär“) , die Verschiedenheit von Bevölkerungsgruppen, und deren friedliche Zusammenarbeit ohne religiösen Fanatismus, sichern die die Entwicklung der Zukunft. Dieses Verständnis gilt es in allen gesellschaftlichen Bereichen anzustreben und zukünftigen Generation als Erbe weiterzuvermitteln.
Weblinks:
Christian Kolb (https://www.dreissigjähriger-krieg.de)
welt-geschichte/DUE Verlag (http://www.welt-geschichte.de/html/der_30jahrige_krieg.html)
Literatur:
Alex & Volker Buchner (Bayern im 30jährigen Krieg)
A.W. Endres (Die Stadt Landsberg und der Markt Bayerdießen während des schwedischen Krieges 1632-48)
B. Müller/Hahl (Heimatbuch für den Landkreis Landsberg/Lech)
Klaus Münzer/ Landsberger Geschichtsblätter (8 Monate – 7 Herren; Schicksal Landsbergs – Landsberger Jungfernsprung)
Joannes Burkhardt (Der Krieg der Kriege, Geschichte des 30jährigen Krieges)
Thomas Hobbes (Leviathan / „Homo hominis lupus“ / Der Mensch ist des Menschen Wolf)
Bildmaterial: Quellen/Literatur/Wikipedia.org/tw. A.Platschka
Gezeichnet: A.Platschka
Ganz toller Beitrag !! Ein herzliches Danke dafür. Grüße Sigrid