Streitschlichtertag an der Grundschule Denklingen
Nach Auflösung der Teilhauptschule Denklingen übernehmen nun Grundschüler das wichtige Amt des Streitschlichters. Sehr erfolgreich, wie sie eindrucksvoll beweisen.
„... ab jetzt schieße ich den Ball flacher!“
Junge Streitschlichter mit großem Gespür für ihre Verantwortung
Denklingen. Stolz stehen sie da, die sieben Streitschlichterinnen und Streitschlichter der Grundschule Denklingen. Und sie haben allen Grund dazu. Denn seit die Schule den Status einer Teilhauptschule verloren hat, haben Grundschüler diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Mit Bravour, wie sich im Laufe des „Streitschlichtertags“ am vergangenen Donnerstag eindrucksvoll zeigen sollte.
Die Idee, die vor ca. 15 Jahren für die Hauptschulen entwickelt wurde, wie Schulleiter Dieter Vogel in seinen einleitenden Worten erzählt, ist ebenso einfach wie einleuchtend: Kleinere Streitigkeiten sollten die Schüler besser untereinander regeln, ohne sofort die Lehrer einzuschalten. Beeindruckend äußern die Schüler ihr Wissen über das Amt der Streitschlichter. „Die Schüler müssen die Lösung selbst finden“, sieht Sabrina den Vorteil bei der Streit-schlichtung, und Jasmin ergänzt präzise: „Wenn die Streitenden nicht wollen, gibt es keine Lösung.“ Nur dann wird das Problem an die Lehrkräfte weitergegeben.
Dass bei der Suche nach Lösungen strenge Regeln gelten, nach denen verfahren wird, erläutert die stellvertretende Schulleiterin Hedwig Bader, die einfühlsam durch das Programm führt. Die Regeln einhalten, einander ausreden lassen, keine Schimpfworte gebrauchen, höflich miteinander sprechen und genau hinhören auf das, was der andere sagt, sind die wesentlichen Prinzipien. Ein wichtiges Hilfsmittel für die Streitschlichter ist das sogenannte „Spiegeln“: Die Aussagen der Streitenden werden möglichst genau wiederholt, um zu zeigen, dass Anlass und Verlauf des Streits auch richtig erfasst wurden.
Ein Fallbeispiel wird in der 4. Klasse durchgespielt: Peter hat während der Pause, vermutlich aus Versehen, seinen Klassenkameraden Hans mit dem Fußball hart getroffen. Der greift Peter sofort an und boxt wutentbrannt auf ihn ein. Die Szene beobachten zwei Streitschlichter und bitten die beiden zum Gespräch. Nun legt zuerst Peter seine Sicht dar, dann Hans. Als schwierig, aber sehr wichtig erscheint der anschließende Rollentausch mit Platzwechsel – jeder muss sich in die Rolle des anderen hineinversetzen. Peters Lösung am Ende: „Ich passe in Zukunft besser auf, schieße flacher und entschuldige mich bei Hans“ sowie den Vorsatz von Hans, sich auch zu entschuldigen und künftig nicht gleich loszuschlagen, quittieren die Mitschüler mit stürmischem Beifall. Im „Streitschlichterprotokoll“ wird das Ergebnis fest-gehalten, und alle unterschreiben die Vereinbarung. „Wir Lehrer schauen in diese Protokolle nicht rein, die sind Vertrauenssache“, versichert Frau Bader glaubwürdig.
Der Versuch, dieses wichtige Amt in die Hand von Grundschülern zu legen, erweist sich als voller Erfolg. Der Elan, die Wortgewandtheit, die Begeisterung und die Besonnenheit, mit der die jungen Streitschlichter ihre Aufgabe angehen, überzeugen rundherum. „Ihren Mitschülern sagen die Streitenden einfach mehr als den Lehrern“, ist das Resümee von Dieter Vogel. „Das können wir mit dieser Lösung optimal ausnutzen.“ Und die Schüler erhalten die Chance, ihr Miteinander friedlicher zu gestalten. So konzentriert, wie die Schüler während des anstrengenden Vormittags bei der Sache sind, beweisen sie, dass ihnen daran sehr viel gelegen ist.
Bürgerreporter:in:Roland Greißl aus Fuchstal |
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