Kamel statt Hamster
Die Lesung des Autorenkreises Landsberg von Frau Martje Herzog sorgte mit authentischen Schilderungen aus ihrem Leben für Staunen und Heiterkeit. Ein Strickverbot im Münchner Café (1990!), ein gegen Ausländer hetzender National-Deutscher, die Vorbereitung von Gesetzen, die bereits beim Verdacht einer Straftat eine Totalbespitzelung des Bürgers erlauben, bereiteten ihr Sorge um dieses Land. Einem Neffen, der am selben Tag einen Selbstmordversuch unternahm, stellte sie in einem Brief das neue Stück vor. Ein lebendes Kamel, hatte er von einer Familie ausgeliehen. Diese hielt das Kamel zum Spielen für Kinder, „weil unser Hamster gestorben ist“!
Mittlerweile hatte der Sturm Wibke mehrere Bäume gefällt. Als ihr Freund völlig entnervt aus LA zurückkam und die Schäden besichtigen sollte, meinte er, er werde sich von einer Autobahnbrücke stürzen. Für Heiterkeit sorgte auch Frau Herzogs Schilderung ihrer Studentenzeit in Appleton 1965. Durch das mechanisierte, stereotype Auftreten ihrer amerikanischen Mitstudenten überkam sie das Gefühl, sie sei im Kindergarten. Die beschriebenen, weit verbreiteten künstlichen Haarteile und Aufstecknägel, das „Fast-food-pick-up“-Essen sowie Tabletten als Lösung aller Probleme gewährten den Anwesenden einen Blick in eine Epoche Amerikas, von der man nicht so recht weiß, ob sie beendet ist.
Bürgerreporter:in:Helmut Glatz aus Landsberg am Lech |
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