„Butter ist wieder billiger“
Eines der Hauptargumente für die gewaltigen Preissteigerungen im Dezember waren der Milchdurst und der Butterhunger Chinas und Indiens. Haben die über Nacht wieder den Appetit verloren? Liest man die Ausführungen von Michael Brandl (Milch-Industrie-Verband, AZ von heute), so sind die Ursachen:
* Milch war in den Sommermonaten sehr knapp
(merkwürdig, da geben die Kühe doch gerade die meiste Milch)
* durch „globale Einflüsse“ haben wir im Moment zu viel Milch
(da haben wohl die genannten Kühe aus Neuseeland, Australien, den USA und Argentinien über Nacht ihre Kapazitäten erweitert)
* EU-Länder verkaufen weniger Milch in andere Staaten
(warum hat dann China nicht gleich in den genannten Staaten gekauft, wenn dort ein „Milchsee“ fließt?)
* ein geändertes Verbraucherverhalten wegen der teuren Preise lag nicht vor, weil die Verbraucher wissen, dass Butter „besonders wertvolle Nährstoffe beinhaltet“
(komisch, dass die Betreiber der Supermärkte ganz andere Erfahrungen gemacht haben: teure Butter blieb einfach liegen)
* mit einem Anstieg der Preise im Sommer ist wieder zu rechnen
(ist ja klar, die Logik: größere Menge > frischere Milch > Preis rauf > Gewinne sprudeln!)
* Dollarschwankungen / starker Euro wirken auf den Preis ein (was interessieren meine bayerische Kuh vor der Haustüre Dollar und Euro?)
* Anfang 2007 wurde die Milchwirtschaft „in die freie Marktwirtschaft entlassen“, Subventionen für Milchprodukte wurden eingestellt, daher die Preisschwankungen
(Argument nachvollziehbar, aber warum sollten andere Grundbedarfsgüter wie Heizöl, Strom, Wasser dem Freien Markt unterliegen, Milchprodukte nicht?)
Das Merkwürdigste: China, das Hauptargument vor drei Monaten, taucht nicht mehr auf ...!
Sind die wieder auf Cola umgestiegen? Ratlos steht der Verbraucher vor den „Gesetzen“ dieser Marktwirtschaft – auch, wenn er sich diesmal freuen darf ... und fragt sich, ob da nicht ganz andere Dinge ablaufen, von denen er nicht die geringste Ahnung hat !!!???
Genau, liebe Christine,
eine Planung für die Landwirte ist dadurch extrem schwer bis unmöglich. Den Preis bestimmen nicht die Preise für Futtermittel usw., sondern allein die Gewinnmargen der Discounter oder Milchkonzerne. Die sind immer die Gewinner, egal, welche Menge auf dem Markt ist. Und die wissen zur Zeit genau: Die Bauern müssen früher oder später wieder reumütig einsteigen; dann gesteht man ihnen großzügig drei Cent mehr zu - und schlägt auf den Verkaufspreis von Milch 20 Cent wieder drauf.
Der Wild-West und Raubtierkapitalismus ist in "unserer" EU leider zum Dogma geworden.