Stahlradler am Gardasee
Ein toller Bericht von zwei "Stahlradlern" über ihre Touren am Gardasee im Spätsommer 2014
Mit dem Rennrad am Gardasee
Nachdem wir im Sommer mit unseren Reiserädern den Allgäu-Rundweg (450 km) mit seinen anspruchsvolle Steigungen bis zu 18% gefahren waren, hatten wir sicher Kondition aufgebaut. Also packten wir im Spätsommer 2014 das Auto mit den „Rennern“ und fuhren zum Gardasee nach Melcesine, wo wir schon seit vielen Jahren Stammgast in einem Familienhotel sind.
Unser ersten Tag war zum „Einrollen“ nach Arco und zurück schön flach und schnell. Arco lockt mit seiner Burg und seinen Cafés für kurzes Verweilen , das Wetter war wie fast immer im September prima.
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück Richtung Süden. Unser Platz auf der Terasse erlaubte uns eine Blick auf die Straße, schon früh am Morgen fuhren ganze Rennradgruppen verschiedener Vereine ihr Training, harte „Bergflöhe“ wie wir immer sagten. Also wie wollen heute nach Sirmione an der Südspitze des Lago di Garda gelegen, über Torri, Bardolino und Lazise - wir merkten schon, dass es immer wärmer wurde, je näher wir dem Süden kamen. Tatsächlich herrschen im Süden des Gardasees im Sommer einige Grad mehr als im Norden, ´wo die Berge sind. Unterwegs hielten wir ein Pacengo an einem Laden deren Besitzer wir auch schon lange kennen. Hier kann man einfach nicht vorbei fahren. Alles was der Rennfahrer so trägt ist dort zu finden. Und Regale voll „Retrotrikots“. Er stattet auch die ansässigen Vereine aus und das sind sicherlich recht viele. Wir bekamen als Stammkunden fast immer einen Sonderpreis.
In Sirmione herrschte der übliche Trubel, so dass wir nach kurzer Rast bei einem leckeren Cappuccino wieder Richtung Melcesine fuhren, dieses Mal mit Rückenwind.
Es ist dort so, dass vormittags der Wind vom Norden kommt. Das war gut für uns. Viele Radsportläden locken mit ganz anderen Rädern und Komponenten als bei uns zu Hause, eine Vielfalt, die fast nicht zu übersehen ist. Es war eine flache “Sause“ in den Süden, aber immerhin 110 km bei 27°C.
Darum legten wir am nächsten Tag den Hebel um und fuhren Richtung Torbole , Arco und Riva, nicht ohne bei „Mecki’s“ rein zu schauen, einem ehemaligen Mountainbike Profi, bei dem gibt es nur „exklusive“ Ausstattungen, nicht zu bezahlen, aber das „Auge“ freut sich. Unsere Gedanken waren schon beim nächsten Tag, denn wir wollten zum Lago di Tenno, unserem ersten Pass von 15 km mit Steigungen zwischen 9 und 12% bezwingen. Pack ich das und ich sage bewusst ich, denn es sollte ja ein Test für den Monte Baldo sein. Anke sagte, das machst du schon. Na ja, mal sehen.
Also Frühstück und dann los. Gut ist, dass man ca. 20 km flach zum Einrollen hat. Ich hatte ja „Ankes Hinterrad“, wenn es in den Anstieg ging. Meine „Rennradmaus“ wie immer im Sitzen und Oberlenker. Einfach super. Kurz - ich hatte nicht geglaubt, dass es bei mir so gut ging. – (war es etwa das neue Rad?)
Es war ein tolles Gefühl, oben zu sein – immerhin war die Steigung ca. 15 km lang mit ziemlich harten „Kehren“. Ein türkisblauer Lago di Tenno belohnte uns für die Mühen. Monte Baldo – wir kommen! Nach kurzem Verschnaufen in der Sonne (trotzdem war es hier oben kalt) und Windweste ging es in die 15 km lange Sauseabfahrt, manchmal wünschte man sich abgesperrte Straßen, um es mal so richtig „Knacken“ zu lassen (Autos). Der erste Passtag war geschafft! Ankes Lob ging runter wir Öl. Super, dass wir so gut drauf waren.
Weil es so toll rollte, planten wir für den nächsten Tag eine Tour auf die Westseite des Gardasees, zum Lago die Ledro und zum Lago di Idro. Dazu mussten wir die Renner in Auto packen, denn es ging durch zwei lange Tunnel, 5 und 7 km lang, die für Radfahrer gesperrt sind – natürlich gilt das nicht für italienische Rennfahrer.
Also – auf nach Molina de Ledro, dort angekommen parkten wir das Auto und machten die Räder fertig. Der Lago di Ledro liegt herrlich auf einem Hochplataeu. Unser Ziel war der Lago di Idro, im Tal gelegen. Wenn man hier oben ist, glaubt man nicht, dass man nur ca. 10 km Luftlinie vom Gardasee entfernt ist. Eine himmlische Ruhe und eine traumhafte liebliche Landschaft. Eine Passfahrt ließ uns die dunklen Wolken vom Süd-Westen ignorieren. Irgendwann auf dem Rückweg holten sie uns ein und wir fuhren den Pass, der uns noch bei der Abfahrt jubeln ließ, in strömendem Regen hinauf. Na toll! Gott sei Dank war es warm und wir kamen heil und gesund am Auto an. Sachen zum Wechseln hatten wir zum Glück im Wagen. Es waren trotz „Wassereinlage“ tolle 85 km auf einem teilweise 800 m hohen Plateau zwischen wunderschönen Bergen. Natürlich war für den nächsten Tag „flach“ angesagt. Das bedeutete lockere 70 km nach Peschiera und zurück, danach Swimmingpool an unserem Hotel.
Der vorletzte Tag sollte es also werden, der Tag, an dem wir den Monte Baldo knacken wollten. Uns erwartete ein 28 km Anstieg mit Passagen von 15%. Aber unsere Kondition hatte sich gut aufgebaut. Wieder ging es erst 18 km flach zum Einrollen, bis es dann von Torri links ab in die Steigung ging. Das Wetter konnte nicht besser sein. Und so kletterten wir gemächlich bis ca. 1000 m über dem Meer – entspricht in diesem Falle auch 1000 m über dem Gardasee – nach Zeno und nach Prada. (Muss ich erwähnen? Anke im Oberlenker und im Sitzen.) Bis hier kann man den Monte Baldo mit dem Rennrad befahren. Irgendwann geht es dann nur noch mit dem Mountain Bike weiter. In Prada ging es links rein zu einem Gasthaus, wo wir vier italienische „Rennradrentner“ trafen und wir wurden gleich herzlich in die Mitte aufgenommen. So gut es ging, haben wir uns mit Händen und Füßen unterhalten, wobei Anke durch ihr Spanisch Einiges mehr verstehen konnte. Eine tolle Stunde saßen wir dort in der kühl-warmen Sonne auf ca. 1000 m. Die Abfahrt – leider ja nicht mit abgesperrten Straßen – war super, immer zwischendurch die Hände entkrampfen vom Bremsen. Auch den Monte Baldo gepackt !!!
Am letzten Tag ließen wir noch einmal alles Revue passieren und fuhren über Torbole nach Riva und setzten uns an den schönen Badestrand und genossen die warme Septembersonne. Zurück im Hotel verpacken wir gleich unsere Räder für die Heimfahrt am nächsten Morgen.
Fazit von diesen wieder einmal erlebnisreichen acht Tagen: tolles Wetter, wie fast immer im September, nicht zu heiß und nicht zu voll. Wir sind in acht Tagen „leckere“ 580 km mit einem Ruhetag gefahren. Die Kondition hat gestimmt. Anke (konnte oder wollte) mich am Berg nicht stehen lassen. Und wir sind bestimmt nicht zum letzten Mal dort gewesen. Eine Fährenfahrt von Torri nach LImione haben wir dieses Mal gelassen, weil es im Süden doch recht heiß war und dort die Landschaft auch nicht so schön ist. Dort gibt es riesige Campingplatzanlagen, Erlebnisparks, viele Autos und Straßen – einfach nicht so schön. Wichtig für alle, die auch einmal zum Lago di Garda fahren wollen um dort Rennrad zu fahren – vergesst die Rücklichter nicht. Es gibt auch auf der Ostseite einige kleine Tunnel.
Arrivederci, Ciao, Salute
Anke & Rainer
Bürgerreporter:in:Thomas Hebecker aus Laatzen |
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