Nach der CeBIT feiern ohne Ende
3. CeBIT-Run am Donnerstag, den 3. März 2011 Computermesse und Laufveranstaltung. Ob das wohl zueinander passt? Diese Frage wird sich sicher fast jeder Erstteilnehmer am Langstreckenlauf über die CeBIT in Hannover stellen. Eine Horde ungestümer, transpirierender Teilnehmer einer Ursportart dringt in das Revier einer Spezies von Anzugträgern ein. Bekommen die Athleten die kalte Schulter gezeigt? Sind die Spezialisten von den Messeständen schon ins Nachtleben von Hannover abgetaucht? - Oder freuen sich die Damen und Herren vielleicht über ein wenig Ablenkung vom harten Messealltag?
Der Veranstalter Deutsche Messe AG führt mit eichels: Event GmbH (Organisation) das Laufereignis zum dritten Mal durch. Messeschluss ist um 18:00h und um 19:00h wird der Lauf über das gesamte Ausstellungsgelände gestartet. Eine Runde ist 3,5 Kilometer lang, wovon geschätzte 80 Prozent durch Hallen führen. Der Teilnehmer kann nach dem Start entscheiden, welche Distanz er laufen will. Maximal sind sechs Runden möglich, die Zeitbegrenzung beträgt zwei Stunden. Ordner und Flatterband sorgen in den Hallen dafür, dass der Weg freigehalten wird. Im Startgeld von 20 Euro sind eine Messekarte (gültig ab 15:00h) und Gutscheine für Nudelgericht und alkoholfreies Bier enthalten. Begleitpersonen können ab 18:00h kostenlos das Messegelände betreten.
Halle 20 gehört nicht zum Ausstellungsgelände der CeBIT, steht leer und ist ungeheizt. Ein Teil der Fläche steht Sportlern zum Umziehen und Ausruhen an Biertischgarnituren zur Verfügung. An der „Garderobe“ können Sporttaschen zur Aufbewahrung abgegeben werden. Nach dem Lauf werden hier Biere eingeschenkt und Nudeln abgefüllt. Die Startlinie befindet sich in Halle 19, die Startaufstellung reicht unter Umständen bis in Halle 20 hinein.
Kurz vor 19:00h hat sich das mit Absperrgittern abgegrenzte Startareal gefüllt. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Durch Halle 19 dröhnt Musik. Messechef Raue hält eine Ansprache und schickt mit einem Startschuss die wilde Meute durch die Hallen. Drei Runden (10,5 Kilometer) über´s Messegelände habe ich mir vorgenommen. Kurz nach dem Start ist es auf der Strecke durch die Welt der Messestände noch ein wenig eng. Volle Konzentration ist angesagt. Die Stände befinden sich auf einem erhöhten Niveau und die Ecken sind nicht abgerundet.
Schon bald hat sich das Feld entzerrt und auf dem Parcours lässt es sich entspannt laufen. Ich bin überrascht, wie viele Menschen am Rand der Strecke auf ihren Ständen stehen, begeistert applaudieren und emsig fotografieren. Es macht Spaß bei solch einer Resonanz durch die bunte CeBIT-Messewelt zu laufen. Fasziniert beobachte ich vier Sikhs hinterm Absperrband. Vermutlich sind sie aus dem fernen Asien und haben so ein (Lauf-)Spektakel noch nie gesehen. Können sich gar nicht wieder einkriegen und fotografieren was ihre Kameras hergeben. Ich stelle mir vor, dass bei deutschen Ferntouristen die gleiche Fotografier-Begeisterung entsteht, wenn eine Horde Kühe durch einen indischen Supermarkt rennen würde.
Zwischen gut geheizten Ausstellungshallen führt die Runde auch über unterschiedlich lange Passagen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch´s Freie. Das wird aber bei zunehmender Rundenzahl als angenehm empfunden, weil sich einige Sportler beim Umkleiden durch die ungeheizte Halle 20 beeinflussen ließen.
Eigentlich sind die Öffnungszeiten der CeBIT bis 18:00h ausgewiesen. Auf meiner letzten Runde (bis 20:00h) tummeln sich an einigen Ständen immer noch reichlich Aussteller und Besucher. Hier und da findet Livemusik statt, während an der nächsten Ecke oder Halle Musik aus der Konserve schallt, dass fast die Lampen von der Decke fallen. - Es ist die Zeit der Standpartys. Bei der traditionellen Kundenparty der Telekom (zwei Tage vorher) vergnügten sich 3000 Gäste.
Und wenn die Stimmung weiter steigt, ist es gar nicht verwunderlich, dass man mal an einem Stand partout kein Ende finden will. So an die 700 Partys werden jedes Jahr auf der CeBIT gefeiert. Damit das nun nicht ausufert, gibt´s feste Spielregeln, die die „Partykontrolleure“ der Messe überwachen: Ende ist um halb zwölf. Und der Veranstalter, der überzieht, zahlt 10 Euro pro Quadratmeter und Stunde. - Von diesen Maßnahmen wird aber der CeBIT-Runner im Normalfall wohl kaum etwas mitbekommen.
Über das Interesse und die Emotionen der Menschen an der Laufstrecke durch die Messehallen war ich am meisten überrascht. Auch ambitionierte Läufer werden an der Atmosphäre der Hallen und der abwechslungsreichen Strecke durch die größte Computermesse der Welt ihre Freude haben. Im nächsten Jahr werde ich beim CeBIT-Run in Hannover auf jeden Fall wieder dabei sein.
www.spargelsprinter.de.vu
Bürgerreporter:in:Rainer Lingemann aus Uetze |
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