Valentin’s Tag

Den gab es wirklich, und zwar in Laatzen, denn hier hatte Herr Valentin vor Jahren eine gern aufgesuchte Gärtnerei mit Blumenverkauf, und wurde auf diesen „seinen“ Tag im Februar immer wieder augenzwinkernd von seinen Kunden angesprochen, und um Rat gefragt.

Zum Valentinstag, dem Tag der Liebenden, habe er meist männliche Kundschaft, wusste er zu berichten, jüngere und ältere, Favorit und am meisten gekauft würden Rosen , doch auch andere Sorten werden verlangt und oft sollen die Blumen eine Botschaft in sich tragen, es gab Kunden, die erkundigten sich bei ihm, welche Blume was sagen will, und immer konnte er helfen, diese speziellen Wünsche durch einen schönen Strauß zu vermitteln, wobei er ausschließlich positive Grüße empfahl, denn es gäbe auch andere, so sage zum Beispiel die Distel:

„Es tut mir leid meine Liebe, aber die Sache mit dir wird mir zu brenzlig“,

für einen solchen Gruß wolle er und seine Blumen am Valentinstag eigentlich nicht zur Verfügung stehen, schon wegen seines eigenen Namens, das gelte auch für den Wunsch nach gelben Nelken, die sagen nämlich

„Du kotzt mich an“, oder Hortensien („eingebildete Zicke“)

aber beides hätte er im Februar ohnehin nicht im Angebot.

Doch es gab auch Männer mit eigenem Fachwissen, und einige wollten am liebsten ein ganzes Bündel schöner Gedanken der Liebsten übermitteln, alle in einem einzigen Strauß verpackt, was manchmal allein durch die Art der Blumen nicht so einfach war, zum Beispiel rote Rosen gemischt mit Edelweiß, Anemonen und einem Zweig Eibe, doch der hätte dann folgende Aussage:

„Ich liebe dich, du bist wunderschön, ich möchte bei dir sein, und zwar für immer“.

Allerdings warnte er davor, es hier zu übertreiben, vor allem wenn die Empfängerin in Sachen Blumensprache nicht so perfekt ist, besser solche Mehrfach-Botschaften nicht alle in einem Strauß bündeln, das verwirrt nur war sein Rat und einiges sollte man seiner Liebsten ja auch besser persönlich sagen,

außerdem können solche Kombinationen leicht falsch interpretiert werden, und verwies auf amerikanische Filme, in denen kamen früher sehr oft – wie ich bestätigen kann – zwei Sätze vor, die jeder für sich gut gemeint sind, zusammen gepackt aber ganz anders rüberkommen.

nämlich
„Versuch noch ein wenig zu schlafen“
und
„Es ist noch kaltes Huhn im Kühlschrank“

Wenn man nun diese liebevollen Angebote wie in einem Blumenstrauß miteinander vermischte, würde daraus:

„Versuch im Kühlschrank noch etwas zu schlafen, du kaltes Huhn“,

das würde nicht passen, es würde alles ins Gegenteil verkehren, das ginge nicht, und fügte augenzwinkernd hinzu, dass er als Berater es dann auszuduschen habe.
(Anmerkung: er bevorzugte die Dusche, nicht die Badewanne.)

Auch Frauen kaufen zum Valentinstag Blumen, hier dominiert allerdings nicht die Rose, bevorzugt werden Blumen, von denen sie wissen, dass der zu beschenkende sie mag, das kann durchaus ein gemischter Strauß sein, wichtig ist, das es frische Blumen sind, und das sie schön arrangiert sind, die Blumensprache spielt hier nur indirekt eine Rolle.

Wie dem auch sei, er ginge davon aus, dass immer alle zufrieden waren mit den Blumen, die sie zum Valentinstag kauften, verschenkten, oder erhalten haben, trotzdem sah er diesem Tag immer mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, denn es war ein Stoßgeschäft, so weit - so gut ,doch er fand, besser wäre ein gleichmäßiger Verkauf aus dem gleichen Anlass das ganze Jahr über, man solle also nicht nur einen Stichtag auf dem Kalender zum Anlass nehmen, um Menschen, die man liebt, Blumen zu schenken.

Zum Valentinstag hatte er allerdings noch einen Tipp für schüchterne Liebhaber, und zwar rosa Rosen, die würden nämlich gleich mehrere Botschaften überbringen, je nach Bedarf.

„ich möchte dich kennenlernen“
„ich möchte dich näher kennenlernen“
„ich möchte dich wiedersehen“

Er zwinkerte mir zu und lächelte als er das sagte,

Herr Valentin war eben ein kluger Mann

Gerd Szallies