Das Ende der Eiszeit

wann wird es wieder Frühling, wann kommt das Licht und die Hoffnung zurück

und genau das sagt uns jährlich, nämlich am 2. Februar, also etwa in der Mitte des Winters, seit 1887 ein amerikanisches Murmeltier mit dem leicht zu merkenden Namen Punxsutawney Phil aus dem kleinen Ort Punxsutawney in Pennsylvania, im Nord-Osten der USA,

der Groundhog Day (Murmeltiertag) ist ein inzwischen weltweit bekanntes Ereignis, das längst Nachahmer gefunden hat, und zwar in mehreren Orten der USA und Kanada,

größeren Bekanntheitsgrad erworben haben sich inzwischen 12 Murmeltiere, die an diesem Tag entweder den Frühling erkennen, oder uns noch sechs Wochen Winter bescheren, und da sie auch nur Menschen sind, wie du ich, können ihr Prophezeiungen durchaus unterschiedlich sein,
wenn sie an diesem Tag, der auch Candlemass Day (Lichtmess) ist, zum ersten Mal im neuen Jahr aus ihrem Bau gelockt werden, um festzustellen ob sie an einem hellen klaren Tag ihren eigenen Schatten sehen, oder bei Schmuddelwetter eben nicht,
man mag es jetzt erstaunlich finden, das schönes Wetter nichts Gutes bedeutet, dann nämlich bleibt der Winter noch sechs Wochen, umgekehrt bei schlechtem Wetter, wird es bald Frühling, doch auch in unseren Breiten kennt man den Satz,

"wenn die Nacht am dunkelsten ist, ist der Morgen mit seinem Licht ganz nah",

wie dem auch sei, einer amerikanischen Studie zufolge, hatten Punxsutawney Phil und seine Kollegen insgesamt eine Trefferquote von 39%, naja,

Orakel-Krake Paul war da erfolgreicher, als er bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika alle Spiele mit deutscher Beteiligung sowie das Endspiel der WM korrekt „voraussagte“,

doch ob das ausreicht, den persönlichen Funken Hoffnung in die Welt zu setzen ist eine andere Sache, trotzdem wünschen wir uns alle mal ein kleines Murmeltier, oder eine schlaue Krake, die uns das Ende einer Eiszeit prophezeit, oder das endlich ein lang gehegter wunderbarer Wunsch doch noch in Erfüllung geht,

aber wie dem auch sei, ob nun mit oder ohne tierischen Beistand, deren Hinweise man dann auch noch zusätzlich richtig deuten muss

- die Aussage, "es wird hageln, mein Dackel hat einen Schluckauf" - wäre sicherlich falsch,

und Wetterfrösche sind fachbezogen,
und ich vermute, sie steigen irgendwann auch nicht mehr die Leiter hoch, wenn nie eine Fliege in die Nähe kommt

manche Prophezeiungen, die früher leicht machbar waren, sind heute nicht mehr so einfach,

eine davon seit dem 1. September 2013 nicht mehr

vor diesem Datum konnte man durchaus sagen:

"Herr Müller, für ein Glas Bier sage ich Ihnen wie Ihre zukünftige Frau heißt"
man bekam ein Glas Bier und sagte dann:

"Herr Müller, der Name Ihrer zukünftigen Frau ist Frau Müller"

seit Urzeiten suchen Menschen nach Hinweisen, die bevorstehende Ereignisse ankündigen, wie die Rückkehr des Lichts, die Rückkehr der Wärme, und die gibt es, die Laubfärbung kündigt Herbst und Winter an, der Jahreszyklus, die Einteilung des Jahres nach Monaten, von denen jeder für sich bestimmte Eigenarten aufweist, sagt uns verlässlich, was wir zu erwarten haben, weil es schon immer so war, jedenfalls für eine längere Zeit während einer fortlaufend beständigen Klimaperiode, die allerdings in unserer Zeit zu kippen droht,
all das diente der Vorhersage,

doch es gibt auch die persönlichen Eiszeiten, in zwischenmenschlichen Beziehungen, die Eiszeit in den Herzen, und die Suche nach Hinweisen auf deren Ende, oder, und sicher besser, wie man sie, vielleicht auch durch eine sehnsüchtig erwartete Geste dann durch eigenes Tun beenden kann, vor allem, wenn man sie selbst herbei geführt hat,

die Worte "Verzeih mir bitte" haben immer Zauberwirkung, zumindest wären sie dann angebracht,

apropos Zauber, manchmal, wenn ein "Happyend" an Bedingungen geknüpft ist, lässt uns das Schicksal oft ein wenig zappeln,
wohl nicht ganz so schlimm, wie in dem Barbarossa-Gedicht von Friedrich Rückert beschrieben
dass er im Jahr 1817 über den zum langen Schlaf verdonnerten Kaiser des römisch-deutschen Reiches Friedrich Barbarossa (Rotbart) nach eigenen Angaben "Kaiser zwischen Himmel und Hölle", dichtete und veröffentlichte,

da heißt es zum Schluss:

Er spricht im Schlaf zum Knaben
geh hin vors Schloss, oh Zwerg
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg

und wenn die alten Raben
noch fliegen immerdar
so muss ich auch noch schlafen
verzaubert hundert Jahr

doch das ist sicher ein Einzelfall, und diese lange Wartezeit wird von normalen Sterblichen wohl nicht abverlangt,

denn das wäre zu weit für eines Menschen Zeit

und das muss ja auch nciht sein

Gerd Szallies

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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