Veröffentlicht die Region Hannover seit Jahren nicht richtige Wahlergebnisse?

Bild 1 | Foto: Microsoft Clip Art
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Da wir nicht in einer Bananenrepublik leben, mag man es zunächst gar nicht glauben: Im Internet veröffentlicht die Region Hannover Wahlergebnisse, die offenbar nicht richtig sind. Auf diesen Misstand hat bereits der myheimat-Bürgerreporter Karl-Heinz Mücke aus Pattensen-Koldingen am 15.10.2009 in seinem Beitrag http://www.myheimat.de/pattensen/region-hannover-v... hingewiesen. Da ich in einem eigenen myheimat-Beitrag auf die falschen Wahlergebnisse hereingefallen bin und den Beitrag daraufhin aus dem Netz nehmen musste, habe ich mich näher mit der Problematik befasst und folgendes herausgefunden:

Unter dem Link http://www.wahl.hannit.de veröffentlicht die Region Hannover mehrere Wahlergebnisse wie zum Beispiel die der Bundestagswahl vom 27.09.2009. Die Daten präsentieren sich in sehr ansprechenden und übersichtlichen Tabellen und Diagrammen, die es dem Betrachter ermöglichen, die Wahlergebnisse selbst zusammenzustellen, zum Beispiel nach den Erst- oder Zweitstimmen oder nach nüchternen Zahlen oder farbigen Balkendiagrammen. Und natürlich kann man auch nach „Wahlgebieten“ oder „Wahlbereichen“ bzw. Ortsteilen differenzieren. Aber genau da beginnt es problematisch zu werden: Nehmen wir als Beispiel die Stadt Laatzen, die sich im Klappmenü (Bild 2) nach Ortsteilen übersichtlich auffächern lässt. Dieses Klappmenü suggeriert dem Betrachter, dass sich die Stimmen aus den Ortsteilen zu den Stimmen für die Gesamtstadt Laatzen zusammenfügen lassen. Wie Bild 3 bezogen auf die gültigen Stimmen zeigt, ist das aber nicht der Fall: Die Summe der gültigen Stimmen in den Ortsteilen ist nicht mit der Summe der gültigen Stimmen in der Gesamtstadt Laatzen identisch, obwohl die Tabellen oder Grafiken völlig gleich aussehen und jeweils mit „endgültiges Ergebnis“ bezeichnet werden. Des Rätsels Lösung ist simpel und befremdlich zugleich: Bei der Gesamtstadt Laatzen sind die Briefwähler enthalten, bei den Ortsteilen jedoch nicht. Es werden also munter und unbeschwert „Äpfel mit Birnen“ verglichen, ohne dass auf den Systembruch hingewiesen wird. Die für die Ortsteile benannten „endgültigen Ergebnisse“ sind deshalb nicht richtig. Und dies gilt natürlich auch für die sonstigen Differenzierungen, zum Beispiel nach Parteien, Kandidaten (siehe Bild 4) oder nach der Wahlbeteiligung. Immer wenn es um die Ortsteile geht, fehlen die Briefwähler.

Das für Laatzen durchexerzierte Beispiel lässt sich auf alle Ortsteile sämtlicher Städte und Gemeinden in der Region Hannover übertragen. Demnach sind auch die „endgültigen Ergebnisse“ für die Ortsteile von Barsinghausen, Burgdorf, Burgwedel, Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Isernhagen, Langenhagen Lehrte, Neustadt, Pattensen, Ronnenberg, Seelze, Sehnde, Springe, Uetze, Wedemark, Wennigsen und Wunstorf nicht richtig, weil jeweils die Briefwähler unter den Tisch fallen.

Die aufgezeigte Problematik betrifft aber nicht nur die Bundestagswahl 2009 sondern auch etliche frühere Wahlen, die unter dem oben bereits genannten Link http://www.wahl.hannit.de einzusehen sind. Dazu gehören die Europawahl vom 07.06.2009, die Landtagswahl vom 27.01.2008, die Wahl des Regionspräsidenten vom 10.09.2006, die Gemeindewahl vom 10.09.2006, die Wahl zur Regionsversammlung vom 10.09.2006 und die Bundestagswahl vom 18.09.2005. Es gibt also eine längere Tradition im Vergleich von „Birnen mit Äpfeln“. Merkwürdigerweise findet man auf der Internetseite der Region Hannover aber auch Wahlergebnisse, die korrekt sind: Die Ortsratswahl vom 10.09.2006 und die Stichwahl zum Regionspräsidenten vom 24.09.2006. Bei diesen beiden Wahlen sind die Briefwähler den Ortsteilen entweder von vornherein zugeordnet oder sie können nachträglich zugeordnet werden. Es geht also auch anders.

Auf Anfrage hat mir ein Vertreter der Region Hannover gesagt, das Problem sei bekannt, doch dürften bei einer Bundestagswahl aus wahlrechtlichen Gründen die Briefwahlstimmen nicht ortsteilbezogen veröffentlicht werden. Das mag so sein, kann aber nicht entschuldigen, dass offenbar seit Jahren für die Ortsteile in der Region Hannover nicht richtige „endgültige Wahlergebnisse“ veröffentlicht werden. Bisher hat die Region Hannover aus einem ihr offenbar bekannten Missstand keine Konsequenzen gezogen.

Niemandem wird unterstellt, die Wahlergebnisse für die Region Hannover seien manipuliert worden. Andererseits wird aber offenbar sehr oberflächlich und großzügig mit dem wertvollsten Gut der Demokratie, nämlich der Stimme des Wählers, umgegangen. Warum soll der Wahlberechtigte zukünftig seine Stimme überhaupt noch abgeben, wenn das Wahlergebnis hinterher sowieso nicht richtig wiedergegeben wird?

Bürgerreporter:in:

Klaus Hoffmeister aus Laatzen

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