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Spaziergänge rund um die St. Gertrudenkirche in Laatzen-Gleidingen

Mit ca. 4.400 Einwohnen ist der Ortsteil Gleidingen nicht gerade der größte der Stadt Laatzen, doch bei Weitem der älteste. Bereits im Jahre 983 wird das Geschlecht derer von Gledingen erstmals in einer Urkunde erwähnt. Und im Jahre 1250 wird erstmals ein Pfarrer Henricus de Gledinge erwähnt, so dass ab diesem Zeitpunkt eine Gleidinger Kirche als gesichert gilt. Damit ist sie eine der ältesten Kirchen im Großraum Hannover. Die Schutzpatronin und Namensgeberin der Gleidinger Kirche, die Heilige Gertrud von Nivelles, wird erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahre 1325 erwähnt.

Auf der Homepage http://www.kirche-gleidingen.de/ wird die bauhistorische Bedeutung von St. Gertruden wie folgt beschrieben:

„Die St. Gertrudenkirche ist ein einschiffiger romanischer Bruchsteinbau, an dem noch heute Reste von den ursprünglichen Stilelementen zu erkennen sind. Spuren der romanischen Innenarchitektur reichen bis in eine Tiefe von 120 cm und lassen auf den Bau im 12. Jahrhundert schließen. Der barocke Westturm ist in den Jahren 1720 bis 1725, nach Verfall des alten Kirchturmes errichtet worden. Die heutige Form mit den klassizistischen Elementen erhielt das Kirchenschiff erst in den Jahren 1820/21. Die Chor- und Apsiswände wurden erhöht und die Fenster und Türen erneuert oder ganz neu gebrochen. Gleichzeitig wurde das heutige Dach aufgesetzt. Ein besonderes Ereignis in der neueren Geschichte der Gemeinde war die Glockenweihe der zweiten Glocke am 2. November 1956. Mehr als 40 Jahre hatte man auf diesen Tag warten müssen, nachdem im Jahre 1916 die zweite Glocke für Kriegszwecke abgeholt und eingeschmolzen worden war. Zu den erhaltenen Kunstschätzen der Kirche gehören ein frühgotisches Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert, das 1954 und 1990 restauriert wurde, ein Taufstein aus dem Jahre 1594 und drei gut erhaltene Grabsteine aus den Jahren 1564, 1620 und 1637, die in die Wand eingelassen sind“.

Aus meinen Fotos wird deutlich wie harmonisch sich St. Gertruden mit der Landschaft und mit dem Ortsbild von Gleidingen verbindet. Um so betrüblicher ist es, dass direkt nördlich des Kirchenbereichs eine denkmalgeschützte Fachwerkscheune mit ehemaligen Gesindewohnungen verfällt (siehe Fotos 11 und 12). Ein einmaliges städtebauliches Ensemble droht unwiederbringlich verloren zu gehen. Offenbar sind die Eigentümer nicht imstande, die dringend notwendigen Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Sollte die Stadt Laatzen, die fast 5 Millionen Euro in ein völlig überdimensioniertes Familienzentrum in Rethen stecken will, nicht in der Lage sein, den armen Besitzern der denkmalgeschützten Scheune, ein paar Dachbalken- und Dachziegel kostenlos zur Verfügung zu stellen? Oder soll hier ganz bewusst ein Baudenkmal verfallen, um Kasse machen zu können? Es gruselt einem, wenn man sich in diesem städtebaulich äußerst sensiblen Bereich „repräsentative Villen im Landhausstil“ vorstellt. Was haben sich die Väter unseres Grundgesetztes wohl gedacht, wenn sie in Artikel 14 formuliert haben: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“. Schnee von gestern? Nein! Gleidinger wacht auf!

  • Foto 11: Vergängliches auf dem Friedhof und dahinter (einsturzgefährdete denkmalgeschützte Scheune)
  • hochgeladen von Klaus Hoffmeister
  • Bild 11 / 15
  • Foto 12: Denkmalgeschützte und trotzdem verfallsbedrohte Scheune mit ehemaligen Gesindewohnungen
  • hochgeladen von Klaus Hoffmeister
  • Bild 12 / 15
  • Foto 13: St. Gertruden von Süden (Am Meyerkamp) her gesehen
  • hochgeladen von Klaus Hoffmeister
  • Bild 13 / 15
  • Foto 14: Fast ein Gemälde - St. Gertruden und Gleidingen
  • hochgeladen von Klaus Hoffmeister
  • Bild 14 / 15
  • Foto 15: St. Gertruden aus der Ferne (von der Koldinger Eiszeit-Terrasse aus gesehen)
  • hochgeladen von Klaus Hoffmeister
  • Bild 15 / 15

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8 Kommentare

Nanu, da war doch eben noch ein Kommentar von Waltraud Röhrich aus Laatzen vom 13.04.2010 von 23:11 Uhr und 23:14 Uhr: "Schade um die Scheune, aber die Kosten, man hätte aus der gut ein Dorfgemeinschaftshaus machen können, denn so etwas fehlt im Ort. Jetzt wird sie wohl abgerissen".

Andreas: Nun ist der Kommentar verschwunden und Deine Frage bzw. Feststellung steht im luftleeren Raum. Seltsame Geschichte, nicht nur mit dem Kommentar sondern auch mit der Scheune.

Aber noch eine Anmerkung: Solange das Dach intakt ist, verfällt ein Bauwerk relativ langsam. Aber sobald das Dach offen ist, und das ist hier der Fall, geht es ruckzuck. Ist das gewollt? Wenn es so wäre, was ich nicht hoffe, verliert das Gebäude seinen Denkmalschutzstatus und dann darf die Planierraupe und dann der Investor kommen. Dann ist alles ganz legal, nur leider sehr, sehr traurig! Und natürlich hätte die Stadt Laatzen hier beizeiten konstruktive Vorschläge zur Nutzung machen können. Vielleicht ist das ja auch geschehen. Ich weiß es nicht! Aber vermutlich fehlt der Stadt Laatzen wegen der zahlreichen Großprojekte, die erst nach der Pleite von Lehmann Brothers beschlossen wurden, das entsprechende Kleingeld, mit dem zumindest erst mal das Dach hätte wieder geschlossen werden könnte. In jedem Fall ist der bewußte Verfall der "Gleidinger Scheune" eine echtes Trauerspiel, egal was dahintersteckt.

Übrigens habe ich auch die Leine-Nachrichten informiert, die sich aber bisher in tiefes Schweigen hüllen.

Waltrauds Kommentar steht doch noch unter Foto 9.
Ich schreib nur aus Gewohnheit meist keine Kommentare unter Fotos sondern im Kommentarhauptbereich und hab ihren Text hier zitiert.

Was das Trauerspiel betrifft - ja, ist bedauerlich.
Aber wenn der Besitzer kein Interesse an der Erhaltung hat, kann man ihm das nicht vorwerfen.

Andreas: Danke für den Hinweis! Und Waltraud: Sorry.

Andreas Du hast recht: Legal ist legal, auch wenn legal ein Trauerspiel ist.

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