Was fällt eigentlich alles in den Aufgabenbereich der DRK-Bereitschaft Laatzen, Herr Hentschel?
Florian Hentschel ist stellvertretender Leiter der DRK-Bereitschaft Laatzen und Pressesprecher des DRK-Mutterverbands der Region Hannover. Im E-Mail-Interview spricht er über denkwürdige Einsätze, die er erlebt hat, und beschreibt die Spendenbereitschaft der Menschen in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise.
Was zeichnet die Laatzener DRK-Bereitschaft aus?
Die Laatzener DRK-Bereitschaft zeichnet sich als ein freundliches und nettes Team aus. Die ehrenamtliche Rotkreuz-Gruppe besteht seit 1957. Wir haben zwar ein recht junges Durchschnittsalter, jedoch öffnet sich ganz unten eine Lücke. Wir sind im Moment 25 Helfer im Alter von 16 bis 57 Jahren. Darunter sind neun Frauen und 16 Männer. Da wir alle ehrenamtlich im DRK tätig sind, haben wir etliche Berufsgruppen im Team: Von der Bäckerin über die Erzieherin, den Einzelhandelskaufmann, Verwaltungsangestellten bis hin zum Krankenpfleger, Rettungsassistenten und Arzt.
Und wo zwickt es?
Genauso wie in anderen Vereinen fehlt uns der Nachwuchs. Da wir bisher noch keine Jugendrotkreuzgruppe haben, können wir eigentlich erst Interessenten ab dem 16. Lebensjahr aufnehmen. Wer sich gern sozial und medizinisch am Menschen in seiner Freizeit engagieren möchte und dies in einem jungen, netten und lustigen Team tun möchte, ist bei uns herzlich willkommen.
Beim DRK denken viele Menschen an Blutspendetermine und Altkleidersammlung. Was fällt noch in den Aufgabenbereich Ihrer DRK-Gruppe?
Die Hauptaufgaben einer DRK-Bereitschaft sind einmal die Sanitätsdienste, auf diversen Veranstaltungen, wo wir mit der Bereitstellung von Rettungs- und Krankenwagen und Sanitätspersonal die medizinische Versorgung sicherstellen. Die zweite Hauptaufgabe: Wir agieren im Rahmen von Großschadenlagen und im Katastrophenschutz in der Region Hannover mit. Außerdem engagiert sich die Laatzener DRK-Bereitschaft im Bereich der Notfallrettung im Bedarfsfall, d.h. sie kann durch die Regionsleitstelle Hannover bei Überlastung der regulär vorgehaltenen Rettungswagen des hauptamtlichen Rettungsdienstes alarmiert werden. Damit wird sichergestellt, dass es eine fach- und zeitgerechte Versorgung der Notfallpatienten gibt. Daneben unterstützen wir die ortsansässigen DRK-Ortsvereine in deren Tätigkeiten der Senioren- und Blutspendearbeit. Außerdem kommen dann weitere Aufgaben, wie eben Gebrauchtkleidersammlungen etc. dazu.
Haben Sie schon kuriose Einsätze erlebt, an die Sie gern zurückdenken?
Der schönste Einsatz war der Dienst während der Fußballweltmeisterschaft 2006. Das DRK hat hier an den fünf Spieltagen in Hannover jeweils einen sogenannten Behandlungsplatz gestellt. Wir haben auf dem Schützenplatz in Hannover parat gestanden. Daneben sind wir etliche Dienste beim Fan-Fest am Waterlooplatz gefahren. Die Atmosphäre war unglaublich. Aber als meinen ersten richtigen Einsatz beim DRK wird mir auch das ICE-Unglück von Eschede – allerdings negativ – im Kopf bleiben. Aber auch das Feuer im ehemaligen Stadtbad in Laatzen sowie einige andere Einsätze bleiben im Kopf.
Sie waren in diesem Jahr mit einem Team beim Laatzener Stadt- und Sportfest dabei. Nehmen die Besucher Sie wahr oder werden Sie nur im Notfall beachtet?
Ja, wir verbinden in der Regel solche Sanitätsdienste auch mit der Möglichkeit, der Bevölkerung und hier insbesondere den Kindern unsere Rettungswagen vorzustellen. So können wir schon den Kindern die Angst vor dem Fahrzeug und auch dem Personal nehmen. Kinder reagieren in Notfallsituationen fast immer ängstlich, weil sie ja nicht wissen, was gerade mit ihnen passiert. Die Bezugspersonen, die Eltern, sind natürlich in Notfallsituationen ebenfalls deutlich aufgeregt und angespannt, was sich immer auf die Kinder überträgt. Mit diesen Vorstellungsaktionen, die wir auch in Kindergärten machen, führen wir die Kinder spielerisch an uns heran, sodass die Angst verfliegt und die Neugier siegt. Grundsätzlich werden wir schon wahrgenommen, wobei viele Menschen erstaunt sind, dass wir diese Aufgabe ehrenamtlich, vergleichbar mit einem Sportverein, durchführen.
Bei welchen Veranstaltungen sind Sie 2009 noch im Einsatz? Was ist das Besondere bei einem Einsatz?
Wir haben in diesem Jahr etliche Veranstaltungen sanitätsdienstlich betreut. Einmal sind dies Stadt- und Straßenfeste in Laatzen aber auch die vielen Reitturniere im Umkreis von Laatzen. Wir haben als DRK-Region Hannover den Sanitätsdienst während des weltgrößten Schützenfestes in Hannover gestellt. Wir betreuen zahlreiche Veranstaltungen schon seit mehreren Jahren, wie das Radrennen "Rund ums Leine", den Hiddestorfer Rübenlauf und das Grasdorfer Brunnenfest. Der Sanitätsdienst bei den „German Classics“ Ende Oktober ist in zwei Bereichen etwas Besonderes. Einmal ist es eine internationale Großveranstaltung, die über mehrere Tage dauert und damit schon allein logistisch für uns als Ehrenamtliche umfangreich ist. Und das zweite, da dort die Reiterweltelite startet. Als weiteres Highlight betreuen wir seit September die Heimspiele der TSV Hannover-Burgdorf in der Handball-Bundesliga.
Vor Kurzem haben Sie bei myheimat einen Spendenaufruf für ein 16-jähriges Mädchen aus Bosnien gemacht, das unter einer seltenen Autoimmunerkrankung leidet. Wie würden Sie die Spendenbereitschaft der Laatzener beschreiben?
Die Spendenbereitschaft allgemein ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Es gibt jedoch auch schöne Ausnahmen. So konnten wir vom Diakoniekrankenhaus Annastift Mitte September zwei gebrauchte, jedoch voll funktionsfähige und kaum genutzte EKG-Defibrillatoren kostenlos übernehmen.
Dieser Spendenaufruf für das Mädchen aus Bosnien wurde für die DRK-Auslandshilfe der DRK-Region Hannover gestartet, welche seit einigen Jahren regelmäßig nach Bosnien-Herzegowina fährt und dort Hilfe für Selbsthilfe gemeinsam mit dem örtlichen Roten Kreuz organisiert. Selbst die Unterstützung seitens Firmen und der Stadtverwaltungen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das liegt in der Regel an der momentanen Wirtschaftslage, weshalb ich und auch das DRK keinem dies persönlich nimmt. Wir haben durch unsere eigenen Mitglieder, im Moment noch ausreichend Potential, dass wir unsere Aufgaben erfüllen können. Wir würden uns insbesondere von der Politik im Rahmen der Rettungsdienst-Ausschreibung deutlich mehr Zuspruch und Rückenstärkung wünschen. Wir, als Laatzener DRK-Bereitschaft, haben schon und werden noch etliche zusätzliche Arbeitsstunden in Renovierungsarbeiten in die Wache steckt, wo wir sicherlich noch fachmännische Hilfe benötigen. Als einfach mal melden.
Mal abgesehen vom DRK: Was macht Laatzen lebenswert?
Also ich wohne seit meinem vierten Lebensjahr in Laatzen, also seit 28 Jahren. Ich genieße das Stadtleben mit der schnellen Möglichkeit in die Natur, Leinemasch oder Kronsberg, zu kommen. Ich fühle mich in Laatzen zu Hause und lebe gern hier, weil es fast alles gibt, was man braucht. Und doch ist es, trotz den paar Hochhäusern, überschaubar und gemütlich. Die räumlich Nähe zur Natur auf beiden Seiten der Stadt sowie die bereits vorhandenen Grünzüge im Stadtbild machen Laatzen lebenswert.
Und was sollte in Laatzen besser werden?
Wir brauchen in Laatzen dringend ein Kino, eine deutlich verbesserte Veranstaltungsreihe durch die Stadt und die Vereine. Interessengemeinschaften und Organisationen führen schon sehr viel durch. Wir haben einen sehr schönen Park der Sinne, wo Veranstaltungen durchgeführt werden können. Aber auch die Stadtteilfeste Brunnenfest und Eichstraßenfest müssten mehr unterstützt werden. Ein weiteres großes Problem ist ja nun das Leine-Center, in dem aufgrund etlicher Insolvenzen zahlreiche Geschäfte zugemacht haben. Des Weiteren ist eine Umgestaltung des Marktplatzes und der Marktstraße dringend notwendig, um diesen städtebaulichen Bereich aufzuwerten. Beides ist ja auch geplant. Genauso wäre ein weiterer Stadtbahnanschluss zum Kronsberg/Bemerode sehr sinnig, denn so würden zeitraubende Strecken verringert. Ich bin überzeugt davon, dass es in gemeinsamen Aktivitäten zwischen Stadtverwaltung, Politik und Vereine zu schaffen ist, die Stärken dieser kraftvollen Stadt hervorzuheben. Laatzen hat mit dem Park der Sinne, dem aquaLaatzium und der Nähe zum Expogelände die große Möglichkeit dazu.
myheimat-Team:Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister |
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