Musik als Therapie

Der 15-jährige Schüler Roman liebt seine Musiktherapie und ist begeisterter Pianist.
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  • Der 15-jährige Schüler Roman liebt seine Musiktherapie und ist begeisterter Pianist.
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Die Möglichkeiten, mit Musik positiv auf die Psyche einzuwirken, sind vielfältig und zeigen vor allem bei Menschen mit schweren körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen deutliche Erfolge. Das Fritz-Felsenstein-Haus setzt seit elf Jahren diese Form der Therapie ein. 12 Einzelpersonen, sowie einige Gruppen und Schulklassen werden dort derzeit musiktherapeutisch betreut.

Klavierspiel als persönlicher Ausdruck
Roman ist fünfzehn Jahre alt, Schüler an der Fritz-Felsenstein-Schule und meistert sein Leben mit einer Mehrfachbehinderung. Er besucht regelmäßig die Musiktherapie bei Ulrike Tusch. Sie ist Diplom-Musiktherapeutin und leitet seit rund eineinhalb Jahren die Musiktherapie des Kompetenzzentrums. Strahlend betritt Roman den Musikraum der Schule und setzt sich ohne zu zögern ans Klavier. Er spielt einfache Melodien, während die Musiktherapeutin ihn zwei Oktaven tiefer begleitet, mit singt und immer wieder mit ihm Blickkontakt auf nimmt. Später überredet sie ihn, zum Schlagwerk zu wechseln und ein Kazoo, ein kleines Blasinstrument, auszuprobieren. Nach diesem kurzen Intermezzo wendet sich Roman schnell wieder dem Klavier zu, seinem Lieblingsinstrument. Zum Abschluss gibt er noch mit Begeisterung Beethovens „Ode an die Freude“ zum Besten. „Roman spricht kaum, mit der Musik gelingt es ihm aber zunehmend besser, seine Gefühle auszudrücken“, sagt Ulrike Tusch.

Musik gemeinsam erleben
Auch Gruppenstunden sind in der Musiktherapie möglich. Drei Erwachsene aus der Förderstätte mit starken motorischen Einschränkungen versammeln sich regelmäßig zur Musiktherapie. Dabei geht es um das gemeinschaftliche Musikerlebnis, aber auch um Sozialverhalten - Perfektion ist hier nicht gefragt. Damit auch jeder mitmachen kann, wird schon mal kurzerhand ein Schlägel an einem Fahrradhelm befestigt. Mit ihren Kopfbewegungen kann dann Jasmin Ohnesorg, die ihre Arme nicht einsetzen kann, das Glockenspiel erklingen lassen. Und auch schwerst-mehrfach behinderte Menschen profitieren von diesem Therapieangebot. Mit Hilfe der Musik nimmt die Therapeutin z.B. den Atemrhythmus ihres Gegenübers auf oder begleitet und kommuniziert über Lautierung.

Musiktherapie wird über Spenden finanziert
„Die Musiktherapie ist eine echte Bereicherung für unser Haus, weil sie einen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass sich Menschen mit Behinderungen öffnen und mit ihrer Umwelt in Kontakt treten – jeder auf seine Weise“, so die Leiterin der Therapieabteilung Dagmar Simnacher. Die Stunden werden flexibel in den Lebensalltag der FFH-ler integriert. Durch den interdisziplinären Austausch zwischen Therapieabteilung, Schule, Tagesstätte, Internat und Förderstätte wird individuell beurteilt, für wen eine musiktherapeutische Förderung sinnvoll ist. In ihrer Wirkung ist Musiktherapie sehr vielfältig: Beziehungsaufbau, Kreativität, Selbstvertrauen oder auch die Vermittlung von Freude an Ausdruck und Bewegung sind einige der positiven Effekte.

Die Finanzierung dieses Angebots kann das Kompetenzzentrum nur über Spenden bestreiten, da Musiktherapie keine kassenärztliche Leistung ist. „Dank einiger treuer und großzügiger Spender wie Herrn Dr. Mahler und einer privaten Stiftung konnten wir die Musiktherapie so ausbauen, dass heute mehr Betreute davon profitieren“, so FFH-Geschäftsführer Gregor Beck.

Bürgerreporter:in:

Gerlinde Weidt aus Königsbrunn

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